Medizin & Pflege

Histozytopathologie: eine unbekannte, aber für die Diagnose von Erkrankungen massgebende Abteilung

histocytopathologie

56’000: Das ist die eindrückliche Zahl von Gewebeentnahmen oder zytologischen Proben, die in der Abteilung Histozytopathologie des Spital Wallis jedes Jahr verarbeitet werden. Sie werden analysiert, um die Art der Gewebeläsionen zu definieren, eine präzise Diagnose zu stellen und den Patienten die richtige Behandlung zu garantieren. Einblick in diese für ein Spital unentbehrliche Abteilung mit Joana Cerveira, einer der verantwortlichen Laborantinnen in der Abteilung.

Was ist die Pathologie?

Die Abteilung Histozytopathologie untersucht die Erkrankungen, indem sie die verschiedenen Proben analysiert, die ihr zugestellt werden. Diese Proben stammen von Spitälern, Kliniken und Arztpraxen. Sie werden analysiert, um eine präzise Diagnose zu erstellen, insbesondere wenn ein Verdacht auf Krebs besteht, aber auch im Fall von entzündlichen Erkrankungen. Die Proben können unter anderem aus Gewebe stammen, das operativ entfernt worden ist (z.B. Brust oder Dickdarm). Sie können aber auch aus Biopsien durch Endoskopie (zum Beispiel durch Bronchoskopie oder Gastroskopie) oder aus Abstrichen zum Beispiel beim Screening des Krebses oder des Gebärmutterhalses stammen. Gewisse Untersuchungen werden notfallmässig während der Operation durch den Chirurgen durchgeführt (Schnellschnittuntersuchungen), um den weiteren Verlauf der Operation zu leiten.

Joana Cerveira, verantwortliche Laborantin

Um diesen Auftrag zu erfüllen, setzt die Abteilung neben den routinemässigen histologischen Färbungen die neusten Techniken wie die Immunhistochemie oder die Analysen der Molekularbiologie ein, um die Diagnose zu präzisieren oder zu ermitteln, auf welche Behandlungen ein Krebs ansprechen könnte (zum Beispiel Hormontherapie im Rahmen des Brustkrebses).

Welche Schritte gibt es bei der Analyse der histologischen Proben?

Sobald die Probe in der Abteilung eingetroffen ist, wird sie registriert, damit die Rückverfolgbarkeit im weiteren Verlauf der Analyse jederzeit gewährleistet ist. Jede Probe erhält eine einmalige Nummer. Unabhängig von ihrer Grösse durchlaufen die Proben eine Serie von Transformationen. Es handelt sich um massgebende Schritte für eine korrekte Analyse durch den Pathologen.

Die wichtigsten Schritte:

1. Entnahme: Die Probe wird entnommen und in Formaldehyd fixiert.

2. Eingang und Registrierung: Eingang der Probe, anschliessend Registrierung der Entnahme und Zuteilung des QR-Codes. 

3. Makroskopie: Beschreibung der Grösse, der Farbe und der Textur der Probe durch den Pathologen. Oft wird die Probe fotografiert, bevor sie seziert wird, um festzustellen, ob Läsionen bestehen. Kleine Fragmente werden in die Kassette gelegt.

4. Prozess: Die Kassetten mit den kleinen Fragmenten werden in einen Prozessor gelegt und die Probe wird (in aufsteigender Alkoholreihe) stufenweise entwässert. Damit kann der Abbau des Gewebes verhindert werden.

5. Einbindung: Die entwässerten Fragmente werden in Paraffinblöcke eingebunden, die bei Raumtemperatur aushärten.

6. Schneiden: Die Blöcke werden mit einem Mikrotom in hauchdünne, knapp 3 bis 5 Mikrometer dicke Scheiben geschnitten und anschliessend auf einen Objektträger gelegt.

7. Färbung: Die Schnitte werden gefärbt, um das Gewebe hervorzuheben.

8. Mikroskopie: Nach der Färbung sind die Schnitte für die Evaluation durch den Pathologen bereit.

Und die Zytologie?

Die Zytologie untersucht isolierte Zellen, die durch eine Punktion mit einer feinen Nadel entnommen werden. Die Entnahme erfolgt bei der Sammlung von Körperflüssigkeit oder durch Abstrich/Bürsten. Die technischen Schritte sind nicht dieselben: Die Zellen werden nach der Zentrifugation direkt auf die Objektträger gelegt. Es werden keine Blöcke gebildet und auch keine Schnitte mit dem Mikrotom durchgeführt. Die meisten zytologischen Analysen betreffen das Screening des Gebärmutterhalskrebses. Die übrigen Analysen betreffen Pleuraergüsse, Aszites und die Suche nach malignen Zellen im Urin.

Die Aufgabe der Pathologen
Die Pathologen sind verantwortlich für die Analyse der verschiedenen Gewebe- oder Zellentnahmen (Biopsien, chirurgische Gewebeproben, Flüssigkeiten, Nadelpunktionen), die bei den Patienten zum Zweck einer Diagnose entnommen worden sind. Sie spielen, insbesondere bei tumorösen Pathologien, eine wichtige Rolle in der Versorgung der Patientinnen und Patienten. Es ist nämlich der Pathologe, der – mit Ausnahme gewisser Bluterkrankungen – die Diagnose der Krebserkrankungen stellt. Er ermittelt auch die prognostischen Faktoren (welche die Aggressivität der Erkrankung voraussagen) und die prädiktiven Faktoren (die voraussagen, ob ein Krebs auf eine besondere Behandlung ansprechen könnte). Die Pathologen nehmen mit Kolleginnen und Kollegen anderer Fachrichtungen auch an den interdisziplinären Kolloquien teil, an denen die verschiedenen Beobachtungen ausgetauscht werden. Diesbezüglich spielen sie eine aktive Rolle bei den prätherapeutischen und therapeutischen Entscheidungen sowie bei der Überwachung der erkrankten Personen.

Über den Autor/die Autorin

Jessica Salamin

Collaboratrice communication - Spécialisée médias sociaux