Die Achtsamkeitsmethode ist eine trainierbare Fähigkeit des Geistes. Sie schärft unsere Selbstwahrnehmung, um für den gegenwärtigen Moment wachsam zu sein und eine positive Grundeinstellung aufzubauen. Diese konstruktiven Denk- und Verhaltensmuster helfen bei der Bewältigung schwieriger Situationen im Berufs- und Privatleben.
Es ist keine Idee von gestern
Die Mind Based Stress Reduction (MBSR) Methode, auf Deutsch «Stressreduktion durch Achtsamkeit», wurde von Prof. Dr. John Kabat-Zinn vor über 40 Jahren in den USA entwickelt. Die gesundheitsfördernden Wirkungen sind belegt. MBSR wird heute weltweit in Unternehmen und Gesundheitsinstitutionen eingesetzt.
Achtsam werden und bleiben
In den vergangenen Jahren haben 150 Mitarbeitende des SZO aus verschiedenen Berufsgruppen, darunter Pflegende in Führungspositionen, den 30-stündigen MBSR-Kurs im Wallis besucht.
Um die Nachhaltigkeit der Methode zu fördern, laden Angelika, Eveline, Sara und Myrtha, vier Pflegefachfrauen des SZO, zu monatlichen internen Achtsamkeitstreffen in Visp und Brig ein.
«Die SZO-Achtsamkeitstreffen erlauben die Begeisterung, die wir nach dem MBSR-Kurs spürten, beizubehalten. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen zu meditieren, spornt an und verankert das Erlernte.
Achtsamkeits-Meditation oder Atemübungen helfen, mir Stress zu vermindern. Ich lerne, einen Gang zurückzuschalten und in hektischen Situationen die Ruhe und den Überblick zu bewahren. Dies ist auch wichtig im Pflegealltag: Wenn ich zum Beispiel mehrere Patienten betreue und gleichzeitig überall sein sollte, dies aber leider nicht kann.»
«Achtsamkeits-Training ist kein Sport. Es wird auch nicht gewertet. Jeder soll seinen persönlichen Rhythmus finden: täglich, wöchentlich oder wenn man es braucht. Achtsamkeits-MeMeditation kann man immer und überall machen. Ich führe die Meditation im Büro durch, manchmal auch im Zug von Brig nach Visp. Gelegentlich begebe ich mich in der Mittagspause in die Kapelle im Spital Visp und meditiere mithilfe von Hörbüchern. Achtsamkeit hat mein Leben verändert und ist nicht mehr wegzudenken.»
«Was ich durch die MBSR-Meditation erlebe oder fühle, habe ich in einem Spruch verpackt: Ich tanze mit Leichtigkeit durch meine Tage und erlebe ‘achtsam’ den gegenwärtigen Moment.
Ich wende mich der Gegenwart zu, bin weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft. Dieses Gefühl von Leichtigkeit ist mir im hektischen Berufsalltag sehr nützlich. Als Symbol und Gedankenstütze habe ich eine Feder über mein Bett gehängt.»
«’Alli Gedanke sind erläubt – Chunnt wies chunnt – Hiä und jetzt…’ Zu jedem Anfangsbuchstaben von ‘achtsam sein’* habe ich meine persönlichen Gedanken und Empfindungen. Beim Meditieren lasse ich diese wirken.
Es hilft mir, in jedem Augenblick bei mir zu sein und, wenn nötig, den Fokus zu verlagern. In belastenden Situationen in mich zu gehen und zu reflektieren. Durchatmen und dank dieser Atempause bewusst abwarten. Man wird ruhiger, entspannter und entscheidet besser, anstatt in der Eile überzureagieren.»
Kontakt Magazin des Spital Wallis 04/2020 – Kompletter Beitrag «Stress und Stressbewältigung im Pflegeberuf»