Die Bronchiolitis ist eine virale Infektion, unter der rund ein Drittel der Kinder im Verlauf ihres ersten Lebensjahrs leiden. Die Erkrankung verläuft meistens mild und kann im Allgemeinen zu Hause behandelt werden. Bei den Kleinkindern im Alter von weniger als einem Jahr stellt die Bronchiolitis 2-3% der Ursachen für einen Spitalaufenthalt dar.
Yan Paccaud, Leitender Arzt in Pädiatrie (Spital Sitten), erzählt uns mehr über diese vor allem zwischen Oktober und März sehr häufig auftretende Kindererkrankung.
Was ist eine Bronchiolitis?
Die Bronchiolitis ist eine virale Erkrankung, die hauptsächlich vom Respiratory Syncytial
Virus (RSV) verursacht wird. Man spricht von einer Bronchiolitis, wenn die
Bronchiolen (kleine Bronchien) der Säuglinge infiziert sind und die Luft in den
Lungen nicht mehr frei zirkulieren kann. Die
Wände der Bronchiolen sind entzündet, was zu einer vermehrten Sekretion
führt, welche die Bronchiolen verstopft.
Diese übertragbare, aber in den meisten Fällen mild verlaufende Erkrankung,
tritt überwiegend bei Säuglingen im
ersten Lebensjahr auf. Sie heilt im
Allgemeinen nach einer oder zwei Wochen von selbst aus.
Wie kann man vorbeugen?
Am besten kann man einer Bronchiolitis bei seinem Kleinkind vorbeugen, wenn man verhindert, dass es mit erkälteten oder unter Grippe leidenden Personen in Kontakt kommt. Das Virus wird nämlich entweder durch Tröpfchen in der Luft (rund 2-3 Meter), zum Beispiel durch Niesen oder Husten, oder durch kontaminierte Hände oder Gegenstände übertragen.
Im Idealfall sollten also erkrankte Personen ein Abstand von mindestens drei Metern zu einem Baby einhalten. Das Virus kann auf Gegenständen, wie zum Beispiel Spielzeugen, Plüschtieren oder Büchern, während mehrerer Stunden überleben.
Andere Vorsichtsmassnahmen:
– Lüften Sie häufig Ihre Wohnung
– Vermeiden Sie stark frequentierte Orte (öffentliche Verkehrsmittel, Kinderkrippen, Einkaufszentren, usw.)
– Waschen Sie regelmässig Ihre Hände
Wie wird eine Bronchiolitis diagnostiziert?
Die Diagnose ist in erster Linie klinischer Natur. Der
Arzt führt eine medizinische
Untersuchung durch, um den Zustand des Patienten zu analysieren. Dabei ist
die Auskultation (das Abhorchen) sehr wichtig.
In gewissen Fällen kann das Virus vom Labor in der Sekretion nachgewiesen
werden.
Welche Symptome treten auf?
Die häufigsten Symptome einer Bronchiolitis sind folgende:
- Erkältung: die Bronchiolitis drückt sich oft in einem einfachen Schnupfen aus, der sich manchmal verschlimmert.
- Mässiges Fieber: diese Erkrankung wird oft von mässigem Fieber begleitet. Zur Linderung der Beschwerden kann dem Säugling in diesem Fall Paracetamol verschrieben werden.
- Probleme bei der Nahrungsaufnahme: das Baby hat Probleme beim Essen oder Mühe, sein Fläschchen auszutrinken, da es bei der Nahrungsaufnahme ermüdet.
- Atemprobleme. Folgende Symptome können auftreten:
- Husten
- Tachypnoe: erhöhte Atemfrequenz
- Einziehungen: man sieht die Rippen seines Kindes, wenn es atmet
- Apnoe: häufig bei Säuglingen im Alter von einem oder zwei Monaten, die noch nicht durch den Mund atmen können
- Keuchen: Atemgeräusch bei der Ausatmung
- In selteneren Fällen eine Zyanose: bläuliche Verfärbung der Haut
Wie wird eine Bronchiolitis behandelt?
- Die Behandlung einer Bronchiolitis erfolgt hauptsächlich durch das Freimachen der Nase, das Aufteilen der Mahlzeiten und die Überwachung des Zustands des Säuglings durch die Eltern.
- Das Freimachen der Nase ist sehr wichtig, insbesondere vor dem Mittagsschlaf und nach den Mahlzeiten. Dazu muss die Nase regelmässig mit einer Kochsalzlösung gespült werden, um die Nasenlöcher zu befreien. Wenn dies nicht genügt, ist der Baby-Nasenreiniger eine zusätzliche Lösung zum Freimachen des Nasenkanals. Parallel dazu ist es wichtig, dass das Baby genügend trinkt, damit seine Sekretion verflüssigt wird.
- Die respiratorische Physiotherapie bildet nicht Bestandteil der Behandlung der Bronchiolitis.
- Bei einer schweren Bronchiolitis mit Atemschwierigkeiten oder Ernährungsproblemen ist manchmal ein Spitalaufenthalt notwendig. In gewissen Fällen ist eine ergänzende Ernährung über eine Magensonde erforderlich.
- Bei Atemschwierigkeiten wird über die Haut (Pulsoximetrie) der Sauerstoff im Blut gemessen und bei Bedarf erhält das Baby zusätzlichen Sauerstoff. Für eine vertiefte Atemunterstützung verfügt das Spital Sitten über ein BiPAP-Gerät (siehe Foto unten), das bei schweren akuten Ateminsuffizienzen eingesetzt wird.
Gibt es Risikofaktoren?
Die wichtigsten Risikofaktoren sind:
- Frühgeburt
- Kardiopulmonale Pathologien: wenn eine kardiopulmonale Krankheit bekannt ist, kann manchmal eine Injektion gegen das RSV-Virus indiziert sein. Sie erfolgt einmal pro Monat während der Zeit mit erhöhtem Risiko (Oktober bis März).
- Passivrauchen
Kann eine Bronchiolitis gefährlich sein?
Ja, denn die Bronchien können so stark verstopft werden, dass es zu einer Atemnot kommt. Dann müssen die Babys zur Überwachung hospitalisiert werden und erhalten, falls nötig, eine Atemunterstützung. Manchmal ist ein Spitalaufenthalt von rund zehn Tagen erforderlich.
Auf einen Blick
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