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Die Herzinsuffizienz verstehen und besser mit ihr umgehen: ein geschätzter Behandlungspfad

Das Spitalzentrum des französischsprachigen Wallis (CHVR) bietet Personen mit chronischer Herzinsuffizienz (HI) seit zwei Jahren ein ambulantes medizinisch-pflegerisches Betreuungsprogramm an. Dieses Angebot entspricht einer steigenden Nachfrage in Zusammenhang mit der Überalterung der Bevölkerung. Die Rückmeldungen der Patientinnen und Patienten, die von dieser Betreuung profitierten, sind positiv und ermutigend.

Aufgrund einer Herzinsuffizienz werden im CHVR jährlich mehr als 450 Personen hospitalisiert. Bei dieser chronischen und weitverbreiteten Erkrankung kann das Herz nicht mehr genügend sauerstoffreiches Blut durch den Körper pumpen, um den Bedarf der Organe zu decken. Leider verschlimmert sich die Erkrankung mit der Zeit. 

Diagnose Herzinsuffizienz

«Nachdem die Diagnose gestellt ist, bietet der Behandlungspfad HI eine koordinierte Versorgung zwischen den verschiedenen Akteuren des Gesundheitswesens: Kardiologen, Internisten, Pflegepersonal und Ernährungs-berater/innen. Die Koordination erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Hausarzt oder dem behandelnden Kardiologen. Sie beginnt mit dem Spitaleintritt und wird nach dem Austritt mit einer ambulanten Betreuung während 30 Tagen fortgeführt», erläutert Charlotte Piller, Projektleiterin Patientenbetreuung im Spital Wallis. «Zweck ist die Verbesserung der Diagnose bei Personen mit Herzinsuffizienz und das Vermeiden einer frühzeitigen Rehospitalisation wegen einer erneuten Herzdekompensation.» 

Das Programm gewährleistet auch eine optimale Kontinuität in der Versorgung zwischen der Rückkehr nach Hause und dem Beginn der Betreuung durch den Allgemeinarzt oder den frei praktizierenden Kardiologen. Die Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen werden in die Betreuung einbezogen. Zwei Situationen können vorkommen. Die Patientin/der Patient entdeckt die Erkrankung während der ersten Hospitalisation oder kennt die Diagnose bereits aufgrund mehrerer früherer Spitalaufenthalte. In beiden Fällen soll eine bessere Entwicklung gewährleistet werden und es wird versucht, den Teufelskreis der Rehospitalisationen zu durchbrechen. «Es handelt sich um einen globalen und gleichzeitig personalisierten Ansatz, der die Lebensqualität der erkrankten Personen bedeutend verbessert.»

Eine ambulante Betreuung nach einer Hospitalisation

Das Programm der ambulanten Betreuung beinhaltet drei Treffen mit einer Ärztin/einem Arzt und einer Pflegefachperson. «Das ermöglicht eine klinische Überwachung der Patientinnen und Patienten und ihrer Analyseergebnisse, die Optimierung ihrer medikamentösen Behandlung und bei Bedarf die Planung anderer Untersuchungen und Behandlungen, zum Beispiel beim Vorliegen anderer Erkrankungen, die oft mit der Herzinsuffizienz in Verbindung stehen und die Prognose verschlechtern», erklärt Dr. Raluca Alexe, Kardiologin im CHVR. 

Die Patienten als Akteure ihrer Gesundheit

Während der Pflegesprechstunde wird der Schwerpunkt auf eine systematische therapeutische Schulung mit aktiver Beteilung der Patientinnen/Patienten und ihrer Angehörigen gelegt. «Wir möchten zu einer besseren Kenntnis der Erkrankung und ihrer Warnsignale wie Atemnot, Auftreten oder Ausweiten von Ödemen in den Fussgelenken, rasche Gewichtszunahme, Herzklopfen, Müdigkeit, Schwindel, … beitragen», präzisiert Edina Selimovic, spezialisierte Pflegefachfrau im CHVR.

Mit einem Austausch über eine Veränderung der Lebensgewohnheiten wird ein besseres Selbstmanagement der Erkrankung angestrebt, u.a. eine ausgewogene, salzarme Ernährung und eine regelmässige körperliche Betätigung. Die Schulung durch die Ernährungsberaterin ergänzt das Programm.

Behandlungspfad HI (auf FR) :

Erfreuliches Feedback der Patienten

Seit April 2021 profitierten 210 Patientinnen und Patienten von einer therapeutischen Schulung während ihrer Hospitalisation. 158 von ihnen liessen sich anschliessend ambulant betreuen. Eine qualitative Zufriedenheitsumfrage (Fragebogen und individuelles Gespräch) bestätigt die Bedeutung des Behandlungspfads. 

Charlotte Piller

Zufriedenheitsfragebogen
«Eine grosse Mehrheit der Patientinnen und Patienten, die den Fragebogen beantworteten, ist mit der ambulanten Betreuung sehr oder äusserst zufrieden», erwähnt Charlotte Piller, Projektleiterin Patientenbetreuung im Spital Wallis. Besonders zufrieden sind die Patientinnen und Patienten mit der medizinischen Betreuung in Bezug auf die Medikation, der Kommunikation während der pflegerischen Betreuung, der therapeutischen Schulung in Zusammenhang mit dem Erkennen der Warnsignale und der Kommunikation während der medizinischen Betreuung.

Fragebogen über die Lebensqualität beim Spitalaustritt und 6 Monate nach der Hospitalisation

«Zwischen den zwei Fragebogen ist bei den Patientinnen und Patienten eine Verbesserung der Lebensqualität insbesondere betreffend die Müdigkeit, die Atemnot und die negative Wahrnehmung der Erkrankung festzustellen.» 


Persönliches Gespräch der Patientinnen und Patienten mit der Vertretung des Verbands «Savoir Patient» drei Monate nach der Hospitalisation.

Angela Grezet

«Wir stellten die Frage der Zweckmässigkeit und des Nutzens des Programms der ambulanten Betreuung. Es ging um die Wahrnehmung der Patientinnen und Patienten insbesondere in Bezug auf den allgemeinen Gesundheitszustand, die Lebensqualität, allfällige negative Auswirkungen und Veränderungen im Alltag», erklärt Angela Grezet, Direktorin des Verbands Savoir Patient. «Die Analyse dieser Daten zeigt auf, dass sich die Patientinnen und Patienten angenommen fühlen und dass sie sich aktiv am Behandlungspfad beteiligen. Es ist ein besseres Verständnis der Erkrankung, der Herausforderungen und der therapeutischen Vorschläge festzustellen. Auch die Lebensqualität hat sich verbessert. Dies betrifft insbesondere Aspekte wie Atemnot, Laufen im Flachen, Treppensteigen, Schlaf, Ödeme in den Beinen, Bedürfnis, sich zu setzen oder hinzulegen, Hobbys und Ausflüge».

Ein ähnliches Projekt wurde im Oktober 2022 im Spitalzentrum Oberwallis lanciert. Mehr als 75 Patientinnen und Patienten konnten während ihres Spitalaufenthalts von einer therapeutischen Schulung profitieren. Es ist vorgesehen, dieses Angebot auszuweiten.

Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der Projektunterstützung «Prävention im Gesundheitswesen» von Gesundheitsförderung Schweiz durchgeführt und von dieser Stiftung mit einem Beitrag von 200 ‘000 Franken unterstützt.

Symptome und Behandlung der Herzinsuffizienz 

Müdigkeit, Atemnot, aufgedunsene Beine und rascher Herzrhythmus sind die häufigsten Symptome verschiedener Erkrankungen: koronare Herzkrankheit, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Herzklappenerkrankungen und (seltener) angeborene Herzfehlbildungen. Im Allgemeinen umfassen die Behandlungen eine Reduktion des Salzkonsums, eine Beschränkung der Flüssigkeitsaufnahme und die Einnahme von Medikamenten auf Verordnung. In gewissen Fällen kann ein Defibrillator oder ein Herzschrittmacher implantiert werden. 

Konsultation Herzinsuffizienz (FR): Insuffisance cardiaque – Hôpital du Valais (hopitalduvalais.ch)

Über den Autor/die Autorin

Diana Dax

Über den Autor/die Autorin

Arnaud Pellissier