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Nach der Krankheit Leben schenken

Erstmals kam es in der Schweiz und in Europa in der Geburtshilfe von Sitten (Spital Wallis) nach einer Uterustransposition zur Geburt eines Babys. Hinter dieser herausragenden medizinischen Leistung stehen eine Frau, ein Paar, ein unerschütterlicher Glaube an das Leben und ein zusammengeschweisstes medizinisches Team mit einer Überzeugung: trotz des Krebsleidens eine Chance auf eine Mutterschaft bieten. Cindy und Laurent, die glücklichen Eltern des kleinen Lucien, sprechen mit uns über ihre Erfahrung. Eine hoffnungsvolle Botschaft trotz einer grossen Belastung.

Erhalt der Fruchtbarkeit auch nach einem Krebsleiden

Die Uterustransposition ist eine innovative Technik, bei der die Gebärmutter vorübergehend ausserhalb des bestrahlten Bereichs platziert wird. Dies hat Cindy weniger als zwei Jahre nach ihrer Behandlung ermöglicht, auf natürliche Weise schwanger zu werden. Neben dieser ausserordentlichen Geburt sind bisher auch drei andere ähnliche Fälle in Brasilien dokumentiert. Sie bestätigen, dass eine Krebsbehandlung mit einem Kinderwunsch vereinbar ist.

Diagnose und Nachricht einer unvermeidlichen Unfruchtbarkeit

«Die Krebsdiagnose im Jahr 2022 war ein Schock. Aber noch schwieriger zu verarbeiten war die Mitteilung, dass ich nach der Behandlung mit Sicherheit nicht mehr schwanger werden könne», erzählt Cindy. Für das Paar aus Savièse begann eine Zeit voller Zweifel, Hoffnungen und schmerzhafter Entscheidungen. «Man sagte mir, dass meine Gebärmutter nach der Behandlung aussehen würde wie diejenige einer Frau nach den Wechseljahren», fährt die 31-jährige Frau fort. Diese Realität traf das junge Paar schwer. «Da wir uns immer ein Leben mit Kindern vorgestellt hatten, stellte diese Mitteilung unser Leben infrage», erzählt sie. Laurent fügt an: «Damals schien die Situation unüberwindbar zu sein.»

Eine unerwartete Lösung

Dann ergab sich eine unerwartete Möglichkeit. Prof. Daniela Huber, Abteilungsleiterin Chefärztin des Pools Gynäkologie und Geburtshilfe des Spitalzentrums des französischsprachigen Wallis, erzählte dem Paar von einer bahnbrechenden Operation durch Dr. Reitan Ribeiro in Brasilien. Mit diesem Eingriff konnte die Gebärmutter vor der Strahlentherapie geschützt werden. «Wir vertrauten ihr sofort», betont Cindy. «Sie betreute uns ständig: von der Uterustransposition über die Platzierung der Gebärmutter an ihrem ursprünglichen Ort bis zur Geburt unseres Sohnes.»

Prof. Daniela Huber

«Es ging nicht nur um die Optimierung der onkologischen Behandlungen, sondern auch um die Unterstützung dieses jungen Paars bei ihrem Wunsch nach der Gründung einer Familie. Abgesehen von der Chirurgie ist es die Geschichte einer Frau und eines Manns, die an das Leben glaubten und überzeugt waren, dass die Teams alles für die Verwirklichung ihres Traums tun würden.»

Eine spontane Schwangerschaft

Die Frau wurde nach der Behandlung schneller als erwartet auf natürliche Weise schwanger. «Ich war überzeugt, dass es Zeit brauchen würde. Aber nach einigen Monaten war ich bereits schwanger!» erzählt Cindy voller Freude. Sie benötigte keine künstliche Befruchtung. Die Natur setzte sich durch. «Dieses Baby ist der lebende Beweis, dass es sogar bei einem Krebsleiden noch möglich ist, die Fruchtbarkeit zu erhalten», erklärt die junge Frau lächelnd.

Die Geburt von Lucien

«Meine grösste Sorge war, dass es zu einem Notfall kommen könnte und der Kaiserschnitt nicht von Dr. Huber ausgeführt würde. Ich wollte unbedingt, dass sie dabei war», erinnert sich Cindy. Einige Tage vor der Geburt wurde die Angst grösser. Aber nach dem Eintritt in den Operationssaal war sie beruhigt. «Ich fühlte mich gut umsorgt und geborgen. Das Team war unglaublich behutsam, voller Aufmerksamkeit und Wohlwollen. Die Atmosphäre war ruhig, respektvoll, intim

Diesen Augenblick wird sie nie vergessen. «Ich dachte, ein Kaiserschnitt wäre weniger magisch als eine Entbindung auf natürlichem Weg, aber das war nicht der Fall. Es war für mich umwerfend und fast irreal zu sehen, wie mein Baby aus meinem Bauch genommen wurde. Ich möchte diesen Tag ohne zu zögern immer wieder erleben», erzählt sie mit glänzenden Augen.

Laurent teilt diese Gefühle: «Ich stellte mir die Geburt unseres Kindes oft vor, aber ich dachte nicht, dass sie so schön verlaufen würde. Lucien kam ganz sauber und wunderbar auf die Welt. Als ich ihn in die Arme nahm, hatte ich das Gefühl, dass ich ihn schon immer kannte. So, als wäre er immer da gewesen. Ein fremdartiges und gleichzeitig familiäres Gefühl.»

Eine Botschaft der Hoffnung

Heute wollen Cindy und Laurent vor allem eine Botschaft vermitteln: «Niemand sollte hören, was wir hören mussten. Es ist nicht unmöglich, nach einem Krebsleiden ein Kind zu bekommen. Ja, es ist hart, aber jetzt gibt es in der Schweiz, im Spital Sitten, eine Lösung», betont Cindy.
Sie wünschen sich, dass andere junge Frauen wegen eines Beckenkrebses nicht mehr unfruchtbar werden. «Man kann unter einem Krebs leiden, man kann ihn überwinden und man kann auf natürliche Weise schwanger werden. Die Ankunft von Lucien ist für uns ein wahres Wunder», freut sich Cindy. «Dank Dr. Huber und Dr. Ian Fournier ist Lucien heute da», fügt ihr Partner Laurent an.

Premiere in der Schweiz: eine Transposition der Gebärmutter zum Erhalt der Fruchtbarkeit
Geburtshilfe im Spitalzentrum des französischsprachigen Wallis (Sitten)

Über den Autor/die Autorin

Francesca Genini-Ongaro

Collaboratrice spécialisée en communication

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