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Schwangerschaft: Was bringt die Hebammensprechstunde?

Nicht für alle Frauen ist die Schwangerschaft eine problemfreie Zeit. Die Gynäkologie und Geburtshilfe des Spitalzentrums des französischsprachigen Wallis bietet seit 2008 eine Hebammensprechstunde an, um die werdenden Eltern bestmöglich zu beraten und auf die Geburt vorzubereiten. Im Spitalzentrum Oberwallis gibt es dieses Angebot ebenfalls. Wir haben uns mit Marie-Estelle Schwab Hillewaere, die im Spital Sitten solche Hebammensprechstunden durchführt, unterhalten.

Marie-Estelle Schwab Hillewaere, Hebamme

Wieso kam man auf die Idee, eine Hebammensprechstunde anzubieten?

Wir haben festgestellt, dass einige Frauen und Paare die Schwangerschaft als psychologisch, wirtschaftlich oder sozial schwierige Zeit erleben. In unserer Sprechstunde gehen wir auf ihre Probleme ein und geben ihnen konkreten Support, damit sie der Geburt möglichst gelassen und freudig entgegensehen können.

Für wen ist die Sprechstunde gedacht?

Unsere Sprechstunde richtet sich an alle werdenden Eltern – egal ob sie als Paar oder alleine kommen, egal ob traditionelle Familie, Patchworkfamilie, Einelternfamilie oder Regenbogenfamilie – deren Kind im Spital Wallis zur Welt kommen soll und die ein Bedürfnis an Beratung haben, z.B. aus folgenden Gründen:

  • Schwierige Schwangerschaft
  • Prekäre finanzielle und/oder soziale Verhältnisse
  • Soziale Isolation
  • Emotionale Instabilität (gegenwärtige oder frühere Depressionen)
  • Schwangerschaft im Jugendalter
  • Häusliche Gewalt (Vergewaltigung, Schläge, Drohungen usw.)
  • Suchtprobleme (Drogen, Alkohol usw.)
  • Genitalverstümmelung
  • Problematische pränatale Diagnose
  • Todesfall während der Schwangerschaft
  • Vertrauliche Geburt
  • Voraussichtliche Freigabe zur Adoption

Wie läuft ein Gespräch mit der Hebamme ab?

Die Gespräche dauern jeweils ca. 1 Stunde und sind jederzeit während der Schwangerschaft möglich. Es geht vor allem darum, den werdenden Eltern zuzuhören und ihnen zu ermöglichen, über ihre Ängste und Sorgen zu reden. Hierbei geht es oft um folgende Themen:

  • Schwangerschaft als körperliche und emotionale Erfahrung
  • Vorbereitung der Geburt
  • Genauer Ablauf der Schwangerschaft, der Geburt, des Spitalaufenthalts und der Rückkehr nach Hause mit dem Kind sowie Fragen rund um das Stillen
  • Erwartungen gegenüber dem Spitalteam der Geburtsabteilung
  • Sorgen rund um die Gesundheit von Mutter und Kind
  • Veränderungen der eigenen Persönlichkeit, in der Paarbeziehung, am Arbeitsplatz, in der Familie
  • Finanzielle Probleme
  • Unterstützungsbedarf
  • Koordination des Netzwerks rund um die Familie
  • Vorbereitung der Geburt

Wie helfen Sie konkret?

Oft braucht es gar nicht viel. Einige Patientinnen wollen einfach nur ihr Herz ausschütten. Manchmal hilft es den Betroffenen meist ungemein, ihre Sorgen in Worte zu fassen und gemeinsam mit jemandem über die möglichen Lösungen nachzudenken – Hilfe zur Selbsthilfe sozusagen. Viele Menschen haben die Tendenz, Lösungen viel zu weit zu suchen. Dabei findet man Lösungen oft in sich selber oder im nahen Umfeld. Es geht auch darum, nicht immer nur das Negative, sondern auch das Positive zu sehen. Die Patientinnen sollen sich ihrer Stärken bewusst werden, um sich im Schwangerschaftsalltag darauf stützen zu können. Bei Bedarf stellen wir den Kontakt und die Koordination mit anderen Fachpersonen sicher, sowohl spitalintern (Gynäkologen, Pädiater, Psychiater usw.) als auch spitalextern (Sozialdienste, unabhängige Hebammen, Kinderpflege-Expertinnen, Gynäkologen, Psychiater, Kinderärzte usw.).

Worin unterscheidet sich die Hebammensprechstunde von einer Sprechstunde mit einer Psychologin?

Wir befassen uns zwar mit emotionalen Aspekten, haben aber keine psychologische Ausbildung. In der Gynäkologie und Geburtshilfe arbeiten wir sehr praxisnah. Emotionen und Gedanken sind etwas Abstraktes, Intimes und schwierig auszudrücken. Für die werdenden Eltern ist es oft einfacher, über etwas Konkretes den Zugang zu den unterschwelligen Schwierigkeiten zu finden.

Hier können wir helfen, denn wir legen den Fokus auf sehr konkrete Aspekte: die Schwangerschaft, das Elternwerden und die sicht- und spürbaren Veränderungen in diesem Zusammenhang.

Sind Sie ans Berufsgeheimnis gebunden?

Ja. Unsere Sprechstunden sind absolut vertraulich. Dies ist wichtig fürs Vertrauensverhältnis. Nur das, was das Ärzte-/Pflegeteam im Hinblick auf die Geburt wissen muss, wird in Rücksprache mit der Patientin/dem Paar in einem transparenten Bericht festgehalten. Das heisst: Es werden nur jene Infos weitergegeben, welche die Patientin/das Paar weitergeben will.

Wie kann man Sie erreichen?

Die Hebammensprechstunden im Spital Sitten sind jeweils am Mittwoch, Donnerstag und Freitag. Telefonisch sind wir an diesen Tagen unter der Nummer 027 603 85 18 erreichbar. An den anderen Tagen kann man uns eine Meldung auf dem Telefonbeantworter hinterlassen.

In Visp lautet die Telefonnummer der Hebammensprechstunde 027 604 24 85.

Adressen

Spital Wallis Pool Gynäkologie und Geburtshilfe
Etage E, Raum 547
Av. du Grand-Champsec 80
1951 Sitten

Spital Wallis
Spitalzentrum Oberwallis Spital Visp
Departement Frau & Kind
Pflanzettastrasse 8
3930 Visp

Weitere Informationen: 

Interview mit Frau Marie-Estelle Schwab Hillewaere, Hebamme im Spital Sitten

Über den Autor/die Autorin

Francesca Genini-Ongaro

Collaboratrice spécialisée en communication

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