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Humanitäres Engagement : Vom Wallis nach Tanguiéta (Benin)

«Wir landeten um Mitternacht und waren kaum aus dem Flugzeug ausgestiegen, als uns auf dem Parking schon die erste Mutter fragte, ob wir ihr Kind operieren könnten. Solche Geschichten erleben wir regelmässig, wenn wir nach Benin reisen», erzählt Dr. Patrice Zaugg, Chefarzt der Abteilung für plastische Chirurgie des Spital Wallis in Siders. Er führt die Tradition seines Vorgängers Dr. Pierre Schertenleib fort: Jedes Jahr begibt sich eine Delegation des Spital Wallis ins Hôpital Saint Jean de Dieu in Tanguiéta im Norden des afrikanischen Landes Benin.

Patienten aus den Nachbarländern
Das Spital in Tanguiéta wurde 1970 erbaut und verfügt heute über rund 250 Betten, wovon ca. 100 für Kinder. «Es ist eines der besten Spitäler in der Region und die Leute kommen von weit her, um sich hier behandeln zu lassen. Aus Benin, aber auch aus den Nachbarländern Nigeria, Burkina Faso und Togo», erklärt Dr. Eric Weber, Chefarzt der Abteilung Anästhesie und Reanimation im Spital Siders. «Trotzdem müssen wir oft mit einfachsten Mitteln zurechtkommen. Fehlendes Material und Pannen gehören hier zum Alltag», lacht er.

Das Spital Wallis verfolgt in Benin ein langfristiges Engagement, das auf einer offiziellen Zusammenarbeitsvereinbarung beruht. Jedes Jahr begibt sich eine 5-köpfige Delegation (ein Kader- und ein Assistenzarzt für plastische Chirurgie, ein Kaderarzt und eine Pflegefachperson für Anästhesie sowie eine Operationsassistentin) für zwei bis drei Wochen in das afrikanische Spital. Zudem schliesst sich manchmal ein Mitarbeiter des technischen Dienstes der Delegation an. In Tanguieta geht die Arbeit nie aus. Direkt am Tag nach der Ankunft – nach einer abenteuerlichen ganztägigen Busreise vom Flughafen zum Spital bei chaotischen Strassenverhältnissen – geht es ans Werk, 6 Tage pro Woche.

Operationssaal steht zur Verfügung
Die Walliser Equipe arbeitet vor Ort selbständig, «um die lokalen Teams nicht zu überlasten», erklärt Dr. Weber. Ein Operationssaal steht zur Verfügung. Manchmal assistieren die lokalen Ärzte ihren Schweizer Kollegen bei den Operationen und können sich so weiterbilden. «Die Hälfte unserer Operationen betrifft Kinder», sagt Dr. Zaugg. «Am meisten behandeln wir Hasenscharten, Verbrennungen und Missbildungen. Bei den Erwachsenen handelt es sich ebenfalls häufig um Verbrennungen oder Wunden nach offenen Brüchen.»Andere ausländische Delegationen sind ebenfalls häufig in Tanguiéta anzutreffen, wodurch die Kontinuität der chirurgischen Behandlung der Patienten in dieser Region gewährleistet ist.

Unterstützung durch den Verein Atacora-Valais
Die Arbeit in Benin wird einerseits durch den Fonds «Benin» des Spital Wallis und andererseits durch den Verein Atacora-Valais finanziert. Dieser karitative Verein wurde im März 2015 gegründet mit dem Ziel, in den Spitälern von Tanguiéta (Benin) und Afagnan (Togo) längerfristig medizinische, paramedizinische, technische und schulische Hilfe zu leisten.

Über den Autor/die Autorin

Joakim Faiss

Journaliste - Collaborateur spécialisé en communication

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