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Covid-19 und zweite Welle: richtig oder falsch?

Unser Kanton ist stark von der zweiten Welle des Covid-19 betroffen. Zahlreiche Personen sind infiziert und unser Gesundheitssystem steht unter grossem Druck. Viele Personen befinden sich in Isolation oder in präventiver Quarantäne und die Behörden haben strenge Massnahmen erlassen.
Fragen, Zweifel und Unsicherheiten treten auf. Zudem zirkulieren im Internet und in den sozialen Netzwerken falsche Informationen.

Wir haben uns mit Prof. Nicolas Troillet, dem Chefarzt der Abteilung Infektionskrankheiten des Zentralinstituts der Spitäler getroffen, um gemäss dem Kenntnisstand vom 18. November 2020 zwischen richtigen und falschen Informationen unterscheiden zu können.

«Nach überstandener Covid-19-Infektion bin ich immun und nicht mehr ansteckend! Ich muss also keine Maske mehr tragen und brauche auch die Abstände nicht mehr einzuhalten!»

FALSCH. Die Immunität und vor allem ihre Dauer sind noch nicht wirklich bewiesen worden. Gegenwärtig können wir nicht mit Sicherheit behaupten, dass eine dauerhafte Immunität besteht. Man nimmt an, dass die Immunität 3 Monate anhält, aber man kann einer Person, welche die Covid-19-Infektion überstanden hat, nicht empfehlen, auf die Schutzmassnahmen zu verzichten. Diese Massnahmen, wie das Tragen der Maske, das Einhalten der Abstände und die Händehygiene, müssen deshalb immer eingehalten werden.

«Nachdem ich die Covid-19-Infektion überstanden habe, muss ich mich nach einem engen Kontakt mit einer infizierten Person nicht mehr in Quarantäne begeben.»

RICHTIG. Wie oben erwähnt, sind Sie während 3 Monaten geschützt. Eine Person, die positiv getestet worden ist, kann also von den Gesundheitsbehörden während 3 Monaten nach ihrer Infektion von der Quarantäne befreit werden, sofern diese Infektion bewiesen worden ist (positives Testergebnis). Es wird deshalb empfohlen, die kantonale Hotline zu kontaktieren, die diese Möglichkeit überprüfen kann.

«Was ist der Unterschied zwischen Isolation und Quarantäne?»

Prof. Nicolas Troillet, Leiter der Abteilung Infektionskrankheiten des Zentralinstituts der Spitäler

Die Isolation betrifft die positiv auf Covid-19 getesteten Personen während der Ansteckungsphase, die ab dem Auftreten der Symptome 10 Tage dauert. Die Quarantäne ist für diejenigen Personen bestimmt, die in engem Kontakt mit einer ansteckenden positiv getesteten Person gestanden haben. Die Quarantäne dauert 10 Tage nach dem letzten Kontakt mit der ansteckenden Person. In beiden Fällen ist es wichtig, zu Hause zu bleiben und jeglichen Kontakt zu vermeiden.

Sämtliche Erklärungen finden Sie unter: Bei mir ist ein Covid-19-Test durchgeführt worden. Was passiert jetzt ?

«Ich befinde mich in Quarantäne und das Testergebnis ist negativ. Ich kann also meine Quarantäne beenden!»

FALSCH. Ein negatives Testergebnis beendet die Quarantäne nicht. Wenn sich eine Person nämlich in der Inkubationsphase befindet (die selten mehr als 10 Tage dauert), kann ihr Test an einem Tag negativ, am nächsten jedoch positiv ausfallen. Falls Covid-19-Symptome auftreten, muss man sich testen lassen. Andernfalls muss man nach Auftreten der Symptome 10 Tage in Quarantäne bleiben. Wenn keine Symptome auftreten, ist kein Test notwendig. Die Quarantäne endet in diesem Fall nach 10 Tagen.

«Ich befinde mich in Quarantäne. Kann ich trotzdem die Wohnung verlassen, um mich an der frischen Luft aufzuhalten oder zu laufen?»

NEIN. Der Zweck der Quarantäne ist das Vermeiden jeglichen sozialen Kontakts. Wenn Sie die Wohnung verlassen, ist es möglich, dass Sie andere Personen treffen. Auch ein Unfall ist schnell passiert. Deshalb ist es äusserst wichtig, dass Sie während der Quarantäne zu Hause bleiben. Sie können sich jedoch in Ihren Garten oder auf Ihren Balkon/Ihre Terrasse begeben.

«Mein Partner befindet sich in Quarantäne. Wie kann ich mit ihm zusammenleben?» 

Sie müssen versuchen, jeden engen Kontakt zu vermeiden. Wenn Ihr Partner unter Quarantäne steht, kann er sich nämlich in der Inkubationsphase befinden und ansteckend sein, bevor bei ihm Symptome auftreten. Nach Möglichkeit müssen die Partner, in Berücksichtigung der jeweiligen Situation, die Abstände einhalten. Sie sollten zum Beispiel getrennt schlafen und essen, häufig die Hände waschen und desinfizieren und eine Maske tragen, wenn sie einander näher kommen. Wenn nur einer der Partner in engem Kontakt mit einem positiven Fall war, befindet sich der andere Partner nicht in Quarantäne.

Im Fall einer Isolation eines Partners (bei einem positiven Test) ist der andere Partner jedoch während 10 Tagen in Quarantäne. In diesem Fall ist es noch wichtiger, den Kontakt untereinander zu vermeiden.

«Ich habe gehört, dass eine positiv getestete Pflegeperson trotzdem im Spital arbeiten muss.»

FALSCH. Allerdings können die Kantonsärzte bei einem Personalmangel, der die Patienten gefährden könnte, unter sehr strengen Voraussetzungen Ausnahmen bewilligen: die Mitarbeitenden müssen einverstanden sein, dürfen keine Symptome aufweisen, können nur in einem Covid-19-Sektor arbeiten, müssen jeglichen ungeschützten Kontakt mit anderen Mitarbeitenden vermeiden, usw. Der Kanton hat diesbezüglich Richtlinien erlassen, aber es ist wichtig zu präzisieren, dass die Mitarbeitenden auf keinen Fall zur Arbeit verpflichtet sind.

«Sind die Schnelltests ebenso zuverlässig wie die PCR-Tests?»

Es kommt darauf an, «wozu» und «für wen» sie eingesetzt werden. Diese Tests eignen sich gut für Personen ohne Grunderkrankungen, die seit kurzer Zeit (bis zu 4 Tagen) Symptome aufweisen. Ihr Einsatz ist also für diese Art von Situationen bestimmt. Wenn die Symptome seit längerer Zeit bestehen, sind die Schnelltests weniger sensibel. Für Personen mit einem Komplikationsrisiko ist der PCR-Test vorzuziehen, um eine sichere Diagnose stellen zu können. In der aktuellen Situation kann er auch einen negativen Antigen-Schnelltest bestätigen.

«Was ist der Unterschied zwischen Covid-19 und einer saisonalen Grippe?»

Auf mikrobiologischer Ebene handelt es sich um zwei vollständig unterschiedliche Viren. Sie können jedoch sehr ähnliche Symptome hervorrufen. Das Coronavirus des Covid-19 wird wahrscheinlich einfacher übertragen als das Grippevirus. Auch wenn die meisten durch das Coronavirus infizierten Personen nicht schwer erkranken, sind die Komplikationen häufiger und schwerer als bei einer Grippe. Dies wird zum Beispiel anhand der Hospitalisationen, insbesondere im Bereich der Intensivpflege, klar ersichtlich.

«Ich habe gelesen, dass die Impfstoffe, die gegenwärtig entwickelt werden, eine Wirksamkeit von rund 90 % haben werden. Was bedeutet das? Wird also jede zehnte Personen nicht geschützt sein?»

Diese Impfstoffe befinden sich noch in der 3. Testphase. Auch wenn sie mit einer voraussichtlichen Wirksamkeit von über 90 % sehr vielversprechend sind, ist die Aussagekraft mit einigen Tausend Personen doch noch relativ gering. Diese Prognosen müssen deshalb über einen längeren Zeitraum bestätigt werden.

Wenn sich jedoch die gegenwärtig verfügbaren Daten in den kommenden Monaten bestätigen, bedeutet dies tatsächlich, dass 5 bis 10 von 100 Personen nach der Impfung nicht geschützt sein würden. Da man nicht weiss, ob man zu diesen Personen gehört, die nicht auf die Impfung ansprechen, kann man wahrscheinlich nicht auf die Schutzmassnahmen verzichten, solange das Virus noch vorhanden ist. Damit das Virus verschwindet, muss nicht nur die Wirksamkeit der Impfungen bestätigt werden, sondern es muss auch ein Grossteil der Bevölkerung geimpft sein (schätzungsweise 60 bis 70 %).

«Wann werden wir eine Impfung haben?»

Gemäss den Angaben der Hersteller könnten in der Schweiz die ersten Dosen ab Ende des ersten Quartals 2021 verfügbar sein.


Zusätzliche Informationen über Covid-19:

Kantonale Hotline: +41 58 433 0 144 
(Mo-Fr 8h-12h und 13h30-18h / Sa-So 8h-12h)

Über den Autor/die Autorin

Malika Storelli

Collaboratrice spécialisée en communication

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