Dickdarmkrebs ist weltweit eine der häufigsten Krebsarten. Gemäss der Weltgesundheitsorganisation ist er allein für rund 10 % der durch Krebs verursachten Todesfälle verantwortlich. Das Risiko, an diesem Krebs zu erkranken, steigt mit dem Alter. Die Bevölkerung im Alter von über 50 Jahren ist am meisten betroffen.
In der Schweiz wird diese Diagnose jedes Jahr bei rund 4’300 Personen gestellt und die Krebsart führt zu 1700 Todesfällen. Dr. Boumediene Guendil, Chefarzt der Abteilung allgemeine Chirurgie im Spitalzentrum des französischsprachigen Wallis (CHVR), informiert uns näher über diese Art von Krebs und über die Präventionsmöglichkeiten.
Was ist Darmkrebs?
Darmkrebs ist eine bösartige Erkrankung, die den Dickdarm und den Enddarm betrifft. Er ist gekennzeichnet durch die Bildung von Polypen, gutartigen Auswüchsen im Inneren des Dick- oder Enddarms. Wenn diese Polypen nicht entfernt werden, können sie sich im Verlauf der Zeit zu Krebs entwickeln.
Die Diagnose Darmkrebs ist verheerend. Es muss jedoch betont werden, dass wirksame Präventionsmassnahmen bestehen, mit denen die Risiken reduziert und die Überlebenschancen erhöht werden können.
Welche Risikofaktoren begünstigen Darmkrebs?
Mehrere Faktoren können das Risiko eines Darmkrebses erhöhen. Die wichtigsten sind:
- Das Alter: Das Risiko für Darmkrebs nimmt mit dem Alter zu. Die meisten Fälle werden bei Personen im Alter von über 50 Jahren diagnostiziert.
- Die familiäre Vorgeschichte: Personen mit einer Vorgeschichte von Darmkrebs oder Polypen (anormale Auswüchse im Dick- oder Enddarm) in ihrer Familie weisen ein höheres Risiko auf, selbst an dieser Krebsart zu erkranken.
- Persönliche Vorgeschichte: Personen, die unter Darmkrebs oder gewissen Arten von Polypen litten, weisen ein höheres Risiko auf, noch einmal an dieser Krebsart zu erkranken.
- Faktoren in Zusammenhang mit der Lebensweise: Eine Ernährung mit viel rotem oder verarbeitetem Fleisch, mit wenig Gemüse und Früchten, fehlende körperliche Betätigung, Fettleibigkeit, übermässiger Tabak- und Alkoholkonsum sind Faktoren, die das Risiko für einen Darmkrebs erhöhen.
Welche Symptome sind bei Darmkrebs zu beobachten?
Die Symptome des Darmkrebses sind je nach Lokalisierung im Dick- oder im Enddarm sowie je nach Stadium des Krebses unterschiedlich. Am häufigsten treten jedoch folgende Symptome auf:
- Blut im Stuhl
- Bauchschmerzen oder Bauchkrämpfe
- Veränderte Stuhlgewohnheiten (Wechsel von Verstopfung und Durchfall)
- Chronische Müdigkeit oder Schwäche
- Unerklärlicher Gewichtsverlust
- Anämie
Diese Art von Krebs bleibt im Allgemeinen lange Zeit unbemerkt. Wenn die Symptome auftreten, ist die Erkrankung bereits fortgeschritten. Deshalb ist eine frühzeitige Diagnose wichtig.
Falls Sie eines dieser Symptome bemerken, ist es wichtig, dass Sie mit Ihrem Hausarzt darüber sprechen. Dieser wird sich über die Symptome erkundigen und allenfalls eine klinische Untersuchung durchführen. Aufgrund dieser Untersuchung wird bestimmt, ob die Patientin/der Patient an einen anderen Facharzt weiterverwiesen wird und/oder ob eine Koloskopie verordnet wird.
Wie wird auf Dickdarmkrebs getestet?
Ein frühzeitiger Test ist wichtig, um den Dickdarmkrebs in einem frühen Stadium nachzuweisen, da dann die Heilungschancen grösser sind. Primär wird auf okkultes Blut im Stuhl getestet. Wenn der Test positiv ausfällt, muss die Patientin/der Patient eine Koloskopie durchführen lassen.
Test zum Nachweis von okkultem Blut im Stuhl
Dieser Krebs kann in erster Linie mit dem Nachweis von Blut im Stuhl nachgewiesen werden. Die Tumoren des Dickdarms bluten nämlich. Blut im Enddarm kann jedoch auch auf gutartige Ursachen wie Hämorrhoiden oder Polypen zurückzuführen sein.
Dieser Test steht in der Arztpraxis und in zahlreichen Apotheken zur Verfügung. Die Stuhlproben werden im Labor untersucht. Bei Bedarf muss die Patientin/der Patient eine Koloskopie durchführen lassen.
Koloskopie
Die Koloskopie ist die wichtigste Untersuchung zum Nachweis des Krebses. Dabei wird ein flexibler Schlauch mit einer Länge von rund 1.5 Metern mit einer Kamera an der Spitze in den Dickdarm eingeführt. So kann man erkennen, woher die Blutungen stammen, und eine Diagnose stellen. Diese Untersuchung dauert zwanzig Minuten. Sie wird unter Vollnarkose durchgeführt, so dass keine Schmerzen auftreten.
In folgenden Fällen wird ein Test empfohlen:
- Im Alter von über 50 Jahren
- Wenn die Person ein erhöhtes Risiko aufweist: Vorgeschichte mit Polypen im Darm, chronische Entzündung des Darms oder Darmkrebs oder -polypen in der Familie. Wenn eine Patientin/ein Patient eine Vorgeschichte mit Polypen aufweist, wird empfohlen, alle 3 Jahre einen Test durchzuführen. Diese Zeit benötigen Polypen, um sich zu entwickeln und in Krebs umzuwandeln.
Der Test spielt bei der Prognose und der Entwicklung des Krebses eine wesentliche Rolle. Wenn der Krebs frühzeitig erkannt wird, bestehen gute Heilungschancen.
Die Behandlung von Darmkrebs
Die Behandlung dieser Erkrankung ist zum grossen Teil vom Entwicklungsstadium des Tumors abhängig. Als Behandlungsoptionen stehen ein chirurgischer Eingriff, Strahlentherapie, Chemotherapie und Immuntherapie zur Verfügung. Für jede Patientin und jeden Patienten wird anhand der Art der Erkrankung, des Alters und des allgemeinen Gesundheitszustands ein individueller Behandlungsplan erstellt. Die Patientinnen und Patienten sollen die besten Heilungschancen erhalten und gleichzeitig soll auch ihre Lebensqualität bestehen bleiben.
«Bei Darmkrebs besteht der Eingriff für die Chirurgin oder den Chirurgen im Entfernen desjenigen Teils des Dick- oder Enddarms, der vom Tumor befallen ist. Es ist durchaus möglich, ohne Enddarm oder ohne einen Teil des Dickdarms zu leben. Aufgrund der Fortschritte in diesem Bereich haben die Patientinnen und Patienten die Möglichkeit, ein normales Leben zu führen. Bei der vollständigen Entfernung des Enddarms benötigt der Körper jedoch bis zu 1,5 Jahren, um sich anzupassen», erklärt Dr. Guendil.
Wie hoch sind die Überlebenschancen in den verschiedenen Stadien des Dickdarmkrebses?
- Stadien 1 und 2: zwischen 90 und 75 % Überlebenschancen
- Stadium 3: zwischen 70 und 50 % Überlebenschancen
- Stadium 4: 17 % Überlebenschancen
Wie kann man dieser Art von Krebs vorbeugen?
Es gibt zwar keinen absoluten Schutz vor dieser Art von Krebs, aber gewisse Anpassungen unserer Lebensgewohnheiten können dazu beitragen, das Risiko zu reduzieren:
- Ausgeglichene Ernährung: Ernährung mit viel Früchten, Gemüse und Vollkornprodukten
- Regelmässige körperliche Betätigung: mindestens 30 Minuten Laufen, 3x pro Woche
- Erhalten eines gesunden Gewichts
- Reduktion des Konsums von rotem und verarbeitetem Fleisch, Steigerung des Konsums von Nahrungsmitteln mit Ballaststoffen
- Nicht rauchen
- Keinen Alkohol trinken
Versorgung im Spital Sitten
Im Spital Sitten werden die Walliser Patientinnen und Patienten von einem multidisziplinären Team aus Gastroenterologen, Radiologen, Chirurgen, Onkologen, Radioonkologen und Pathologen betreut. Das Team arbeitet mit den Hausärzten im Kanton und mit den Universitätsspitälern CHUV und HUG zusammen.