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Resistente arterielle Hypertonie: welche Behandlung?

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Die mehr als ein Jahr anhaltende Pandemie mit Einschränkungen und Lockdowns hat sich indirekt auf den arteriellen Bluthochdruck der Schweizer Bevölkerung ausgewirkt. Arztbesuche sind verschoben worden und angesichts der dringenderen gesellschaftlichen Probleme ist die Einnahme der blutdrucksenkenden Medikamente manchmal in Vergessenheit geraten. Es ist deshalb an der Zeit, wieder zu sich selbst zu finden: Handeln Sie sofort, wenn Sie an arterieller Hypertonie leiden, denn es handelt sich um eine heimtückische Erkrankung, die oft asymptomatisch verläuft, aber längerfristig sehr gefährlich ist. Bei Personen mit Bluthochdruck ist das Risiko für einen Hirnschlag, einen Herzinfarkt oder eine Herzinsuffizienz 2- bis 10-mal höher als bei Personen mit einem normalen Blutdruck. Frau Dr. Valérie Duchatelle, Leitende Ärztin der Abteilung Kardiologie des Spital Wallis, zeigt die bestehenden Lösungen zur Bekämpfung der resistenten arteriellen Hypertonie auf.

Frau Dr. Valérie Duchatelle Leitende Ärztin der Abteilung Kardiologie des Spital Wallis

Eine Spezialsprechstunde für eine umfassende Behandlung

Wenn Ihr arterieller Blutdruck in Ruhe 140/90 mmHg übersteigt und trotz der Einnahme von drei oder mehr Medikamenten hoch bleibt, leiden Sie unter einer resistenten arteriellen Hypertonie. Was tun? Seit fünf Jahren bietet das Spital Wallis im Rahmen einer Spezialsprechstunde eine umfassende Bilanz an. Wenn Ihr Blutdruck trotz der Einnahme von drei oder mehr Medikamenten hoch bleibt, wird Ihnen eine therapeutische Behandlung in mehreren Schritten vorgeschlagen:

  • Erstkonsultation
  • Ambulante Untersuchungen
  • Multidisziplinäres Kolloquium mit Nephrologen (Nierenspezialisten)
  • Abschliessende Konsultation mit einem therapeutischen Vorschlag
  • Weitere Behandlung mit dem Kardiologen oder Hausarzt

Eine resistente arterielle Hypertonie kann auf drei verschiedene Arten behandelt werden:

  • Verbesserung der Lebenshygiene
  • Medikamentöse Behandlung
  • Schlafapnoe-Gerät
  • Renale Denervierung

  1. Die Lebenshygiene verbessern

Mit einer Veränderung Ihrer Lebenshygiene können Sie Ihre Risikofaktoren erheblich reduzieren oder gar beseitigen. Die Hypertonie ist kein Schicksal. Sie können im Alltag Folgendes dagegen tun: Gesund essen Ihren Salzkonsum reduzieren Sport treiben Alkohol einschränken Tabak vermeiden Übergewicht reduzieren Lernen, Stress zu verarbeiten

  1. Die Medikamente richtig einnehmen

Wenn eine gute Lebenshygiene nicht genügt, um Ihren Blutdruck zu senken, verschreibt Ihnen Ihr Hausarzt blutdrucksenkende Medikamente. Damit die Behandlung wirksam ist, müssen Sie die von Ihrem Arzt verordnete Dosierung einhalten. Man schätzt, dass einer von zwei Patienten die Medikamente nicht korrekt oder nur unregelmässig einnimmt. Die Hypertonie ist eine heimliche Krankheit, die  nur selten Symptome (Kopfschmerzen, usw.) hervorruft. Da keine Schmerzen auftreten, ist es manchmal schwierig, sich zur Einnahme seiner Medikamente zu motivieren.

  1. Eine renale Denervierung durchführen lassen

Wenn Sie mindestens drei Medikamente einnehmen und sich ihr Blutdruck nicht verbessert, können Sie eine renale Denervierung durchführen lassen. Es handelt sich um eine minimalinvasive Technik, die seit über 20 Jahren bekannt ist. Heute ist dieses Verfahren dank der Weiterentwicklung des Materials bereits sehr sicher und hat noch an Wirkung gewonnen. Die renale Denervierung erfolgt ohne Chirurgie und ist minimalinvasiv. Dabei wird ein Katheter in die Oberschenkelarterie eingeführt und bis zur Nierenarterie in die Nähe der Niere vorgeschoben. Mit elektrischen Impulsen werden die Nervenfasern der Nierenarterie, die in die Regulierung des arteriellen Blutdrucks involviert sind, verödet. Dieses «Unterbrechen» der Nervenleitung ermöglicht eine Senkung des Blutdrucks. Der Eingriff wird ambulant, unter Lokalanästhesie und Sedation durchgeführt (er erfordert keine Allgemeinanästhesie) und dauert rund 1 Stunde.

Sehr hohe Erfolgsrate (70 %)

Die Erfolgsrate der renalen Denervierung ist sehr erfreulich. 70 % der Patientinnen und Patienten sprechen positiv auf diesen Eingriff an. Es handelt sich um einen Eingriff, der nicht rückgängig gemacht werden kann, denn die Nervenfasern regenerieren sich nicht.  Trotzdem ist es wichtig, die medikamentöse Behandlung in den ersten Monaten weiterzuführen, denn eine Senkung des Blutdrucks macht sich erst 4 bis 12 Wochen nach dem Eingriff bemerkbar. In den meisten Fällen muss die medikamentöse Behandlung beibehalten werden, aber der arterielle Blutdruck ist unter Kontrolle (<140/90 mmHg) und das Risiko von kardialen und zerebralen Komplikationen ist reduziert.

Eine wirksame Ergänzung zu den Medikamenten

Die Sicherheit der renalen Denervierung ist ausgezeichnet und die meisten Patienten, bei denen sie durchgeführt wird, sprechen positiv auf den Eingriff an. Deshalb ist es möglich, dass diese Technik künftig verbreitet bei allen Patientinnen und Patienten angewendet wird, die unter resistenter arterieller Hypertonie leiden. Dies kann entweder als Ergänzung oder als Alternative zu den Antihypertonika erfolgen, die wie alle Medikamente unerwünschte Wirkungen hervorrufen können. Aufgrund der Ergebnisse der neusten Studien zu diesem Verfahren haben die europäischen Experten für arterielle Hypertonie im September 2021 im Journal of Hypertension einen Konsens veröffentlicht. Sie empfehlen, die renale Denervierung, in Verbindung mit der Korrektion der Lebensgewohnheiten, ins Spektrum der Behandlungen für Patientinnen und Patienten mit resistenter arterieller Hypertonie zu integrieren.

Die renale Denervierung im Video:

Videoquelle: © Medtronic

Nützliche Links:
Abteilung Kardiologie des Spital Wallis
Schweizerische Herzstiftung


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Über den Autor/die Autorin

Francesca Genini-Ongaro

Collaboratrice spécialisée en communication

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