Die Anzahl chronischer Schmerzpatienten steigt kontinuierlich an, erklärt Dr. Birgit Sojer, Leitende Ärztin Anästhesie- und Schmerztherapie im Spital Brig. Bereits vor 15 Jahren zeigte die Studie «Pain in Europe/Schweizer Ergebnisse», dass 16% aller Schweizer schon einmal mit chronischen Schmerzen, das heisst Schmerzen, die länger als drei Monate andauern, konfrontiert waren.
Der Rücken ist das Kreuz der Schweizer
Ein Viertel der Bevölkerung im Alter von über 20 Jahren leidet an Rückenschmerzen. Kreuzschmerzen sind ein sehr häufiges Leiden, das bei 80% der Bevölkerung mindestens einmal im Leben vorkommt.
Die meisten Rückenschmerzen klingen nach einigen Tagen oder wenigen Wochen wieder ab. Bei jedem 10. Patienten werden sie leider chronisch, d.h. sie dauern länger als drei Monate an.
Ursache vom Rückenschmerzen
85% aller Rückenschmerzen werden als unspezifisch betrachtet, d.h. sie haben eine multifaktorielle Ursache, ohne dass man ein Substrat findet. Die meisten Patienten bewegen sich zu wenig, haben eine schwache Muskulatur, vielleicht auch eine anlagemässige leichte Fehlformierung. Übergewicht sowie einseitige, oft sitzende Tätigkeiten, Unzufriedenheit oder gar Mobbing am Arbeitsplatz tragen das ihre dazu bei. Das kann in der Summe zu Wirbelsäulenbeschwerden führen, ohne dass man etwas in der Diagnostik sieht, also durch Röntgen oder MRI feststellen kann.
Gerade weil unspezifische Rückenschmerzen eine multifaktorielle Ursache haben, braucht es zur erfolgreichen Behandlung auch einen interdisziplinären und multimodalen Ansatz.
Oberwalliser multimodales Schmerzprogramm
Das Multimodale Schmerzprogramm ist nach dem bio-psycho-sozialen Krankheitsmodell aufgebaut, d.h. alle Dimensionen einer chronischen Krankheit, die körperlichen (biologischen), die seelischen (psychischen und geistig/spirituellen) sowie das Zusammenleben und das Arbeiten (soziale) werden berücksichtigt.
Dies erfordert ein grosses interdisziplinäres Team bestehend aus speziell weitergebildeten Physiotherapeuten, Pain Nurses, Ergotherapeuten, Meditations- und Yogatherapeuten, Musik- und Kunsttherapeutinnen, Sozial- und Ernährungsberatern sowie einem Schmerzpsychologen und verschiedenen Schmerzmedizinern.
Das Oberwalliser stationäre multimodale Schmerzprogramm eignet sich für Patienten, die unter einer chronischen Schmerzkrankheit leiden aus den Bereichen Rückenschmerzen, Ganzkörperschmerzen (wie Fibromyalgie), Bauchschmerzen, Nervenschmerzen sowie Kopf- und Gesichtsschmerzen.
Das Programm dauert drei Wochen. Alle Teilnehmer erhalten vorher eine interdisziplinäres Schmerzassessment. Die Patienten müssen bereit sein, auf passive Massnahmen zu verzichten und aktiv zur Verbesserung ihres Gesundheitszustandes beitragen zu wollen.
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