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Schlaganfall: Achtung vor Bluthochdruck!

Jedes Jahr erleiden in der Schweiz 16’000 Personen einen Schlaganfall, davon 600 bis 700 im Wallis. Unter den 10 Risikofaktoren in Zusammenhang mit dem Schlaganfall spielt der Bluthochdruck eine ausschlaggebende Rolle. Allerdings ist eine Vorbeugung möglich. Erläuterungen von Dr. Christophe Bonvin, Leitender Arzt in der Abteilung Neurologie des Spitalzentrums des französischsprachigen Wallis und Chefarzt der zerebrovaskulären Einheit im Wallis.

Der Bluthochdruck: eine häufig vernachlässigte Erkrankung

Dr. Christophe Bonvin,
Chefarzt der zerebrovaskulären Einheit im Wallis

«Ein Drittel der Bevölkerung leidet unter Bluthochdruck, aber nur die Hälfte davon ist sich dessen bewusst», bestätigt Dr. Bonvin. Diese Erkrankung wird von der Bevölkerung verkannt, denn sie ist heimtückisch und entwickelt sich meistens ohne alarmierende Symptome. «Es ist durchaus möglich, während Jahren unter Bluthochdruck zu leiden, ohne irgendein besonderes Symptom zu spüren. Dann können mehr oder weniger unerwartet schwerwiegende Komplikationen auftreten, wie abnehmendes Sehvermögen, Niereninsuffizienz, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Kreislaufstörungen in den Beinen» präzisiert Dr. Bonvin. Allerdings könnten diese schwerwiegenden Folgen durch eine einfache periodische Kontrolle des Blutdrucks verhindert werden.

Was ist Bluthochdruck?

Wenn man unter Bluthochdruck leidet, hat man in den Arterien einen zu hohen Druck. Für eine gute Blutzirkulation im Körper muss dieser Druck optimal sein. Er hängt von zwei Faktoren ab: von der Kraft des Herzens und von der mehr oder weniger elastischen Resistenz der Gefässwände. Das Herz funktioniert wie eine Pumpe und der Druck variiert deshalb bei jedem Herzschlag. Diese Druckveränderungen entsprechen den beiden unterschiedlichen Werten, die von den Blutdruckmessgeräten  gemessen werden: systolischer Wert: der Moment, an dem der Druck des Bluts auf die Wände der Arterien am stärksten ist. Es handelt sich um die Kontraktion des Herzens (Systole).

  • systolischer Wert: der Moment, an dem der Druck des Bluts auf die Wände der Arterien am stärksten ist. Es handelt sich um die Kontraktion des Herzens (Systole).
  • diastolischer Wert: der Moment, an dem der Druck des Bluts auf die Wände der Arterien am geringsten ist. Es handelt sich um die Erschlaffung des Herzens (Diastole).

Der ideale Blutdruck beträgt, unabhängig vom Alter des Patienten, 120 / 80 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule). Er gilt bei einer Erhöhung von bis zu 130 / 85 mmHg als normal. Wenn er höher liegt, wird ein Bluthochdruck diagnostiziert. Hält der Bluthochdruck über längere Zeit an, führt er zu einer Verdickung des Herzmuskels und der Gefässwände, die sich versteifen. In der Folge nimmt die Resistenz zu und aufgrund dieser erhöhten Resistenz muss das Herz intensiver pumpen. Das führt zu einem Teufelskreis mit einem Bluthochdruck, der sich mit der Zeit schrittweise erhöht. Schliesslich sind die Arterien und das Herz so stark erkrankt, dass sie am Ursprung eines Schlaganfalls, einer intrazerebralen Blutung oder anderen vaskulären Komplikationen in Zusammenhang mit dem Bluthochdruck stehen.

Welche Anzeichen bestehen bei einem Bluthochdruck?

Oft erzeugt ein erhöhter Druck kein besonderes Symptom. Manchmal führt er zu Kopfschmerzen, zu einem Druck im Gesicht oder zu einem Wärmegefühl. Ein plötzlicher Bluthochdruck kann jedoch ein schwerwiegendes Problem aufdecken. Wenn er von folgenden Symptomen begleitet ist, muss unverzüglich die Notfallnummer 144 angerufen werden:

  • Schmerzen oder Druckgefühl im Brustkorb;
  • Schmerzen oder Druckgefühl im Brustkorb;
  • Lähmung oder Empfindungsstörungen (Gesicht, Arm, Bein) auf einer Körperseite;
  • Sprechstörungen;
  • verschwommenes oder doppeltes Sehen;
  • Krampfanfälle (ähnlich wie bei einem Epilepsieanfall);
  • tensiver Schwindel mit Übelkeit und Beeinträchtigungen beim Laufen;
  • plötzlich auftretende, starke Kopfschmerzen;
  • starke Benommenheit;
  • Nasenbluten.

Welche Faktoren erhöhen das Risiko eines Bluthochdrucks?

 Nicht beeinflussbare Faktoren:

  • erbliche Veranlagung;
  • Alter (Risiken bestehen ab 35 Jahren und können sich ab 65 Jahren oder nach der Menopause verstärken);
  • Geschlecht (vor 65 Jahren mehrheitlich Männer, danach mehrheitlich Frauen);
  • Ethnie (Bluthochdruck tritt bei Personen mit schwarzer Hautfarbe durchschnittlich häufiger auf).

Beeinflussbare Faktoren in Zusammenhang mit dem Lebensstil

  • Rauchen;
  • erhöhter Kochsalzkonsum;
  • Übergewicht;
  • erhöhter Alkoholkonsum;
  • zu wenig körperliche Bewegung;
  • Stress;
  • gewisse Medikamente (Entzündungshemmer, orale Verhütungsmittel, Antidepressiva);
  • Schlafapnoe.

Bei 5% der Patienten stehen spezifische Ursachen am Ursprung des Bluthochdrucks, wie hormonelle Störungen oder Nierenerkrankungen. Wenn diese behandelt werden, verbessert sich der Blutdruck.

Wie kann man Bluthochdruck vorbeugen? 

Ein normaler Blutdruck ist für einen guten Blutkreislauf und eine optimale Funktionsweise der Organe entscheidend. Um Bluthochdruck vorzubeugen, wird unbedingt eine gesunde Lebensweise empfohlen:

  • nicht rauchen (sogar wenige Zigaretten sind sehr schädlich);
  • den täglichen Konsum von Kochsalz reduzieren (weniger als 5 Gramm pro Tag, was einem vollen Kaffeelöffel entspricht);
  • sich ausgewogen ernähren, mit vielen Früchten und mit viel Gemüse. Gewisse Nahrungsmittel wie Brokkoli, Bananen, schwarze Schokolade und Knoblauch, helfen den Blutdruck zu senken;
  • nur mässig Alkohol trinken (nicht täglich Alkohol trinken und höchstens 2-3 Gläser pro Tag);
  • sich regelmässig bewegen (dreimal pro Woche mindestens je 45 Minuten);
  • Übergewicht reduzieren;
  • Stress abbauen
  • die übrigen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen behandeln (Diabetes, Hypercholesterinämie, Schlafapnoe, usw.).

Bei einem diagnostizierten Bluthochdruck muss eine Bilanz und anschliessend eine medikamentöse Behandlung erfolgen. Die Medikamente sind äusserst wirksam, allerdings nur, wenn der Blutdruck wieder optimale Werte erreicht. Der Blutdruck ist nämlich ein dynamisches und progressives Phänomen. Auch unter einer Behandlung kann er sich verändern. Deshalb muss der Blutdruck regelmässig kontrolliert werden, damit er innerhalb der Zielwerte bleibt.

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Über den Autor/die Autorin

Stéphanie Cordonier

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