Medizin & Pflege

Nächtlicher Harndrang beim Erwachsenen: verstehen und handeln

Mit zunehmendem Alter kommt es vor, dass man mehrmals in der Nacht aufstehen muss, um Wasser zu lassen. Mit der Zeit verliert die Blase ihre Elastizität. Auch die Produktion des antidiuretischen Hormons, das die Urinproduktion reguliert, nimmt ab, so dass man in der Nacht häufig erwacht. Dieses Phänomen, bekannt unter dem Namen Nykturie, beeinträchtigt die Schlafqualität und die Erholung. Erläuterungen von Estelle Mangin, Physiotherapeutin im Spital Wallis, Standort Martinach.

Estelle Mangin, physiothérapeute spécialisée en uro-gynécologie et pelvi-périnéologie, à l’Hôpital du Valais, site de Martigny
Nykturie von Enuresis unterscheiden

Die Nykturie, bei der man mehr als zweimal pro Nacht erwacht, um Wasser zu lassen, darf nicht mit nächtlichem Harnverlust (Enuresis) verwechselt werden. Mehrere Faktoren können zu Nykturie führen:

  • Diuretika
  • Obstruktive Schlafapnoe
  • Bluthochdruck
  • Reizblase aufgrund einer Harnweginfektion oder reizenden Substanzen (Kaffee, Tee, Tabak, Soda, Champagner, gewürzte Nahrungsmittel)
  • Überaktive Blase (dringender Harndrang, obwohl die Blase nur wenig gefüllt ist)
  • Diabetes (verantwortlich für eine Zunahme der Produktion von Urin im Allgemeinen oder in der Nacht)
  • Niereninsuffizienz
  • Benigne Prostatahyperplasie bei Männern. Die Vergrösserung der Vorsteherdrüse erschwert das Wasserlassen und führt zu häufigerem Harndrang (Behandlung mit Alphablockern oder Resektion der Prostata).
  • Zystitis oder Harnweginfektion (mit einer geeigneten Antibiotikabehandlung verschwindet die Nykturie)

Obwohl die Nykturie an sich keine Erkrankung ist, muss ihre Ursache behandelt werden, um vor allem bei älteren Menschen das Risiko eines nächtlichen Sturzes zu vermeiden.

Möglichkeiten zur Reduktion der Nykturie

Wenn Ihre Nykturie nicht medizinisch begründet werden kann, gibt es mehrere Strategien für eine Reduktion des nächtlichen Harndrangs:

  • Die Flüssigkeitsaufnahme ab 17 Uhr begrenzen, im Verlauf des Tags jedoch für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgen
  • Diuretische Getränke begrenzen. Alkohol, Kaffee, Tee und Soda erhöhen die Produktion von Urin und beeinträchtigen den Schlaf.
  • Mit Ihrem Arzt die Einnahme von Medikamenten anpassen. Insbesondere Medikamente für den Blutdruck und die Herzinsuffizienz sollten mindestens sechs Stunden vor dem Schlafengehen eingenommen werden.
  • Übungen zur Stärkung des Perineums machen. Spezialisierte Physiotherapeutinnen und -therapeuten unserer Institution können Ihnen dabei helfen (Abteilung Physiotherapie unter 027 603 94 39 oder über E-Mail an chvr.therapies(at)hopitalvs.ch).
Eine Fachperson um Hilfe bitten

Ein Miktationstagebuch, das gemeinsam mit einer Fachperson erstellt wird, kann ein wertvolles Instrument für die Diagnose und Behandlung der Nykturie darstellen. Mit diesem individuellen Ansatz können die Gewohnheiten identifiziert und geeignete Lösungen zur Verbesserung Ihres Alltags vorgeschlagen werden. Lassen Sie sich von der Nykturie nicht Ihren Schlaf und Ihre Lebensqualität beeinträchtigen. Suchen Sie eine Fachperson auf. Sie kann Ihnen eine präzise Diagnose stellen und individuelle Ratschläge erteilen. 

Nützliche Links
Physiotherapie Spitalzentrum Oberwallis: tél. +41 (0)27 604 31 86 

Über den Autor/die Autorin

Francesca Genini-Ongaro

Collaboratrice spécialisée en communication