Medizin & Pflege

Sexualstörungen: und wenn man darüber sprechen würde?

Troubles sexuels
Sexuelle Dysfunktionen, Lustlosigkeit oder fehlender Orgasmus, Schmerzen, Gewalt, Erektionsstörungen oder Probleme mit der sexuellen Identität … zahlreiche Personen sind von unterschiedlichsten Sexualstörungen betroffen. Es ist manchmal peinlich oder sogar ein Tabu, über Sexualität zu sprechen. Oft wird das Thema vermieden und die Störung bleibt bestehen. Gemäss Dr. Elena Rota, Verantwortliche für die Sprechstunde Sexologie im Spital Wallis «trägt die sexuelle Gesundheit zu unserem Wohlbefinden bei und bildet Bestandteil unseres täglichen Lebens». Eine Sexualstörung ist nicht schicksalsbedingt, sondern kann behandelt werden. Im Spital Sitten bietet eine neue Sprechstunde Sexologie den betroffenen Personen fachliche Unterstützung an.

Für wen?

Die Sprechstunde Sexologie richtet sich an alle Personen jeglichen Geschlechts und Alters, die Beschwerden, Bedürfnisse, Zweifel oder Fragen in Zusammenhang mit ihrer sexuellen Gesundheit haben. Die betroffene Person kann die Sprechstunde allein in Anspruch nehmen. Es wird jedoch auch eine Paarbetreuung angeboten.

Sexualstörungen treten in unterschiedlichster Form auf:

  • Sexuelle Dysfunktionen:
    • bei der Frau: Dyspareunie, Vaginismus, verschiedene Schmerzen, usw.
    • beim Mann: Erektionsstörung, vorzeitige oder verzögerte Ejakulation, usw.
  • Sexuelle Unzufriedenheit innerhalb der Paarbeziehung
  • Lustlosigkeit oder fehlender Orgasmus
  • Störungen der sexuellen Identität
  • Sexuelle Gewalt
  • Paraphilien: sexuelle Fantasien oder Verhaltensweisen, die sich auf nicht einwilligende Personen, unbelebte Objekte oder Schmerz und Demütigung beziehen.

Wann soll konsultiert werden?

Eine Konsultation wird empfohlen, wenn die Störung bei der betroffenen Person Stress auslöst und ihr persönliches Wohlbefinden, ihre Paarbeziehung oder ihr Sozialleben beeinträchtigt. «Wenn die Person und ihr Partner kein sexuelles Verlangen haben und sie sich damit zufriedengeben, einmal im Jahr Geschlechtsverkehr zu haben, ist keine Konsultation notwendig!» betont Dr. Rota. «Der Zweck dieser Sprechstunden besteht nicht darin, eine Situation als pathologisch einzustufen. Es wird vielmehr versucht, die Situation zu verstehen und die sexuelle Zufriedenheit der Person oder des Paars zu verbessern». 

Worüber wird gesprochen?

In einer Sprechstunde kann jedes Thema in Zusammenhang mit der Sexualität angesprochen werden.

Für viele Menschen ist es nicht einfach, über die Sexualität zu sprechen. Darüber sprechen heisst, einen Teil seiner Intimität preisgeben, und das ist oft mit Scham verbunden. Die Hauptaufgabe des Arztes besteht darin, die Situation des Patienten möglichst gut zu verstehen, sich an seinen Gesprächspartner anzupassen und ihm zu erklären, dass die Sexualität ein ganz normales Phänomen darstellt, das einen Bestandteil unseres täglichen Lebens bildet.

Der Arzt steht regelmässig Patienten gegenüber, die ihre Anatomie nicht richtig kennen. Er wird deshalb darüber sprechen und dem Patienten die Zusammensetzung und die Funktionsweise der männlichen und weiblichen Organe erklären. Dr. Rota präzisiert: «Es ist wichtig, seinen Körper zu kennen. Wenn wir uns mit unserem Körper nicht wohl fühlen, geraten wir auch gegenüber anderen Personen in Verlegenheit.»

Bei einer Störung wird der Arzt den Patienten befragen, um die Art des Problems und das damit verbundene Stressniveau zu ermitteln:

  • Primäre oder sekundäre Störung: es handelt sich um eine Dysfunktion, die immer schon bestanden hat oder die im Verlauf des Lebens aufgetreten ist.
  • Allgemeine oder situationsbedingte Störung: es handelt sich um eine Störung, die nicht mit einer bestimmten Situation verbunden ist oder um eine situationsbedingte Störung wie zum Beispiel: neuer Partner, Geburt eines Kindes, emotionaler Schock, usw.
  • Störung organischen, psychologischen oder gemischten (organisch und psychologisch) Ursprungs.

Weshalb ist eine Sprechstunde Sexologie im Spital Wallis geschaffen worden?

Die Sprechstunde Sexologie im Spital Wallis wird aufgrund der häufigen Anfragen von Gynäkologen angeboten. Der Gynäkologe, der im Allgemeinen in sämtlichen Schlüsselmomenten (Pubertät, erste sexuelle Kontakte, Empfängnisverhütung, Schwangerschaft, Fertilität, Menopause, usw.) einbezogen wird, gilt als DER Arzt im Leben einer Frau. Zwischen Patientin und Arzt entsteht dadurch eine gewisse Intimität, so dass sich ihm die Patientin häufig in Zusammenhang mit ihrem Sexualleben, ihren Beschwerden und denjenigen ihres Partners anvertraut. Im Alltag ist es für den Gynäkologen schwierig, seine Hilfe anzubieten und diesem entgegengebrachten Vertrauen zu entsprechen. Deshalb ist es sinnvoll, eine Sprechstunde mit Ärzten anzubieten, die sich auf Sexologie spezialisiert haben, um den Patienten eine geeignete Betreuung zu anzubieten.

Die Sprechstunde Sexologie im Spital Sitten ist derzeit nicht auf Deutsch verfügbar.

Zusätzliche Informationen (auf Französisch) : Consultation de sexologie

Menschen mit Zweifeln oder Sexualstörungen können mit ihrem Gynäkologen oder Hausarzt sprechen, der sie bei Bedarf an einem Spezialisten verweist.

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* Für eine bessere Lesbarkeit haben wir in den Texten auf die doppelte Bezeichnung «männlich/weiblich» verzichtet. Wir danken den Leserinnen für ihr Verständnis.

Über den Autor/die Autorin

Malika Storelli

Collaboratrice spécialisée en communication

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