Während langer Zeit galt die Spirale in erster Linie als Verhütungsmittel für Frauen, die bereits Kinder geboren hatten. Diese Überzeugung steht in Zusammenhang mit der Tatsache, dass bei Frauen, die noch keine Kinder haben, die Gebärmutter kleiner ist. Zudem ist der Gebärmutterhals sehr eng, so dass das Einsetzen der Spirale anscheinend schwieriger ist. Dies stimmt jedoch nicht. Ausserdem bietet die Spirale zahlreiche Vorteile.
Gespräch mit Dr. Colin Simonson, Leitender Arzt der Abteilung Gynäkologie im Spital Sitten.
Welche Verhütungsmethode wird in der Schweiz am häufigsten benutzt?
Am häufigsten kommt die Pille zum Einsatz. Nach der Pille ist die Spirale die zweithäufigste Verhütungsmethode. Seit einigen Jahren beobachtet man insbesondere bei jungen Frauen wieder ein vermehrtes Interesse für nicht hormonelle Verhütungsmethoden. Dazu gehört auch die Kupferspirale.
Was ist die Spirale genau?
Die Spirale ist ein kleiner Gegenstand, der im Inneren der Gebärmutterhöhle eingesetzt wird. Es gibt zwei Arten von Spiralen:
- Die nicht hormonellen Spiralen bestehen aus Kupfer. Sie schaffen ein Milieu, das die Einnistung eines Eis in der Gebärmutterhöhle erschwert. Der hormonelle Zyklus wird nicht gestört. Allerdings kann der Menstruationszyklus beeinträchtigt werden, da die Monatsblutung tendenziell verstärkt werden kann. Dieses Verhütungsmittel wird deshalb Frauen, die bereits starke und schmerzhafte Monatsblutungen haben, nicht empfohlen. Üblicherweise wird die Spirale nach 5 Jahren ausgewechselt.
- Die Hormonspiralen geben Hormone ab, die eine Atrophie des Endometriums (Gewebe der Gebärmutter) und eine Verdickung des Schleims im Gebärmutterhals bewirken, der die Spermien daran hindert, über die Gebärmutter in die Eileiter zu wandern und dort auf das Ei zu treffen. Bei den meisten Frauen findet der Eisprung weiterhin normal statt. Insbesondere während der ersten Jahre ist bei einigen Frauen jedoch eine Hemmung des Eisprungs zu beobachten. Dieses Verhütungsmittel führt häufig zu kürzeren und schwächeren Monatsblutungen. Diese können sogar vollständig ausfallen. Je nach Art der Hormonspirale beträgt die Verhütungszeit zwischen 3 und 5 Jahren.
Durch die Benutzung einer Spirale wird die Fruchtbarkeit auch längerfristig nicht beeinträchtigt. Es ist möglich, direkt nach dem Entfernen der Spirale schwanger zu werden.
Ist es für das Einsetzen einer Spirale besser, wenn man bereits Kinder geboren hat?
Nein, überhaupt nicht. Die Gebärmutter der Frauen, die noch keine Kinder haben, ist einfach kleiner. Aber heute gibt es Spiralen, welche an die Anatomie dieser Frauen angepasst sind. Zudem erleichtern die neuen Techniken die Einsetzung der Spirale, so dass keine grossen Unannehmlichkeiten entstehen.
Wie wird eine Spirale eingesetzt? Ist das schmerzhaft?
Während einer Untersuchung mit dem Spekulum wird die Spirale in die Gebärmutter eingesetzt. Um Schmerzen zu vermeiden, die bei der Einsetzung manchmal auftreten, wird im Allgemeinen empfohlen, vor der Untersuchung ein entzündungshemmendes Mittel einzunehmen. Wenn es nötig ist, kann auch eine Lokalanästhesie des Gebärmutterhalses vorgenommen werden. Oft wird direkt nach dem Einsetzen der Spirale eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, um die richtige Position der Spirale in der Gebärmutter zu bestätigen.
Und nach dem Einsetzen?
Einen Monat nach dem Einsetzen der Spirale muss eine Kontrolle durch den Gynäkologen erfolgen, um die korrekte Lage in der Gebärmutterhöhle zu überprüfen. In der Folge kontrolliert der Gynäkologe bei der jährlichen Kontrolle, ob die Spirale immer noch korrekt positioniert ist.
Welches ist der grosse Vorteil gegenüber der Pille?
Gegenüber der Pille besitzt die Spirale einen bedeutenden Vorteil: sie bietet eine grosse Sicherheit bei der Verhütung und man muss nicht jeden Tag daran denken, die Pille zu nehmen. Das Einnehmen der Pille wird nämlich oft vergessen, was (in 8 % der Fälle) zu einer unerwünschten Schwangerschaft führen kann. Die Effizienz der Spirale ist also bedeutend höher als diejenige der Pille.
Ein anderer Vorteil?
Wir kennen alle die «Pille danach», die für eine Verhütung im Notfall eingenommen wird. Aber es ist auch möglich, die Spirale als Notfallverhütung zu benutzen, um eine unerwünschte Schwangerschaft zu vermeiden. Diese Spirale kann innerhalb von 5 Tagen nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingesetzt werden. Ihre Wirksamkeit ist höher als diejenige der «Pille danach» (Risiko einer Schwangerschaft unter 1 % nach Benutzung der Spirale als Notfallverhütung).
Welche Risiken bestehen bei dieser Verhütungsart?
- Es besteht das Risiko einer falschen Positionierung beim Einsetzen der Spirale, was aber sehr selten vorkommt.
- Wenn eine Spirale eingesetzt ist, besteht ein höheres Risiko für eine extrauterine Schwangerschaft als bei einem anderen Verhütungsmittel. Es gibt mit der Spirale zwar kein grösseres Risiko für eine extrauterine Schwangerschaft. Wenn aber eine Schwangerschaft eintritt, ist die Wahrscheinlichkeit grösser, dass es sich um eine extrauterine Schwangerschaft handelt.
- In Zusammenhang mit dem Einsetzen der Spirale bestehen Infektionsrisiken. Der Gynäkologe muss deshalb sicherstellen, dass keine Uterusinfektion (wie zum Beispiel Chlamydien) besteht. Nach dem Einsetzen muss die Patientin deshalb besonders auf Infektionsanzeichen wie strengen Geruch, starke Blutungen, usw. achten. In diesem Fall muss der Arzt aufgesucht werden.
- Das Risiko für ein Verschieben der Spirale ist sehr gering. Wenn sich die Spirale bewegt, führt dies zu Blutungen und Schmerzen, so dass sich die Patientin sowieso zum Arzt begibt.
Bestehen Kontraindikationen für das Einsetzen der Spirale?
Bei einigen Frauen besteht eine Fehlbildung der Gebärmutter (zum
Beispiel zahlreiche Fibrome oder Uterus bicornis/didelphys). Bevor das
Einsetzen einer Spirale in Betracht gezogen wird, muss sich der Gynäkologe
deshalb mit einem Ultraschall vergewissern, dass die Gebärmutter normal
ausgebildet ist.
Im Fall einer gynäkologischen Infektion muss diese vor dem Einsetzen einer
Spirale behandelt werden.
Wie hoch sind die Kosten?
Der Preis der Spirale liegt zwischen CHF 60 und CHF 200. Dazu kommt noch der Preis der medizinischen Sprechstunde. Die Anschaffungskosten sind also recht hoch. Aber bei einer Verwendungszeit von fünf Jahren handelt es sich im Vergleich zur Pille um eine sehr wirtschaftliche Lösung.
Diese Kosten werden nicht von der Krankenversicherung übernommen.
Es ist also eine Verhütungsmethode, die Sie empfehlen?
Ja, natürlich. Die Spirale (aus Kupfer oder hormonell) ist eine der wirksamsten Methoden zur Verhütung einer Schwangerschaft. Für junge Frauen, die sich eine Verhütungsmethode ohne Hormone wünschen, empfehle ich im Allgemeinen die Kupferspirale. Die Hormonspirale eignet sich besonders gut für Frauen mit starken oder schmerzhaften Monatsblutungen.
Wirksamkeit der gängigsten Verhütungsmethoden (WHO, 2011 auf Französich)
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