Hunger, Müdigkeit, Unbehagen oder Sicherheitsbedürfnis: Die Babys weinen, um sich auszudrücken und zu kommunizieren. Es ist also ganz normal, dass ein Baby weint. Aber übermässiges Weinen, oft «Koliken» genannt, führt bei vielen Eltern zu Aufregung und Angst und ist ein häufiger Grund für eine Sprechstunde beim Kinderarzt. Dr. Yan Paccaud, Chefarzt der Abteilung Pädiatrie des Spitals Sitten, beantwortet unsere Fragen zu diesem Thema und gibt uns einige Ratschläge.
Weshalb weint ein Baby?
Weinen ist die einzige Möglichkeit für das Baby, sich auszudrücken. Die Gründe dafür sind vielfältig:
- Es hat Hunger.
- Es ist müde.
- Es hat zu heiss oder zu kalt.
- Seine Windel ist voll.
- Es fühlt sich nicht wohl oder ist schlecht gelagert.
- Es hat irgendwo Schmerzen.
- Es möchte beruhigt werden, sich in Sicherheit fühlen oder umsorgt werden.
- Es evakuiert den Druck, den es während des Tages aufgebaut hat.
Ein weinendes Baby kann seine Eltern erschrecken. Dabei handelt es sich während der ersten Monate seines Lebens um ein ganz normales Phänomen. Im Alter von 6 Wochen weint der Säugling am häufigsten.
Jedes Kind ist anders und einige weinen mehr als andere. «Man nimmt an, dass ein gesundes Baby rund 2 bis 3 Stunden pro Tag weint. Auch wenn das viel zu sein scheint, ist es völlig normal», beruhigt Dr. Paccaud.
«Mein Baby weint übermässig: Ist das normal?»
Es kommt vor, dass Säuglinge viel oder sogar ausserordentlich viel weinen, ohne dass ein spezieller Grund vorliegt. Dieses übermässige Weinen bezeichnet man üblicherweise als Koliken.
Koliken betreffen rund 20 % der Babys im Alter zwischen 2 Wochen und 3 Monaten. Sie zeichnen sich durch Episoden intensiven Weinens aus. Wenn diese Krisen 3 Stunden pro Tag und 3 Tage pro Woche übersteigen, gelten sie als Koliken. Der Spezialist präzisiert: «Die Babys weinen im Allgemeinen am späten Nachmittag oder am Abend, insbesondere aufgrund des Drucks, der während des Tages aufgebaut wird». Er betont ebenfalls: «Die Koliken sind bei Säuglingen durchaus normal. Übrigens findet man in weniger als 5 % der Fälle eine Ursache.»
Wann muss man sich Sorgen machen?
Schrittweise lernen die Eltern das Weinen Ihres Babys und seine Bedürfnisse kennen. Manchmal kann es durch nichts beruhigt werden, aber deshalb muss man sich noch keine Sorgen machen. «Ein Säugling kennt noch keine Launen. Wenn man ihn nicht beruhigen kann, handelt es sich also keineswegs um eine Laune», erklärt der Spezialist, der noch hinzufügt: «Hingegen kann der Säugling den emotionalen Zustand der Eltern spüren. Gestresste oder deprimierte Väter und Mütter können in direktem Zusammenhang mit den Tränen des Babys stehen.»
«Alles, was ungewöhnlich zu sein scheint, ist ein Grund, mit dem Kinderarzt Kontakt aufzunehmen!»
Hingegen muss man sich Sorgen machen, wenn das Weinen vergleichsweise ungewöhnlich und übermässig ist. Es kann sich dabei nämlich um ein Alarmzeichen einer allfälligen Erkrankung des Babys handeln.
Wie kann man sein Baby beruhigen?
- es in die Arme nehmen: dadurch fühlt es sich in Sicherheit;
- es schaukeln, mit ihm spazieren;
- mit ihm behutsam sprechen;
- ihm den Bauch massieren, um ihn zu entspannen;
- es baden;
- ihm eine lauwarme Wärmeflasche auflegen;
- Fencheltee oder Präparate auf der Grundlage von Fenchel benutzen;
- einen Rhythmus oder eine Routine festlegen: ein Nickerchen, gefolgt von Stillen und einer Wanderung ODER ein Bad, gefolgt von einer Ruhephase und Stillen vor dem Schlafengehen am Abend.
«Die Koliken werden vergehen. Auch wenn die Zeit lang zu sein scheint, verschwinden die Symptome ab dem 3. Monat allmählich», bestätigt der Chefarzt.
Was muss man vermeiden?
Man muss unter allen Umständen verhindern, dass man unter zu grossen Druck gerät. «Auch die tolerantesten Eltern können von diesen Krisen überfordert werden», erläutert der Facharzt und fügt an: «Rund 6 % der Eltern berichten später von Handlungen, die für den Säugling, der in diesem Alter noch sehr empfindlich ist, gefährlich hätten ausgehen können.» Bei überforderten Eltern besteht das Risiko einer brüsken Geste, wenn das Baby sich nicht beruhigt. Dann kann es sein, dass sie den Säugling schütteln oder ihm die Hand vor den Mund halten.
Wenn sich ein Elternteil aufgrund des Weinens des Babys angespannt oder gar überfordert fühlt, empfiehlt der Facharzt Folgendes:
- nicht schreien und vor allem das Baby nicht schütteln;
- das Baby in sein Bett legen, die Tür des Zimmers schliessen und jede Viertelstunde nachsehen, wie es dem Baby geht;
- den anderen Elternteil hinzuziehen und nicht zögern, eine Vertrauensperson (Familie, Freunde) um Hilfe zu bitten;
- einen Kinderarzt oder das Spital kontaktieren.
Zusätzliche Informationen über die Abteilung Pädiatrie: Pädiatrie
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