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Unwettergeschädigte von Siders: die Gesundheitsfachpersonen des Pools Psychiatrie und Psychotherapie des CHVR an vorderster Front

Die Gesundheitsfachpersonen des Pools Psychiatrie und Psychotherapie des Spitalzentrums des französischsprachigen Wallis (CHVR) reagierten nach den Überschwemmungen in Siders angesichts der Notlage der geschädigten Bevölkerung unverzüglich auf einen Aufruf der Dienststelle für Gesundheitswesen. In Zusammenarbeit mit dem Sozialmedizinischen Zentrum (SMZ) wurde ein Notfallplan erstellt, um vor Ort zu intervenieren und den über 300 geschädigten Personen des Quartiers von Sous-Géronde in Siders und Chippis eine psychologische Unterstützung anzubieten. Die aufgebotenen Gesundheitsfachpersonen führten ohne Zögern zahlreiche Überstunden aus, um den vom Unwetter betroffenen Personen zu helfen.

Lage immer noch prekär

Die Situation ist schwierig: Die 141 evakuierten Personen wissen immer noch nicht, wann oder ob sie überhaupt wieder in ihre Wohnungen zurückkehren können. Sie durften in Anwesenheit des Zivilschutzes nur rasch die wichtigsten Sachen holen.

Rasche Mobilisierung

Die neun Gesundheitsfachpersonen des Kompetenzzentrums Psychiatrie und Psychotherapie (CCPP) und der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie für Kinder und Jugendliche gingen aktiv auf die Personen zu. Sie klopften an die Türen und boten der betroffenen Bevölkerung einen Kaffee an, um ins Gespräch zu kommen. Die aufgebotenen Pflegefachpersonen arbeiteten ununterbrochen und führten durchschnittlich 35 bis 45 Gespräche pro Tag.

Anhaltende psychologische Unterstützung

Mit den meisten Personen fanden mehrere Treffen statt. «Die Leute waren vorerst sprachlos und schockiert. Jetzt sind sie verängstigt und angesichts der Ungewissheit verärgert», erzählt Cindy Perruchoud, Verantwortliche der Pflegestation im CCPP von Siders. «Sie wissen nicht, ob sie wieder in ihre Wohnungen zurückkehren können. Bei zahlreichen Personen ohne Versicherung wird die Angst noch durch materielle und finanzielle Sorgen verstärkt», führt die Pflegefachfrau aus. Bei den Personen, die sie mehrmals treffen konnten, stellten die Gesundheitsfachpersonen trotz der objektiv schwierigen Situation innerhalb weniger Tage eine positive Entwicklung fest.

Ältere Menschen besonders gefährdet

Die ältere Bevölkerung ist in den überschwemmten Quartieren besonders gefährdet, vor allem dann, wenn die Familie nicht vor Ort ist und keine Angehörigen helfen können. “Wir besuchten mehrere Personen bei ihnen zu Hause, da sie sich nicht fortbewegen konnten, um uns zu treffen“, erzählt Jessica Vergères, Pflegefachfrau mit Spezialgebiet Psychiatrie. “Ich erinnere mich an eine 85-jährige Frau, die in ihrem Haus ohne Strom auf einem Stuhl sass und einen Gipfel ass.  In diesem Alter steckt die eigene Wohnung voller Erinnerungen an das gesamte Leben. Es ist sehr schwer, das alles zu verlieren. Manchmal sind eine psychologische Unterstützung und die Hilfe von Sozialberaterinnen und -beratern unentbehrlich.”

Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche

Die Kinder waren auf eine andere Art und Weise betroffen. Sie verloren ihre Orientierung. Aurore Domont, eine der anwesenden Pflegefachfrauen, erzählt: «Ein Knabe prägte uns besonders. Er machte sich grosse Sorgen, dass er nicht mehr zu seinen Freunden gehen konnte, weil er bei der Überschwemmung sein Velo verlor. Wir brachten ihm deshalb ein Velo mit, damit er seine Freunde wieder sehen konnte», erzählt die Pflegefachfrau gerührt.

Dank und Anerkennung

Angesichts dieser Notlage war der Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Spital Wallis vorbildlich. Sie intervenierten nicht nur als Fachpersonen, sondern auch als Mitmenschen. In diesem besonderen Zusammenhang erhält der Dank des Generaldirektors des Spital Wallis, Prof. Eric Bonvin, seine volle Bedeutung:

«Wir danken den Gesundheitsfachpersonen des Pools Psychiatrie und Psychotherapie des Spitalzentrums des französischsprachigen Wallis für ihre rasche Reaktion auf diese Notlage, für ihren unermüdlichen Einsatz, ihre Mitmenschlichkeit und ihre Verfügbarkeit.»

Prof. Eric Bonvin, Generaldirektor des Spital Wallis

Ab sofort wird die psychologische Unterstützung der von der Überschwemmung betroffenen Bevölkerung in Siders vom Sozialmedizinischen Zentrum (SMZ) von Siders übernommen. Info: Sozialmedizinisches Zentrum | SMZ Siders Region Siders (cms-sierre.ch)

Links
Wallis: Industrie in Siders und Chippis steht still – Blick
Hochwasser gefährdet Zukunft der Aluminiumindustrie in Siders – News – SRF



Über den Autor/die Autorin

Francesca Genini-Ongaro

Collaboratrice spécialisée en communication