Knieschmerzen kommen in der Bevölkerung relativ häufig vor. Dieses Gelenk wird stark beansprucht. Die üblichen Probleme sind Verletzungen, Arthritis oder Abnützung in Zusammenhang mit dem Alter. Körperlich aktive Personen leiden vermehrt an Knieschmerzen.
Überblick über die häufigsten Ursachen von Knieschmerzen mit Dr. Cédric Perez, Leitender Arzt der Abteilung Orthopädie und Traumatologie, Teamleiter «Knie» im Spital Wallis (CHVR).
Die wichtigsten Ursachen
Knieschmerzen können aus verschiedenen Gründen jederzeit auftreten. Sie müssen nicht unbedingt von einer Verletzung stammen. Der Schmerz kann auch bei einer Bewegung, wie zum Beispiel beim Aufstehen aus einer sitzenden Position, entstehen.
Die drei wichtigsten Ursachen dieser Knieschmerzen sind:
- Meniskusverletzungen, die sich durch Schmerzen äussern, manchmal begleitet von einer Schwellung oder einer Blockade des Gelenks.
- Bänderverletzungen, die bei Sporttrainings, Unfällen oder harmlosen Ereignissen auftreten.
- Arthrose, bei der es sich um eine Abnützung des Knorpels handelt und die hauptsächlich bei über 60-jährigen Personen vorkommt.
Versorgung und Behandlung
- Meniskusverletzungen nach 40 Jahren: wenn das Knie des Patienten nicht blockiert ist, wird ein chirurgischer Eingriff nicht empfohlen. Falls die Schmerzen zu stark sind, ist eine Operation zur Linderung der Schmerzen möglich. Oft ist es jedoch schwierig, die Schmerzen vollständig zu beseitigen.
- Meniskusverletzungen vor 40 Jahren: ein Versuch zur Reparatur des Menikus wird empfohlen. Allerdings dauert es recht lange, bis die üblichen Tätigkeiten wieder aufgenommen werden können.
- Bänderverletzungen (posttraumatisch): oft ist ein chirurgischer Eingriff notwendig. Meistens finden die Patienten zu ihrer früheren körperlichen Form zurück. Die Physiotherapie ist sehr wichtig, bevor wieder sportliche Tätigkeiten aufgenommen werden. Es dauert durchschnittlich 9 Monate, bis wieder alle Sportarten ausgeübt werden können.
- Bei Arthrose genügt eine Röntgenaufnahme zur Feststellung der Schäden. Wenn die Schmerzen eine Anpassung der üblichen Tätigkeiten erfordern, wird dem Patienten das Einsetzen einer Knieprothese vorgeschlagen. Die Operation dauert rund 1.30 Stunden. Die Komplikationsrate beträgt rund 5%, einschliesslich der geringfügigen Komplikationen (die grösseren Komplikationen machen nur 1 % der Fälle aus). Die Genesung benötigt viel Zeit und dauert rund 3 Monate. Sie hängt von der Physiotherapie und vom Willen der Patienten ab. Nach dem Eingriff ermöglicht eine stationäre Genesungszeit eine raschere Rückkehr zur Autonomie.
Zusätzliche Informationen über die Knieprothese hier.
Personen mit höherem Risiko
Gewisse Personen weisen ein höheres Risiko für Knieschmerzen auf. Es handelt sich insbesondere um:
- Personen mit Übergewicht
- Personen mit Berufen, in denen eine hohe körperliche Beanspruchung besteht (zum Beispiel Maurer oder Bergführer)
- Personen, die täglich sehr aktiv sind
- Personen, die Leistungssport betreiben, denn die Knie werden stark belastet und erleiden häufig Verletzungen (z.B. Bänderriss)
Das Ausüben sportlicher Tätigkeiten
Velofahren (mit oder ohne elektrischer Unterstützung) und Aquabike werden für die Stärkung der Kniegelenke sehr empfohlen. Auch auf den steilsten Bergstrecken ist die Belastung der Knie nie so stark wie bei einem Lauf oder Marsch. Schwimmen und Skitouren (abgesehen von den Schwüngen) sind ebenfalls Sportarten, welche die Kniegelenke schonen.
Zur Schonung der Knie sind Laufen und Trails, insbesondere aufgrund der Länge der Strecken, zu vermeiden. Mit der zunehmenden Beliebtheit der Trails war in den letzten Jahren eine Zunahme der Knieprobleme zu beobachten.
Gute Ratschläge und Prävention
Um die Gesundheit der Knie zu erhalten, sollte man Folgendes beachten:
- Laufstöcke benutzen, mit denen die Belastung der Knie um bis zu 30% reduziert werden kann. Die Stöcke sind besonders beim Abwärtslaufen zu empfehlen, da hier die Knie sehr stark belastet werden.
- Velofahren mit einer Dauer von 30 Minuten dreimal pro Woche, um die Knie in Bewegung zu halten. Mit dieser sportlichen Tätigkeit wird nämlich Gelenkflüssigkeit (dient als Gelenkschmiere) produziert, die den Erhalt einer guten Harmonie der Muskeln ermöglicht.
- Das richtige Gewicht beibehalten. Für Männer wird ein Gewicht empfohlen, das dem Zehner der Zentimeter der Grösse entspricht. Wenn ein Mann zum Beispiel 1m80 gross ist, sollte er rund 80 kg wiegen. Bei einer Frau sollte das Gewicht dem unteren Zehner der Zentimeter der Grösse entsprechen. Das Idealgewicht bei einer Grösse von 1m70 würde also bei rund 60 kg liegen.
- Regelmässig trainieren, um die Bauchmuskulatur zu stärken und eine gute körperliche Verfassung aufrechtzuerhalten.
- Die Schuhe der körperlichen Tätigkeit anpassen. Personen, die Laufsport betreiben, sollten zum Beispiel Schuhe tragen, welche die Schläge dämpfen.
Die Orthopädie im Spital Wallis
Das Kompetenzzentrum für Orthopädie befindet sich für das französischsprachige Wallis im Spital Martinach. Dort wird die Mehrheit der Sprechstunden und Operationen durchgeführt. Eine Aussenstelle für Orthopädie wird ebenfalls in Sitten angeboten. Für das Oberwallis befindet sich das Kompetenzzentrum für Orthopädie in Brig.
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