Medizin & Pflege

Organspende im Spital Sitten: eine vorbildliche Dynamik

Es ist ein kleines, zusammengeschweisstes Team, mit dem ich über seine Erfahrungen gesprochen habe. Es besteht aus vier engagierten Fachpersonen, die von der Bedeutung und den Ergebnissen ihres Auftrags überzeugt sind. Alle – Ärzte, koordinierende Pflegefachfrauen – spielen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, aus der Organspende im Spital Sitten ein erfolgreiches Modell zu machen. Aufgrund ihrer Erfahrungen erklären sie uns den Hintergrund dieses Prozesses, die Herausforderungen und die Hoffnungen für die Zukunft.

Konkrete Ergebnisse

Mit 16 Spenderinnen und Spendern im Jahr 2023 und 12 im Jahr 2024 erzielt das Spital Sitten einen bemerkenswerten Erfolg. Dieser Erfolg steht insbesondere in Verbindung mit einer ständigen Weiterbildung der Teams und einem proaktiven Ansatz bei der Suche nach potenziellen Spenderinnen und Spendern.

Ein strukturiertes Programm, das seine Früchte trägt

Das Spital Sitten hat sich zu einem Referenzzentrum für Organspenden entwickelt. Dies wurde insbesondere durch die Einführung des Programms der Organspende im Jahr 2023 nach einem Herz-Kreislaufstillstand (DCD) ermöglicht. Mit diesem Programm stieg die Zahl der Spenderinnen und Spender stark an. «Die Einführung des Programms DCD und die ständige Weiterbildung der Teams waren die Schlüsselelemente unseres Erfolgs», erklärt Dr. Juan José Garcia Martinez, Referenzarzt des Programms und Leitender Arzt in der Abteilung Intensivmedizin des Spitals Sitten.

Dr. Raymond Friolet, Referenzarzt des Programms und Chefarzt der Abteilung Intensivmedizin des Spitals Sitten, betont die Bedeutung der starken Akzeptanz des Projekts bei allen medizinisch-pflegerischen Teams: «Die lange Tradition der Organspende in Sitten, die vor vielen Jahren eingeführt wurde, sowie ein stabiles und motiviertes Team sind bedeutende Trümpfe. Für die Einführung des Spendeprogramms bei Herztod konnten wir ebenfalls von Schulungen und Betreuungen durch andere Spitäler profitieren, die dieses Programm bereits einsetzten».

Eine eingespielte Organisation

Der Prozess der Organspende erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen mehreren Abteilungen. Maya Grivat, koordinierende Pflegefachfrau für Organspende und Pflegeexpertin in der Notfallstation des Spitals Sitten, betont die zentrale Rolle der Teams der Notfallstation und der Intensivpflege: «Wir sind ein kleines, zusammengeschweisstes Team, das die Gesundheitsfachpersonen und die Familien während des gesamten Prozesses betreut, bis sich die Angehörigen von der verstorbenen Person verabschieden können»​.

Diese effiziente Arbeitsweise beruht auf einer fliessenden Kommunikation und einem klar definierten Protokoll. Simulationen und Fortbildungen stärken das Vertrauen und die Reaktivität der involvierten Fachpersonen.

Eine Ethik und ein menschlicher Ansatz

Eine Organspende rettet Leben, aber die Familien der Spenderinnen und Spender müssen auch schwierige Entscheidungen treffen. Nathalie Ibarra, koordinierende Pflegefachfrau für Organspende und Pflegeexpertin in der Abteilung Intensivpflege des Spitals Sitten, hebt diesen heiklen Aspekt hervor: «Wenn man von einer Organspende spricht, ist das für die Angehörigen emotional sehr belastend, vor allem dann, wenn sie den Wunsch der verstorbenen Person nicht kennen. Aber immer mehr Familien besprechen dieses Thema bereits im Voraus, was dieses Gespräch erleichtert. So können sie in Ruhe und in Übereinstimmung mit den Werten und dem Willen der verstorbenen Person entscheiden».

Diese Feststellung zeigt, wie wichtig die Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit ist. «Es ist entscheidend, dass sich jede Person klar zu dieser Frage äussert, unabhängig davon, ob sie für oder gegen eine Organspende ist. Es ist an der Zeit, das Tabu zu brechen und mit den Angehörigen darüber zu sprechen», ruft Maya Grivat in Erinnerung​.

Zukunftsperspektiven

Dr. Juan José Garcia Martinez hofft, dass die Entwicklung der Gesetzgebung in der Schweiz mit der Einführung der Widerspruchslösung zusätzliche Organspenden ermöglichen wird: «Das würde die Umsetzung des Willens der Patientinnen und Patienten erleichtern und dazu führen, dass mehr Organe transplantiert werden können.»​

Das Team blickt zuversichtlich in die Zukunft. Der Einsatz des Herzperfusionsgeräts OCS im Spital Sitten seit 2024 stellt einen bedeutenden technologischen Fortschritt dar. Mit dem Gerät können mehr Organe konserviert werden, was die Ergebnisse der Transplantationen verbessert​.

Ein Aufruf zur Diskussion

Jedes Jahr warten hunderte von Patientinnen und Patienten auf eine Transplantation, die ihr Leben retten könnte. Es ist wichtig, mit den eigenen Angehörigen darüber zu sprechen, sich zu informieren und sich zu positionieren, damit das System möglichst gut funktioniert. «Unser Auftrag besteht darin, die Familien in diesem schwierigen Moment zu unterstützen, aber auch das kollektive Bewusstsein rund um die Organspende zu fördern»,​ betont Nathalie Ibarra.

Liens:

#Organspende #Swisstransplant 

Über den Autor/die Autorin

Célia Clavien

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