Mit einem Gewicht von rund 1.3 kg ist das Gehirn das wichtigste Organ des menschlichen Körpers. Es setzt sich aus über 100 Billionen Neuronen zusammen! Das Gehirn ist ein unentbehrliches Organ, welches die korrekte Arbeitsweise der lebenswichtigen Funktionen des menschlichen Körpers (Herzrhythmus, Mobilität, Motorik, Entscheidfällung, Gedächtnis, Bewusstsein, Sprache, usw.) gewährleistet. Es könnte mit einem Orchesterdirigenten des menschlichen Körpers verglichen werden, der sämtliche Aktivitäten koordiniert und kontrolliert.
Dr. Alvarez, Leitender Arzt der Abteilung Neurologie im Spital Sitten, informiert über dieses faszinierende Organ und die häufigsten Krankheiten, von denen es betroffen ist.
Die Nutzung des Gehirns
Im Allgemeinen geht man davon aus, dass nur 10% des Gehirns genutzt werden. Das Gehirn nutzt jedoch 100% seiner Ressourcen und ist in seiner Gesamtheit wichtig. Da es sich um ein komplexes Organ handelt, ist es auch sehr empfindlich. Wenn das Gehirn nämlich nicht unter optimalen Bedingungen arbeiten kann, leidet es rasch und funktioniert nicht mehr korrekt. Dann wird es schwierig, dieses Organ zu reparieren.
Konstante Fortschritte in der Forschung
Die Neurologie ist zu einer sehr aktiven Disziplin geworden. Sie hat sich innerhalb von 20 Jahren auf eindrückliche Art und Weise verändert und bietet heute zahlreiche wirksame Behandlungen zur Kontrolle der verschiedenen zerebralen Erkrankungen an.
Die zahlreichen Fortschritte in der Forschung im Verlauf der letzten Jahre haben eine bedeutende Verbesserung der Behandlungen der wichtigsten zerebralen Krankheiten ermöglicht:
· Multiple Sklerose
Chronische
Autoimmunkrankheit, bei der das Abwehrsystem das Gehirn der Patienten angreift.
Die wichtigsten Folgen sind eine physische und mentale Beeinträchtigung.
Im Verständnis dieser Krankheit sind bedeutende Fortschritte erzielt worden.
Zur Stabilisierung des Zustands des Patienten existieren verschiedene
Behandlungen. Obwohl es noch nicht möglich ist, diese Krankheit vollständig zu
heilen, kann sie dank der langfristigen Einnahme von Medikamenten unter
Kontrolle gehalten werden. Mit einer frühzeitigen Behandlung kann so das
Auftreten der Beeinträchtigung stark verzögert werden.
Typisches Profil der
betroffenen Personen: junge Erwachsene, 20-30 Jahre, leichte
weibliche Prädisposition.
Symptome:
Beeinträchtigung des Sehvermögens eines Auges, Kribbeln in einem Teil des
Körpers oder Ungeschicktheit. Wenn diese Symptome länger als einen Tag anhalten
wird empfohlen, möglichst rasch einen Arzt aufzusuchen.
· Schlaganfall
Der Schlaganfall ist die häufigste Ursache für eine Beeinträchtigung bei Erwachsenen. Er kommt in der Schweiz alle 30 Minuten vor. Die Behandlung ist mit der Einrichtung von zerebrovaskulären Stationen, in denen wirksame Behandlungen für eine Genesung ohne Folgeschäden möglich sind, bedeutend verbessert worden.
Typisches Profil der betroffenen Personen: Hypertonie, Tabakkonsum, Cholesterin, Übergewicht, Diabetes,
Bewegungsmangel, Alkoholsucht, Stress.
Symptome:
einseitige Lähmung des Körpers, plötzlicher Verlust des Sehvermögens, Ausdrucksschwierigkeiten,
Schwindel, plötzliche Kopfschmerzen… Beim Auftreten eines dieser Symptome muss
unverzüglich die Nummer 144 angerufen werden, auch wenn die Symptome nach
einigen Minuten nachlassen.
· Demenz und Alzheimer
Im Nachweis und im Verständnis dieser Krankheiten sind grosse Fortschritte erzielt worden und gegenwärtig laufen vielversprechende Forschungsarbeiten. Leider ist noch keine wirksame Behandlung bekannt, mit der die Entwicklung dieser Krankheiten aufgehalten werden könnte. Hingegen sind die Behandlung der Symptome und die Unterstützung der helfenden Angehörigen unabdingbar. Um die Alzheimerkrankheit besser behandeln zu können, wird die Memory Clinic im Spital Sitten durch die Zusammenarbeit der Abteilungen Neurologie und Geriatrie in nächster Zeit eine bedeutende Entwicklung erfahren.
· Sucht und andere zerebrale Krankheiten
Die Abhängigkeit von gewissen Substanzen stellt für die Gesellschaft eine grosse Herausforderung dar und kann sich massiv auf das Leben gewisser Patienten und deren Umfeld auswirken. Auch in diesem Bereich sind, sowohl im Verständnis der Mechanismen, welche zur Abhängigkeit führen, als auch in Bezug auf die Wirkung dieser Substanzen auf das Gehirn, zahlreiche Fortschritte erzielt worden.
Auch bei der Behandlung anderer häufiger zerebraler Krankheiten im Spital Sitten sind bedeutende Fortschritte erzielt worden: Parkinson, Epilepsie, Migräne, …
Sich um sein Gehirn kümmern
Mit vielfältigen
Anreizen und unterschiedlichen Aktivitäten ist es möglich, Ressourcen anzusammeln,
so dass sämtliche Fähigkeiten erhalten und verbessert werden können. Deshalb
wird empfohlen, so aktiv
wie möglich zu bleiben, ein gutes Sozialnetz zu pflegen und sein Gehirn mit
möglichst abwechslungsreichen kulturellen und sozialen Aktivitäten zu stimulieren.
Andere Empfehlungen, um sein Gehirn wach zu halten: gesund essen, regelmässig
Sport treiben, den Alkoholkonsum einschränken, mit Rauchen aufhören, sein
Gehirn schützen (zum Beispiel mit einem Helm bei gewissen physischen
Aktivitäten), sich Zeit für sich selbst nehmen, usw.
Interessiert Sie dieses Thema? Lesen Sie ebenfalls Der Hirnschlag: eine weltweit verbreitete und heimliche Erkrankung»