News & Events Testimonials

30 Jahre Kinderlachen dank der Traumdoktoren

Fon

In diesem Jahr feiert die Stiftung Theodora ihr 30-jähriges Bestehen. Und seit 30 Jahren arbeitet sie auch eng mit der Abteilung Pädiatrie des Spitals Sitten zusammen. Die Traumdoktoren der Stiftung sind viel mehr als nur einfache Clowns. Mit ihrer Anwesenheit bringen diese Fachpersonen eine wichtige menschliche Dimension ins Spital. Sie laden die Kinder in einem oft von Schmerzen geprägten Umfeld ein, sich wieder mit ihren Gefühlen zu verbinden. Mit ihrer Arbeit muntern sie die Kinder auf und bieten ihnen einen Moment von Heiterkeit und Menschlichkeit im Zentrum der medizinischen Versorgung. Wir haben uns mit Dr. Plume und Frau Dr. Clafoutis unterhalten. Sie arbeiten seit mehreren Jahren als Traumdoktoren in der Stiftung Theodora.

Worin besteht Ihre Arbeit im Spitalbereich?

Clafoutis : Wir sind uns der Schmerzen und der Krankheit bewusst. Unser Ansatz konzentriert sich jedoch auf das Kind als Individuum, unabhängig von der Tatsache, dass es krank ist. Wir versuchen, ein wenig Heiterkeit und Freude einzubringen, so dass das Kind wenigstens für einen Augenblick die schwersten Momente im Spital vergessen kann.

Plume : Wir sind nicht da, um die Krankheiten zu heilen. Wir wollen zum emotionalen Wohlbefinden der Kinder beitragen. Wir fragen nicht, weshalb das Kind im Spital ist, sondern konzentrieren uns auf das Wohlbefinden im Hier und Jetzt.

Welches ist die Hauptaufgabe eines Traumdoktors?

Plume : Wir bieten den hospitalisierten Kindern eine Art Sauerstoffblasen an. Wir bringen Heiterkeit und Lachen mit, so dass die Kinder ihre Krankheit einen Moment lang vergessen können.

Clafoutis : Ja, genau das ist es. Wir sind nicht da, um zu pflegen, sondern um eine Atempause anzubieten.

Wie verlaufen Ihre Besuche im Spital?

Clafoutis : Jeder Tag ist anders. Wir wissen nie genau, was uns erwartet.

Folgen Sie einem Plan oder improvisieren Sie?

Plume : Unsere Arbeit verläuft ganz spontan! Wir passen uns an die Situationen an. Es ist keine Vorführung, sondern ein Austausch.

Clafoutis : : Ja, es ist eine Begegnung, die immer einmalig ist. Wenn ein Kind anders reagiert, ändern wir unseren Ansatz. Wir improvisieren je nach Kind und Situation.

Was erleben Sie bei Ihren Besuchen im Spital als grösste Herausforderung?

Clafoutis : Manchmal ist es schwierig, den Spalt zu finden, der es uns ermöglicht, mit dem Kind in Kontakt zu treten.

Plume : An manchen Tagen denken wir, dass unsere Intervention nicht funktioniert hat. Aber dann erfahren wir, dass das Kind nach unserem Besuch alles erzählt hat. Wir hinterlassen immer etwas, auch wenn wir es nicht direkt sehen.

Wie sieht Ihre Beziehung zum Spital Sitten und seinen Gesundheitsfachpersonen aus?

Plume : Wir werden immer sehr gut aufgenommen. Unsere Anwesenheit wird wirklich geschätzt. Bei jedem Besuch sprechen wir persönlich mit den Gesundheitsfachpersonen. Sie freuen sich, wenn wir kommen. Auch wenn ich erst seit 5 Jahren im Spital Wallis arbeite, beginnen wir natürlich nicht von vorne. Wir profitieren von der Arbeit unserer Vorgängerinnen und Vorgänger und von der vertrauensvollen Beziehung zur Abteilung Pädiatrie in Sitten, die vor 30 Jahren entstand.  Jeder Besuch stützt sich auf diese solide, im Verlauf der Jahre aufgebaute und ständig gepflegte Beziehung ab. Wir führen die Arbeit unserer Vorgängerinnen und Vorgänger mit demselben Einsatz fort.

Wie schaffen Sie es, den Spalt zu öffnen und eine Begegnung zu ermöglichen?

Clafoutis : Der Aufbau einer Beziehung ist oft ein subtiler Vorgang. Manchmal zählt nicht das grosse Lachen, sondern ein kleines Kind, das zu dir aufschaut. Es ist genau diese Verbindung, die so wertvoll ist und die uns in unserer Arbeit motiviert.

Plume : Genau das ist es. Jede noch so kleine Interaktion zählt.  

Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit am meisten?

Clafoutis Was mich begeistert, ist der Unterschied, den wir bewirken, auch wenn er noch so klein zu sein scheint. Wenn ein Kind lacht oder die Eltern sich entspannen, sind das äusserst wertvolle Momente. Wenn ich in schwierigen Situationen ein wenig Glück einbringen kann, fühle ich mich wie eine kleine Kirsche auf der Torte. Das kann winzig und unnötig erscheinen, aber die Magie zeigt sich oft dort, wo man sie nicht erwartet.

Plume : Manchmal ist die Wirkung nicht direkt sichtbar. Es kommt vor, dass wir keine unmittelbare Reaktion hervorrufen. Später erzählen uns die Eltern oder die Gesundheitsfachpersonen jedoch, wie wichtig unsere Interventionen waren. Dabei kann es sich um ein Lächeln, einen Blick oder eine nonverbale Reaktion handeln. Es ist wie eine Feder, die wir in jedem Zimmer zurücklassen. Wie bieten keine Vorführung an. Gemeinsam mit dem Kind schreiben wir jeweils eine neue Geschichte.

Eine bewegende Geschichte
«Ich erinnere mich an ein 8-jähriges Mädchen, das wegen Migräne oft im Spital war. Sie wartete immer ungeduldig auf unseren Besuch. Die Anwesenheit der Traumdoktoren war für sie das einzig Positive an ihrem Spitalaufenthalt. Eines Tages verschlimmerte sich ihre Migräne, so dass eine Lungenpunktion nötig wurde. Es handelt sich um einen schmerzhaften Eingriff und die Pflegefachfrau fragte uns, ob wir da sein könnten, um das Mädchen zu begleiten. Wir beschlossen, ihre Aufmerksamkeit abzulenken und sie in ihren Gedanken an einen anderen Ort zu bringen. So baten wir sie, sich einen Ort vorzustellen, an dem sie sich geschützt und wohl fühlte. Sie sagte uns, dass dies ein kleines Baumhaus wäre. Gemeinsam beschrieben wird diesen Ort im Detail: den Baum, das Haus, eine anschmiegsame Katze, einen Koffer voll mit Büchern, … Während sie diesen Ort vor ihren Augen sah, wurde die Punktion durchgeführt. Aber sie war an einem anderen Ort und konzentrierte sich auf diese Welt, die sie gemeinsam mit uns erschuf. Der Eingriff verlief sehr gut und so entstand eine neue Freundschaft. Später lud uns die Familie in ihr Chalet ein. Das kleine Mädchen zeigte uns ihr Baumhaus. Alles war genau so, wie sie es im Spital beschrieben hatte. Das war für uns ein ausserordentlich starker Moment. Wir verstanden, dass unsere Anwesenheit diesem kleinen Mädchen geholfen hatte, eine schwierige Situation durchzustehen. In solchen Momenten spüren wir den Wert unserer Arbeit.»
Plume

Patricia Madureira, Pflegeverantwortliche, Abteilung Pädiatrie, CHVR

In unserer täglichen Arbeit stellen wir fest, dass die Traumdoktoren sehr gut ausgebildete, professionelle Künstlerinnen und Künstler sind. Dies gilt nicht nur für den künstlerischen Bereich, sondern auch für das Verständnis der Realität und der Einschränkungen in einem Spital. Dank ihrer Ausbildung können sie die hospitalisierten Kinder mit grosser Sensibilität und Achtung begleiten. Ihre Anwesenheit ist für die Kinder und ihre Familien eine wichtige Unterstützung in einer oft schwierigen Umgebung.

Patricia Madureira, Pflegeverantwortliche, Abteilung Pädiatrie, CHVR

6 140 Stunden Besuche bei fast 33 800 Kindern im Spital von Sitten
Seit 1994 haben die professionellen Künstlerinnen und Künstler der Stiftung Theodora mit ihrem Programm «Traumdoktoren» fast 33’800 Kindern im Spital Sitten, in insgesamt mehr als 6’140 Besuchsstunden Trost und Lachen geschenkt. 
Bei den Traumdoktoren handelt es sich um speziell für die Intervention im Spitalbereich ausgebildete professionelle Künstlerinnen und Künstler. Die einjährige Ausbildung beinhaltet 360 theoretische und praktische Kursstunden. Sie erfolgt in Zusammenarbeit mit der Accademia Dimitri und der Hochschule für Gesundheit La Source. Die Traumdoktoren befassen sich in ihrer Ausbildung mit künstlerischen Techniken, Spitalhygiene, psychologischer, emotionaler und motorischer Entwicklung des Kindes sowie mit verschiedenen Erkrankungen. Am Ende ihrer Ausbildung erhalten sie ein international anerkanntes Certificate of Advanced Studies (CAS).

Nützliche Links
Der Spitalaufenthalt Ihres Kindes – Spital Wallis
Stiftung Theodora – Mehr als nur Lachen
Home – Verein Clownvisite

Über den Autor/die Autorin

Francesca Genini-Ongaro

Collaboratrice spécialisée en communication