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Die Unfruchtbarkeit: weiterverbreitet als Sie denken

Die Unfruchtbarkeit nimmt in zahlreichen Ländern seit mehreren Jahren zu. Die Hauptursache liegt im Alter der Frau. Im Wallis lag das Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes 1981 bei 27.3 Jahren, während es 2016 bei 31.4 Jahren lag (Walliser Gesundheitsobservatorium). Heute schätzt man, dass eines von sieben Paaren Probleme bei der Zeugung eines Kindes hat.

Zur Erinnerung: wie wird man schwanger?
Dr. Nicolas Schneider, Chefarzt der Fertilitätsabteilung, erinnert uns daran, dass mehrere Parameter vorliegen müssen: “ Zuerst einmal muss die Frau den Eisprung haben.  Unter dem Einfluss von Hypophysenhormonen muss einer der Follikel, der Eizellen enthält, wachsen und Östrogene sekretieren, welche die Gebärmutterschleimhaut wachsen lassen.  Sobald der Follikel ungefähr 18 mm gross ist, erfolgt der Ovulations-Peak, der einen Riss des Follikels und die Freisetzung der Eizelle in den Eileiter zur Folge hat.  Dies erfolgt grundsätzlich am 14. Tag innerhalb eines klassischen 28-tägigen Zyklus.  Der verbleibende Follikel wird zum Gelbkörper, der Progesteron sekretiert, welches das Endometrium für die Einnistung des Embryos vorbereitet und die Entwicklung der Amenorrhoe bis zu 9 Wochen lang unterstützt. Während der Wanderung durch den Eileiter in Richtung Gebärmutterhöhle wird die Eizelle 12-24 Stunden nach der Ovulation von einem Spermium befruchtet (falls zur Zeit der Ovulation ein Geschlechtsverkehr stattgefunden hat).  Die Spermien in der Vagina müssen durch den Gebärmutterhals und die Gebärmutterhöhle bis zu den Eileitern wandern, um der Eizelle zu begegnen.  Die befruchtete Eizelle beginnt mit der Zellteilung. Sie wandert anschliessend zur Gebärmutterhöhle und muss das Blastozystenstadium erreichen, damit der Embryo aus der Zelle schlüpfen und sich ungefähr am 6. Tag nach der Ovulation im Endometrium einnisten kann.  Anschliessend entwickeln sich während 9 Monaten zuerst der Embryo und dann der Fötus, um die Geburt als Baby zu ermöglichen.”

Die Fruchtbarkeitsrate des Menschen erreicht ihr Maximum mit nur 25 % im Alter von 20 bis 30 Jahren, sinkt nach 35 Jahren rasch ab, und beträgt nach 40 Jahren nur noch 10 %.

Was ist Unfruchtbarkeit?
Unfruchtbarkeit ist die Schwierigkeit, nach einem Jahr mit regelmässigem und ungeschütztem Geschlechtsverkehr ein Kind zu zeugen. Sie ist meistens vorübergehend und kann deshalb folgendermassen behandelt werden:

  • mit medizinischen Verfahren
  • mit Labortechniken

Wann konsultieren?
Dr. Nicolas Schneider informiert, wie wichtig es ist, dass die Konsultation nach einem Jahr mit regelmässigem Geschlechtsverkehr ohne Empfängnis erfolgt. Wenn die Frau über 35 Jahre alt ist, empfiehlt er eine Konsultation bereits nach sechs Monaten. Je älter die Frau ist, desto geringer sind die Aussichten auf eine Empfängnis, und deshalb müssen Massnahmen ergriffen werden.

Was sind die häufigsten Ursachen der Unfruchtbarkeit?
Wenn ein Paar Problem hat, ein Kind zu zeugen, müssen die Ursachen der Unfruchtbarkeit medizinisch abgeklärt werden.

Die Unfruchtbarkeit kann verschiedene Ursachen haben:

– Störung der Ovulation: keine oder unregelmässige Ovulation

  • Syndrom der polyzystischen Ovarien
  • Ovarialinsuffizienz
  • genetische Krankheiten
  • hormonelle Störungen
  • Stoffwechselkrankheiten oder schwere chronische Krankheiten

– Verklebte Eileiter

  • Infektionen
  • angeborene Fehlbildung
  • Ligatur der Eileiter

– Endometriose

– Unfruchtbarkeit mit Ursprung in der Gebärmutter

  • Fehlbildung der Gebärmutter
  • Myome, Polypen, chronische Endometritis

– Unfruchtbarkeit des Manns

  • genetische Ursachen
  • Belastung mit Schadstoffen
  • Verletzungen, Operationen
  • Hormondefizit
  • Infektionen

– Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr

Diese Ursachen erfordern umfassende, vertiefte und systematische Untersuchungen. Sie führen in 30% der Fälle zu einem Problem bei der Frau, in 30% zu einem Problem beim Mann, in 30% zu einem Problem von beiden Seiten und in 10% zu einer von der Grundbilanz nicht zu bestimmenden Ursache.

Paare, die von Problemen mit der Empfängnis betroffen sind, können sich für einen Termin bei der Fertilitätsabteilung des Spitals Sitten unter 027 603 88 95 melden.

Welche Faktoren können die Fruchtbarkeit beeinflussen?

  • das Fortpflanzungsalter
  • die Qualität der Eizellen
  • die Qualität des Spermas
  • die Fähigkeit zum Geschlechtsverkehr und dessen Häufigkeit
  • die Gesundheit beider Partner

Fertilitätsabteilung des Spitals Sitten

Die Fertilitätsabteilung befindet sich in Sitten. Sie bietet eine umfassende Versorgung für Paare an, welche bei der Realisierung eines Schwangerschaftsprojekts Schwierigkeiten begegnen. In Partnerschaft mit der Abteilung Reproduktionsmedizin (UMR) des CHUV, und als Teil der Abteilung Gynäkologie des Spitals Sitten (Dr. N. Schneider), erfüllt die Fertilitätsabteilung die Qualitätskriterien zur optimalen Betreuung der Fälle von Unfruchtbarkeit.

  • Behandlungen zur Einleitung der Ovulation und ovarielle Stimulation mit Gonadotropin
  • intrauterine Insemination mit Spermien des Partners oder eines Spenders
  • In-vitro-Fertilisation (IVF) mit oder ohne intrazytoplasmatische Injektion der Spermien (ICSI) (sämtliche Nachbehandlungen erfolgen in der Abteilung in Sitten, in Partnerschaft mit der Abteilung Reproduktionsmedizin UMR des CHUV, bis zur Stufe der Follikel-Punktion und des Transfers des Embryos, die im CHUV erfolgen, in dem sich das für Andrologie und Reproduktionsbiologie akkreditierte Labor befindet)

Leistungen
Die Unfruchtbarkeitsuntersuchungen werden von Fachärzten der Fertilitätsabteilung des Spitals Sitten, assistiert von spezialisierten Pflegefachpersonen, vorgenommen:

  • Beratung, Betreuung und Behandlung bei Unfruchtbarkeit des Paars
  • Erhaltung der Fruchtbarkeit aus sozialen Gründen und vor einer onkologischen Behandlung
  • psychologisches Counseling (Bilanz der Ressourcen)
  • Endokrinologie (Hormonforschung): Zyklusstörungen, Endometriose, Menopause
  • Urologie (Genitaltrakt)
  • Sexologie

Zusätzliche Informationen: http://hvs.link/2Fn1Hkq oder telefonisch unter 027 603 88 95

 

Über den Autor/die Autorin

Jessica Salamin

Collaboratrice communication - Spécialisée médias sociaux

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