Prävention & Beratung

Wann soll nach einem Zeckenstich ein Arzt aufgesucht werden?

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Frau Dr. Cathy Voide, Leitende Ärztin in der Abteilung Infektionskrankheiten des Zentralinstituts der Spitäler des Spital Wallis, informiert uns über die Zecken und die Krankheiten, welche sie übertragen können.

Zwei Hauptkrankheiten, die auf Zecken zurückzuführen sind

Vorerst ist es wichtig zu wissen, dass ein Zeckenstich nicht unbedingt die Übertragung einer Krankheit bedeutet. In seltenen Fällen kann die Zecke jedoch Infektionskrankheiten übertragen. Darunter befinden sich die Lyme-Krankheit, auch Borreliose genannt, und die Zeckenenzephalitis, auch Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) genannt.


Dr. Cathy Voide

Die Lyme-Krankheit oder Borreliose

Die Lyme-Krankheit ist eine Infektionskrankheit, die von einer Zecke übertragen wird, welche mit dem Bakterium «Borrelia burgdorferi» infiziert ist. Je nach Region sind 5 bis 50% der Zecken Träger dieses Bakteriums. Das BAG schätzt, dass in der Schweiz jedes Jahr rund 10’000 Personen mit dieser Krankheit angesteckt werden.

Bei einem Stich muss zuerst die Zecke entfernt und eine lokale Desinfektion vorgenommen werden. Anschliessend  muss die Einstichstelle beobachtet werden. Wenn 7-10 Tage (bis zu ein Monat) nach dem Stich ein migrierendes Erythem auftritt (ringförmiger rötlicher Ausschlag mit abgegrenztem blassem Zentrum, siehe unten stehende Abbildung), muss ein Arzt aufgesucht werden, da dies ein Anzeichen für die Lyme-Krankheit sein kann. Damit man infiziert wird, muss eine Zecke über mehrere Stunden am Körper anhaften.

Ein migrierendes Erythem

Je nach Stadium der Infektion unterscheiden sich die Krankheitsmerkmale:

Erstes Stadium: bis zu 30 Tage nach dem Stich 
Eine Hautrötung (migrierendes Erythem) tritt auf. Das migrierende Erythem ist eine typische Verletzung und genügt für die Diagnose. Es ist nicht notwendig, in diesem Stadium Bluttests durchzuführen. Eine Behandlung mit Antibiotika verhindert Komplikationen durch Ausbreitung und verkürzt die Dauer des Auftretens der Symptome.

Zweites Stadium: mehrere Wochen/Monate nach dem Stich
Wenn im ersten Stadium keine Antibiotikabehandlung erfolgt, besteht das Risiko, dass sich das Bakterium im Nervensystem, im Herz und in den Gelenken ausbreitet (Hirnhautentzündung, Gesichtslähmung, Entzündung der Nerven, Herzrhythmusstörungen, Arthritis, …). Die Diagnose erfolgt aufgrund von aussagekräftigen Symptomen und über einen positiven Bluttest sowie, je nach Fall, mittels einer Lumbalpunktion oder einer Gelenkpunktion.

Drittes Stadium: mehrere Jahre nach dem Stich 
Sehr seltene Fälle von chronischer Entzündung des Gehirns und der Nerven. Die Diagnose erfolgt aufgrund der Symptome und Bluttests sowie mittels einer Lumbalpunktion.

Es existiert keine Impfung, aber die Krankheit kann mit Antibiotika behandelt werden, deren Anwendungsdauer je nach Stadium der Krankheit variiert. Auch nach einer korrekten Behandlung ist es möglich, dass gewisse Symptome wie Kopfschmerzen, Konzentrationsschwächen, Reizbarkeit, Müdigkeit, usw. auftreten, die im Allgemeinen wieder verschwinden. Ein positiver Bluttest ohne das Auftreten von Symptomen stellt keine Indikation für die Einnahme von Antibiotika dar. Ausserdem muss daran erinnert werden, dass die Bluttests auch nach einer korrekten Behandlung positiv bleiben und sie deshalb nicht wiederholt werden müssen.

Die Zeckenenzephalitis

Es gibt etwa 300 Fälle von Zeckenenzephalitis pro Jahr in der Schweiz. Auch wenn nicht viele Personen betroffen sind, kann die Krankheit doch schwerwiegende Folgen haben.

In diesem Fall wird über den Zeckenstich ein Virus übertragen. Das Virus wird rasch übertragen, die Zecke muss nicht lange am Körper anhaften.

Zur Bekämpfung dieses Virus existiert keine Behandlung.

In seltenen Fällen können die Folgen schwerwiegend sein:  Lähmungen, Bewusstseinsstörungen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel, neurologische Störungen. Die Mortalitätsrate beträgt 1%.

Es existiert keine spezifische Behandlung, allerdings wird eine präventive Impfung empfohlen (zusätzlich zu den Zeckenschutzmitteln und anderen Massnahmen zur Vermeidung eines Stichs) ab dem Alter von 6 Jahren. Nach 10 Jahren muss eine Auffrischung der Impfung erfolgen.

Der Impfstoff besteht aus drei Dosen, die idealerweise im Herbst/Winter begonnen werden sollten, um im nächsten Frühjahr geschützt zu sein.

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Artikel am 28.06.18 geschaffen und am 05.11.23 aktualisiert.

Über den Autor/die Autorin

Jessica Salamin

Collaboratrice communication - Spécialisée médias sociaux

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