Das Leben mit einer schweren Erkrankung ist eine riesige Herausforderung. Der Alltag kann sich vollständig verändern. Aber abgesehen von Schmerzen und Hindernissen gibt es auch Geschichten, die Mut, Widerstandskraft und innere Stärke verleihen. Entdecken Sie mehrere ermutigende Erfahrungsberichte von Personen, die unter schweren Erkrankungen wie Schlaganfall oder Multipler Sklerose litten und diese Herausforderungen meisterten. Die Berichte zeigen auf, dass es möglich ist, dem Leben auch in schweren Zeiten wieder Sinn zu verleihen. Und diese Kraft der Motivation möchten wir an alle weitergeben, die sich in ähnlichen Situation befinden.
Eine Zigarette und ihr Leben gerät aus den Fugen
Drei Jahre nach dem Unfall von Frau Marlène Burnet spricht ihr Partner über diesen Tag, der ihr Leben prägte.

“An diesem Tag schien alles normal zu sein. Meine Freundin rauchte gerade auf dem Balkon eine Zigarette. Als sie zurückkam, hatte sich etwas bei ihr verändert. Sie lief langsam und hatte Mühe mit dem Sprechen. Am Tisch konnte sie ihre Tasse mit Tee nicht mehr in der Hand halten”, erklärt Herr Olivier Golay.

Ihre anwesenden Freunde begriffen sofort, dass die Situation schwerwiegend war, und riefen sofort den Rettungsdienst an. Dieser traf rasch ein und auch ein Helikopter mit einem Arzt war vor Ort. Dann folgten Untersuchung, Transfer, Diagnose. Trotz einer Notoperation blieb die Patientin schwer geschädigt. Mit der Rehabilitation und der ständigen Unterstützung ihres Partners fand sie allmählich ihre Autonomie wieder. “Heute bewegt sie sich in der Wohnung wieder selbstständig. Sie kann sich ohne Hilfe auf den Balkon begeben und beteiligt sich aktiv am Familienleben. Auch wenn nicht alles so wie früher ist, macht sie ständig Fortschritte”, freut sich ihr Partner abschliessend.
Eine tägliche Anstrengung: ein Kampf für die Mobilität
Für Herrn Nicola Falce war der Schlaganfall ein einschneidendes Ereignis. Er bedeutete aber auch eine Wende in seinem Leben.
“Ich spürte, dass etwas nicht stimmte. Ich war müde, hatte Kopfschmerzen und konnte nur mit Mühe die Treppen hochsteigen. Als mein Sohn mich sah, liess er nicht mehr locker, bis ich einen Arzt aufsuchte.”

Die Ärzte bestätigten einen Schlaganfall mit mehreren kleinen Verletzungen. Die ersten Wochen waren sehr schwierig: “Ich konnte nicht laufen und auch meine linke Hand nicht benutzen. Ich hatte das «Know-how» der Bewegungen verloren und war vollkommen abhängig.”
Dank einer intensiven Physiotherapie erlangte er nach und nach wieder etwas Kraft. “Zu Beginn war schon das Halten eines Löffels eine Herausforderung. Aber ich wollte mich so rasch wie möglich erholen. Jede Übung half mir, ein wenig mehr Mobilität zu gewinnen.”
Heute kann er kleine Strecken zu Fuss zurücklegen. “Es ist nicht immer leicht. Die Erschöpfung und die Angst, plötzlich zu stürzen, sind immer da. Aber ich bin motiviert. Jeder Schritt ist ein Erfolg.”
Trotz allem wieder laufen
Mit 80 Jahren erzählt uns Herr Alexandre Schafer seine Geschichte. “Alles begann mit einem komischen Gefühl in meinem linken Bein. Dann hatte ich mit meiner Hand Probleme beim Schreiben. Meine Frau begleitete mich ins Spital, wo man einen Schlaganfall bestätigte. Der Beginn der Rehabilitation war schwierig. Ich konnte nicht mehr laufen und auch die Zehen meines linken Beins nicht mehr bewegen. In der Rehaklinik motivierte man mich dazu, mein Bestes geben, auch wenn es sehr ermüdend war. Nach einigen Wochen konnte ich mich in einem Rollstuhl und anschliessend mit einem Spazierstock fortbewegen.”

Dr. Kirchner, Neurologin im Spital Sitten, sagte ihm, dass er später wieder laufen könne. “Ich glaubte nicht daran, aber sie war davon überzeugt. Mit Unterstützung meiner Familie und der Fachpersonen schaffte ich es, in meinem Garten 30 Meter zu laufen. An diesem Tag war ich sehr stolz auf mich.”
Heute kann er 3 bis 5 km pro Tag laufen und macht weiterhin seine Übungen. “Wenn das Wetter schlecht ist, kann ich mich nur schwer motivieren, aber dann denke ich an den Weg, den ich bereits zurückgelegt habe. Das gibt mir die nötige Kraft, um weiterzumachen.”
Multiple Sklerose: Ein Weg mit Herausforderungen und persönlichen Erfolgen
Multiple Sklerose ist eine unvorhersehbare Erkrankung. Die Betroffenen stehen ständig neuen Herausforderungen gegenüber. Aber sie können auch von persönlichen Erfolgen berichten. Eine dieser Patientinnen, Frau Sabine Muster, erzählt uns, wie sie ungeahnte Ressourcen fand, um mit dieser Erkrankung zu leben.
Alles begann auf einer Skipiste. “Plötzlich wusste ich nicht mehr, wo ich war. Es war fast nicht mehr möglich, die Piste hinunterzufahren.” Diese erste Episode war der Beginn eines langen Wegs voll von Hindernissen. Die Sprechstunden bei Neurologen führten zu einer klaren Diagnose, aber die ersten Behandlungen zeigten nur wenig Wirkung. Sie musste ihre berufliche Tätigkeit aufgeben, da sie extrem müde war und nur noch über eine eingeschränkte Mobilität verfügte.

Im Spital schöpfte sie neue Hoffnung. Frau Dr. Kirchner schlug ihr gezielte Übungen vor, um die Orthese an ihrem Fuss zu ersetzen. “Zu Beginn schaffte ich es nicht, mit dem Fuss auf den Boden zu klopfen. Aber aufgrund der täglichen Wiederholungen schaffte ich es schliesslich doch.”
Auch die Rehabilitation in der Rehaklinik spielte eine entscheidende Rolle. “Die Tage waren sehr kräfteraubend, aber sie gaben mir wieder Energie und vor allem führten sie bei mir zu einer neuen Gewohnheit: jeden Tag laufen, auch wenn es nur kurze Distanzen sind.” Bis heute hat sie die Distanz von 500 auf 900 Meter verlängert. Für sie ist dieser Fortschritt ein grosser Erfolg.
Die Pandemie stellte ein anderes Hindernis dar. Nach einem Spitalaufenthalt von drei Wochen in Zusammenhang mit Covid verlor sie vollständig ihre Autonomie. “Ich konnte nicht mehr laufen oder mich im Rollstuhl fortbewegen.” Trotz der strengen Gesundheitsmassnahmen ermöglichte ihr ein weiterer Aufenthalt in der Rehabilitation wieder eine gewisse Mobilität.
Zusätzlich zu ihrer Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Erkrankung übernahm sie die Koordination einer regionalen Unterstützungsgruppe. “Die regionale Walliser Gruppe «Les Battants» bietet Personen mit Multipler Sklerose die Möglichkeit, sich zu treffen, sich gegenseitig zu motivieren und nicht nur über die Erkrankung, sondern auch über andere gemeinsame Erfahrungen zu sprechen.”
“Nichts ist einfach. Aber mit Arbeit und Unterstützung ist alles möglich.” Mit einer geeigneten Behandlung hat sich ihr Zustand heute stabilisiert. Sie arbeitet weiterhin Schritt für Schritt an ihrem Fortschritt und inspiriert andere Personen dazu, niemals aufzugeben.
Vom Leiden zur Hoffnung
Im Jahr 2018 verspürte Herr Bernhard Brunner, ein begeisterter Sportler und Naturliebhaber, bei seinen sportlichen Aktivitäten intensive Schmerzen. Sie traten vor allem beim Velofahren und bei Wanderungen auf. “Zuerst waren die Schmerzen vor allem beim Aufstieg zu spüren. Beim Abstieg verschwanden sie wieder. Mit der Zeit blieben die Schmerzen aber sogar bei alltäglichen Tätigkeiten bestehen. Es kam so weit, dass ich nicht einmal mehr eine Treppe hochsteigen konnte und deshalb zu Hause bleiben musste.”

Trotz mehrerer Sprechstunden und einer Vitaminkur verschwanden die Schmerzen nicht. “Man sagte mir, die Schmerzen seien wahrscheinlich nur vorübergehend, aber es änderte sich nichts. Und die Schmerzen wurden immer schlimmer. Dazu kam noch eine Muskelschwäche in den Beinen. Es war frustrierend.” Im Jahr 2019 musste sich Herr Brunner nach einer bakteriellen Infektion im linken Ohr in den Notfall des Spitals Sitten begeben und wurde anschliessend in der Abteilung HNO hospitalisiert. “Im Spital realisierte man, dass meine Symptome sehr komplex waren.”
Dr. Kirchner, Neurologin im Spital Sitten, übernahm sein Dossier. “Sie hörte mir aufmerksam zu, als ich meine Geschichte erzählte. Und innert kurzer Zeit stellte sie eine Diagnose: eine Entzündung der Nerven, mit Werten, die auf eine chronisch entzündliche Erkrankung der Nerven, ähnlich wie beim Guillain-Barré-Syndrom, schliessen liessen.” Nach dieser Diagnose war Herr Brunner ratlos. “Ich stand unter Schock, aber sie beruhigte mich und sagte mir, dass es Behandlungen gebe, die meine Schmerzen lindern könnten, auch wenn der Weg lang sei.” Im November 2020 begann Herr Brunner mit einer Immunglobulin-Behandlung, die einmal pro Monat durchgeführt wurde. Diese Behandlung war für ihn eine Offenbarung. “Sehr rasch wurden meine Schmerzen gelindert. Es war wie ein Rettungsanker. Ich konnte allmählich wieder meine Tätigkeiten aufnehmen, auch wenn es nicht einfach war.” Wegen wiederholten Entzündungen fanden innerhalb von 15 Monaten insgesamt 31 Therapiesitzungen statt, die jeweils einen ganzen Tag dauerten. Dann konnte die Therapie abgeschlossen werden. Nach einigen Monaten war die Verbesserung des Zustands offensichtlich. “Ich konnte wieder Velofahren und auch einige leichte Wanderungen unternehmen. Es fühlt sich an, als ob ein Teil meines Lebens zurückgekehrt wäre.”

Heute lebt Herr Brunner mit einem Restschmerz, aber er kann weiterhin von der Natur profitieren. “Ich bin nicht vollständig geheilt, aber meine Lebensqualität ist viel besser als am Anfang. Im Jahr 2025 möchte ich in den Dolomiten wandern, eine mehrtägige Wanderung am See Taney unternehmen und den Mountainbike-Marathon im Graubünden absolvieren. Ich werde Sorge zu mir tragen und gleichzeitig neue Herausforderungen annehmen.” Und er betont immer wieder die Bedeutung der Unterstützung. “Meine Frau war bei jeder Etappe meine Stütze. Ich bin aber auch Frau Dr. Kirchner und dem ganzen medizinischen Team sowie den zweisprachigen Pflegefachpersonen dankbar. Dank ihnen stehe ich wieder auf meinen Beinen.”
Für die Zukunft sind seine Projekte klar. “Weiterhin die Natur erkunden und wandern, vor allem aber nie aufgeben.”
Ein Leben nach der Erkrankung
Die Erfahrungsberichte in diesem Artikel erinnern uns daran, dass schwere Erkrankungen unser Leben zwar radikal verändern können, dass sie aber nicht das Ende bedeuten. Im Gegenteil: Sie können ein Start sein für ein neues Abenteuer, einen Weg mit vielen Herausforderungen aber auch Erfolgen. Mit der Rehabilitation, der Unterstützung von Angehörigen und medizinischen Teams und vor allem mit einem unerschütterlichen Willen ist es möglich, sein Leben wieder aufzubauen. Diese Geschichten beweisen, dass das Leben trotz Erkrankung erfolgreich gemeistert werden kann.