Medizin & Pflege Testimonials

Die wohltuende Wirkung der Musiktherapie

Emilie Vuissoz

Die Abteilung Palliativpflege des Spitalzentrums des französischsprachigen Wallis verfolgt einen avantgardistischen Ansatz der integrativen Medizin. Seit mehreren Jahren bietet eine Musiktherapeutin mit ihrer Intervention den Patientinnen und Patienten sowie ihren Angehörigen Momente der Aufmunterung, der Harmonie und des Austausches. Emilie Vuissoz, Musikerin und Musiktherapeutin, erzählt uns von ihrer Erfahrung im Bereich der Klangpflege.

Emilie Vuissoz
Einen nonverbalen Kommunikationskanal öffnen

«Die Musiktherapie, die ich im Spital anbiete, ist im Wesentlichen rezeptiv. Die Patienten nehmen die Musik in Form einer Klangpflege auf. Die Therapie wird immer von Gesang begleitet, der an die Bedürfnisse der behandelten Person und an ihren aktuellen Zustand angepasst ist.»

Vibrierende Instrumente mit wohltuender Wirkung

«Ich benutze vibrierende Instrumente wie zum Beispiel das Monochord, das ich direkt auf den Körper der betreffenden Person legen kann. Diese Instrumente mit ihrer akustischen Vibration haben eine wohltuende und beruhigende Wirkung, so dass Schmerzen und Ängste reduziert werden können. Die Musiktherapie bietet einen nicht wertenden Austausch, der über die Sprache hinausgeht. Es sind immer einmalige Begegnungen, die ich nie vergessen werde. Mir wird dadurch bewusst, wie kräftig und gleichzeitig zerbrechlich das Leben ist.»

Emilie Vuissoz lädt uns ein, ihre musikalische Welt in Bildern zu entdecken. (Auf Französisch)
Kein «richtig» oder «falsch»

«Während der Therapie können die Patentinnen und Patienten die Instrumente und Töne wählen, die sie bevorzugen. Es sind also auf sie persönlich abgestimmte Sitzungen, an denen sie sich aktiv beteiligen können. Die Musiktherapie ermöglicht einen freien und individuellen Ausdruck. Es gibt hier kein “richtig” oder “falsch”, wie dies beim traditionellen Musikunterricht der Fall ist.»

Ein Spalt, der eine Tür öffnen kann

«Das Bild eines Spalts, wie eine Tür, die sich öffnet, zeigt das Potenzial der Musiktherapie auf. Die persönliche Sensibilität der Therapeutin oder des Therapeuten spielt beim Erleben der Musiktherapie eine wesentliche Rolle. Jede Fachperson verfügt über einen Ansatz, der ihre Persönlichkeit und ihr tiefstes Lebensverständnis widerspiegelt.»

Verbindend und ausgleichend wirken

«Bei meiner täglichen Arbeit stelle ich fest, dass die Musik besonders in schwierigen Momenten wie dem Lebensende, wenn die Angehörigen anwesend sind, verbindend und ausgleichend wirkt. Es muss ein feines Gleichgewicht gefunden werden. Man wird zu einem Werkzeug im Dienst des Augenblicks.»

Die Aufnahme der Musiktherapie im medizinischen Bereich

«Auch wenn der Begriff “Musiktherapie” Fragen aufwerfen kann, ist die Aufnahme im Allgemeinen sehr positiv. Manchmal verwende ich den Begriff “Musik”, der verständlicher ist. Wir schaffen einen Raum, in dem die betroffenen Person etwas erhält, das ihr guttut. Es handelt sich um einen Austausch ohne Wertung.»

Die Bedeutung der Zusammenarbeit und der Interdisziplinarität

«Bei meiner Arbeit im Spital schätze ich unter anderem den inter- und multidisziplinären Aspekt, der im medizinischen Bereich notwendig ist. Die Zusammenarbeit mit den Pflegefachpersonen, den Ärztinnen und Ärzten, den Gesundheitsfachpersonen, den Ergotherapeutinnen und -therapeuten sowie alle übrigen Fachpersonen ist sehr bereichernd. Alle tragen ihren Teil bei und wir verfolgen dasselbe Ziel: das Wohlergehen der Patientinnen und Patienten.»

Den Schmerz besser verarbeiten

«Bei meiner Arbeit als Musiktherapeutin im Spitalbereich kann ich regelmässig die schmerzlindernde Wirkung der Musik feststellen. Der Ansatz zeigt ermutigende Ergebnisse und ich würde gerne auch mit anderen Stationen oder Abteilungen wie der Neurologie oder dem Schmerzzentrum zusammenarbeiten.»

Lebenslauf
Seit ihrer frühen Kindheit lebte Emilie Vuissoz in einer musikalischen Umgebung. In ihrer Familie nahm die Musik einen grossen Raum ein. Sie erhielt bis zum Alter von zwanzig Jahren eine klassische Klavierausbildung am Konservatorium. Später entdeckte sie auf mehreren Reisen rund um die Welt neue Formen des musikalischen Ausdrucks und konnte so ihre Praxis ausweiten. Die Begegnung mit anderen Menschen und die Kreativität standen nun im Zentrum ihrer Arbeitsweise. So entwickelte sich ihre Musik ganz natürlich in Richtung einer Musiktherapie, die bereits seit 15 Jahren im Zentrum ihrer beruflichen Tätigkeit steht.

Dr. May Monney, Chefärztin der Abteilung Palliativmedizin des Spitalzentrums des französischsprachigen Wallis (CHVR)

«Wir begleiten unsere Patientinnen und Patienten Schritt für Schritt und tun alles, um ihnen zu helfen. Wir behandeln nicht nur die Krankheiten, sondern auch die Personen, die unter diesen Krankheiten leiden. Die Achtung der Individualität der Patientinnen und Patienten sowie der Angehörigen stellt beim interprofessionellen Ansatz der Palliativmedizin eine Priorität dar. In unserer Abteilung sind mehrere sogenannte «komplementäre» Ansätze wie die Akupunktur, die Hypnose, die Kunsttherapie oder das Gebetsheilen willkommen. Und wir schätzen uns glücklich, seit mehr als drei Jahren auch auf die Musiktherapie als Leistungsangebot für unsere Patientinnen und Patienten zählen zu dürfen.»
Dr. May Monney

Liens utiles

Abteilung Palliativmedizin
Palliative VS
Die Palliativmedizin als Lebenshilfe (hopitalvs.ch)
Revue – Initiative Santé intégrative & Société (santeintegrative.ch)
Ärztin und Heilerin mit derselben Motivation (hopitalvs.ch)
Les chants des lieux | lechantdeslieux

Über den Autor/die Autorin

Francesca Genini-Ongaro

Collaboratrice spécialisée en communication