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Erste Beobachtungen: neurologische Auswirkungen des Covid-19

Das Coronavirus hat sich seit Februar 2020 bei uns festgesetzt. Es hat sich rasch weltweit verbreitet und eine noch nie dagewesene Pandemie verursacht. Nach der Gesundheit der Bevölkerung sind auch die Gesundheitssysteme, die Wirtschaft, der Sport und die Kultur stark gefordert. Das Virus hat der Gesellschaft neue Regeln und Lebensweisen aufgezwungen und die Menschen gewisser Freiheiten beraubt. Es hat das Leben sozusagen auf den Kopf gestellt!

Die Spitäler kümmern sich um die bestmögliche Patientenversorgung. Sie müssen sich der jeweiligen Covid-19-Entwicklung schnell anpassen. Die Fachärzte beobachten nun auch Spätfolgen des Virus. Dr. Vincent Alvarez, Leitender Arzt in der Abteilung Neurologie des Spitalzentrums des französischsprachigen Wallis, gibt zu den neurologischen Folgeerscheinungen des Covid-19 Auskunft. Diese treten bei einer Infektion nicht systematisch und nur selten gemeinsam auf.

Enzephalopathie

Dr. Vincent Alvarez
Leitender Arzt in der Abteilung Neurologie, CHVR

Es handelt sich um einen Hirnschaden mit mehreren Ursachen, der zu einer schlechten Funktionsweise des Gehirns führt: Desorientierung, psychomotorischer Verzögerung, Aufmerksamkeitsdefizit und in den schwersten Fällen Koma sind die Auswirkungen. Während der akuten Phase der Infektion mit dem SARS-CoV2 reagiert der Körper mit einer starken Entzündung, die das Gehirn beeinträchtigt. Dies aufgrund schlechter Sauerstoffversorgung des Bluts. Diese “septischen” oder “metabolischen” Enzephalopathien treten auch bei anderen akuten Erkrankungen auf, jedoch beim Covid sind die Dauer und die Erholungszeit besonders lang.

Schwäche in Verbindung mit einer Polyneuropathie und einer Myopathie

Die Nerven, die das zentrale Nervensystem mit dem Körper verbinden sowie die Muskeln leiden, wie bei der Enzephalopathie, stark unter längeren schweren Infektionen. Wie bei anderen Infektionen führen die verlängerten Aufenthalte in der Reanimation bei den Patienten zu Muskelschwund und zu bedeutendem Kräfteverlust. Die Muskeln “erholen” sich zwar gut, aber bei gewissen Nervenschädigungen sind die Prognosen ungünstiger.

Schlaganfall

Während der ersten Welle haben recht viele und zum Teil junge Patienten (3 bis 5 % und viel häufiger bei schweren Verläufen) während ihrer Erkrankung in Verbindung mit Covid einen Hirnschlag erlitten. In schweren Fällen dieses Virus ist eine Entzündung der Innenwände der Arterien (Endothelium) beobachtet worden. Dies führt zur Bildung von Blutgerinnseln und zum Verschluss gewisser Blutgefässe, der einen Schlaganfall bewirkt.

Guillain-Barré-Syndrom und andere dysimmune Reaktionen

Es handelt sich ebenfalls um eine anormale entzündliche Reaktion. In diesen Fällen stellt nicht nur der “Sturm der Entzündung” für den Körper ein Problem dar. Das Immunsystem, welches gegen das Virus ankämpft, kann “das Ziel verfehlen” und gewisse Teile des Nervensystems angreifen. Dabei handelt es sich um eine Kreuzreaktion. Bei einer Schädigung der Nerven handelt es sich um das Guillain-Barré-Syndrom. Die Heilungschancen sind oft gut, aber bis zur vollständigen Genesung vergehen manchmal mehrere Monate. Dieses seit längerer Zeit gut bekannte Syndrom ist auch bei anderen, manchmal kleinen Infektionen, zu beobachten.

Kopfschmerzen

Bis zu 15 % der Patienten leiden, auch bei nicht schweren Verläufen, unter Kopfschmerzen. Der Mechanismus ist nicht klar. Es sind zwar einzelne Fälle von Hirnhautentzündungen beschrieben worden, sie fallen aber nicht ins Gewicht. sie sind anscheinend anekdotisch.

Direktes Eindringen des Virus ins Nervensystem

Gegenwärtig ist das Virus, abgesehen von Einzelfällen, anscheinend nicht direkt für neurologische Beeinträchtigungen durch ein Eindringen ins Nervensystem verantwortlich. Allerdings könnte der sehr oft beobachtete Verlust des Geruchssinns die Folge einer direkten Infektion der Riechkolben durch das Virus sein.

Auch wenn das Covid also scheinbar das Nervensystem nicht direkt angreift, wirkt sich das Virus auf das Gehirn aus, mit schwerwiegenden Folgen vor allem für Patienten mit einem schweren Verlauf.

Um eine Covid-Infektion zu vermeiden, befolgen Sie weiterhin die Hygiene- und Verhaltensvorschriften. Der beste Infektionsschutz für Sie und Ihre Mitmenschen ist ein regelmässiges Händewaschen mit Seife, das Einhalten der Abstände und das Tragen einer Maske.


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Über den Autor/die Autorin

Célia Clavien

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