Blut, diese rote Flüssigkeit, die ständig in unserem Organismus zirkuliert, macht rund 8 % unseres Körpergewichts aus. 5 Liter Blut genügen einem Erwachsenen im Normalfall zum Leben. Bei Operationen oder Unfällen kommt es jedoch vor, dass Blut einer anderen Person notwendig ist.
Wie ist Blut zusammengesetzt und wozu dient es? Weshalb kann man von gewissen Personen Blut empfangen und von anderen nicht? Wie ist die Bluttransfusion im Spital Wallis organisiert? Antworten unserer Spezialistinnen der Abteilung Transfusionsmedizin des Zentralinstituts der Spitäler: Sylvia Raetz, Pflegefachfrau, und Dr. Giorgia Canellini, Chefärztin und Abteilungsleiterin.
Was ist Blut?
Blut ist ein flüssiges und lebenswichtiges Organ, das in den Blutgefässen des Körpers zirkuliert. Das Gefässnetz ist rund 96’000 km lang und verbindet sämtliche Körperzellen untereinander. Blut spielt eine entscheidende Rolle in unserem Organismus, insbesondere für den Transport von Energie, Sauerstoff, Nährstoffen, Antikörpern und Hormonen. Es ist ebenfalls ein guter Verteidiger gegen Krankheitserreger wie Viren, Bakterien oder Parasiten und es beteiligt sich an der Vernarbung und Heilung von Verletzungen.
Blut ist so komplex, dass es bis heute immer noch nicht möglich ist, es künstlich herzustellen.
Wie ist es zusammengesetzt?
Blut besteht zu 45 % aus Zellen und zu 55 % aus Flüssigkeit (Plasma). Es gibt 3 Arten von Zellen:
- die roten Blutkörperchen, die den Sauerstoff im Organismus transportieren;
- die weissen Blutkörperchen, die Krankheitserreger unschädlich machen und abgetötete Zellen des Organismus entsorgen;
- die Blutplättchen (Thrombozyten), die für die Blutgerinnung zuständig sind.
Das Plasma bildet den flüssigen Teil des Bluts. Es enthält Nährstoffe und trägt zur Gerinnung und zur Abwehr von Infektionen bei.
Welche Elemente können entnommen werden?
Bei einer Blutspende wird das Vollblut mit seinen verschiedenen Elementen entnommen. Anschliessend werden diese Elemente getrennt, damit rote Blutkörperchen, Thrombozyten und Plasma unabhängig voneinander eingesetzt werden können.
Die entnommene Blutmenge beträgt rund 450 ml pro Spende, was für den Spender keinerlei Gefahr darstellt.
Was ist eine Blutgruppe?
Jede Person hat eine präzise und vererbbare Blutgruppe. Man unterscheidet 8 Hauptblutgruppen, die im Allgemeinen durch biochemische Eigenschaften definiert sind. Auch andere komplexere Elemente bestimmen die Blutgruppe.
Die Blutgruppe wird charakterisiert durch die Anwesenheit oder Abwesenheit der Antigene A und B auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen. Der Rhesusfaktor ist ebenfalls wichtig. Er wird durch die Anwesenheit oder Abwesenheit des Antigens D auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen definiert. Personen mit einem Antigen D sind Rhesus–positiv. Personen, bei denen dieses Antigen fehlt, sind Rhesus–negativ.
Der Rhesusfaktor betrifft nur die roten Blutkörperchen (das Blut) und nicht das Plasma.
Die verschiedenen Blutgruppen:
- A+ / A-
- B+ / B-
- AB+ / AB-
- 0+ / 0-
In der Schweiz kommt am häufigsten die Blutgruppe A+ vor, und zwar bei rund 40 % der Bevölkerung. Gefolgt wird sie von der Gruppe 0+ mit 35 %. Die Gruppe 0- kommt hingegen nur bei 6 % der Bevölkerung vor. Die Spender 0- sind sehr gefragt, da dieses Blut verwendet wird, wenn die Blutgruppe des Patienten nicht bekannt ist.
Mit 85 % kommt der Rhesusfaktor positiv in unserem Land am häufigsten vor.
Welche Blutgruppen sind kompatibel?
Die Transfusion ist abhängig von den Regeln der Kompatibilität. Was für einen Patienten gut ist, kann für einen anderen schädlich sein. Deshalb muss bei einer Bluttransfusion die Blutgruppe der Spender (Blutprodukte) und der Patienten (Empfänger) zwingend berücksichtigt und kontrolliert werden.
Tabelle der Kompatibilität für die Blutspende:
Im Allgemeinen ist für das Blut die Gruppe 0 ein Universalspender und die Gruppe AB ein Universalempfänger.
Bluttransfusion im Spital Wallis
Die Bluttransfusion im Spital Wallis wird von der Abteilung Transfusionsmedizin des Zentralinstituts der Spitäler koordiniert. Es handelt sich um eine bereichsübergreifende Abteilung des Spital Wallis und des Hôpital Riviera-Chablais, die ebenfalls eng mit der Interregionale Blutspende SRK zusammenarbeitet. Sie gewährleistet die Sicherheit der Transfusionskette innerhalb dieser Institutionen, von der Entnahme der Probe für die Analyse, über die Lagerung, Lieferung, Kontrolle und Transfusion am Krankenbett, bis hin zur Behandlung allfälliger Reaktionen.
Die Abteilung Transfusionsmedizin übernimmt Aufgaben des Labors (Immunhämatologie) und der Haemovigilance, mit denen die sichere Verabreichung von Blutprodukten gewährleistet werden soll. Sie fördert die optimale Verwaltung der Blutprodukte, insbesondere durch die Umsetzung des «patient blood management» und die Beteiligung an der Schulung der Pflegenden in diesem Bereich.
Im Jahr 2014 ist eine Transfusionskommission geschaffen worden, um die Gesamtheit der Tätigkeiten in Zusammenhang mit der Bluttransfusion in den Pflegeeinrichtungen zu koordinieren, zu organisieren und zu überwachen.
Nützliche Links:
Interessiert Sie dieser Artikel? Lesen Sie ebenfalls Das Gehirn: ein sehr komplexes und faszinierendes Organ, das geschützt werden muss