Patientinnen und Patienten untersuchen, Analyseergebnisse bewerten, Diagnosen stellen oder Behandlungspläne erstellen … das medizinische Personal führt täglich zahlreiche unterschiedliche Aufgaben aus. Und manchmal gibt es auch schwierige Moment, wenn eine schlechte Nachricht mitgeteilt werden muss. Dies ist für die Patientin oder den Patienten und die Angehörigen eine schmerzvolle Erfahrung. Die Mitteilung ist aber auch für das betroffene Personal nicht einfach.
Deshalb ist eine gute Vorbereitung nötig. Dazu bestehen verschiedene Techniken. Gespräch mit Dr. Juan Garcia, Leitender Arzt in der Intensivpflege, und Stéphanie Gay, spezialisierte Pflegefachfrau in Intensivpflege.
Eine schwierige Aufgabe
«Die Mitteilung einer schlechten Nachricht ist eine der schwierigsten Aufgaben, mit denen das medizinisch-pflegerische Personal konfrontiert ist», betont Dr. Juan Garcia. Viele Gesundheitsfachpersonen, die eine schlechte Nachricht überbringen müssen, haben nicht genügend Zeit, sich darauf vorzubereiten. Zudem stehen sie Patientinnen und Patienten oder Familien gegenüber, die sie erst seit einigen Stunden kennen. Und eine schlechte Nachricht, die in ungeeigneter Weise oder unsensibel mitgeteilt wird, kann dazu führen, dass sich Patientinnen, Patienten und Angehörige über längere Zeit schlecht an diese Nachricht anpassen können. Es handelt sich also um eine «sehr heikle» Aufgabe, die eine gute Vorbereitung erfordert.
«Das gehört zur Arbeit»
Die Ärztinnen und Ärzte praktisch aller Fachrichtungen befinden sich regelmässig in der Situation, eine ungünstige Prognose stellen zu müssen. “Für mich als Leitender Arzt in der Intensivmedizin ist das eine der schwierigsten Aufgaben meiner Arbeit”, erklärt Dr. Garcia. “Ich habe immer Mühe, einer Patientin oder einem Patienten eine schlechte Nachricht zu überbringen, weil ich weiss, dass meine Mitteilung das Leben dieser Person verändern wird“, sagt er. “Die Person führt ein angenehmes Leben, bis ich ihr die Prognose mitteile. Das ist nicht einfach und ich gebe mein Bestes, um die Informationen klar und zugleich mitfühlend zu übermitteln. Glücklicherweise eignet man sich mit der Zeit gewisse Techniken an, die in diesen heiklen Situationen hilfreich sind.”
Unterschiedliche und schwierige Situationen
Eine fortschreitende Krankheit, die unmögliche Rückkehr nach Hause, eine Behandlung, die ihre Grenzen erreicht hat, oder im schlimmsten Fall das bevorstehende Lebensende sind Themen, die regelmässig zwischen Patient/in, Familie und medizinischem Fachpersonal besprochen werden.
«Es ist emotional schwierig, eine schlechte Nachricht mitzuteilen. Deshalb ist es für eine Gesundheitsfachperson wichtig, eine gewisse Distanz zu wahren, um sich selbst zu schützen. Die Informationen müssen klar und präzis sein. Sie dürfen keinerlei Zweifel aufkommen lassen», erläutert Stéphanie Gay, spezialisierte Pflegefachfrau in Intensivpflege.
Die Trauer überwinden
Die Gesundheitsfachpersonen sind auch nur Menschen und können bei der Übermittlung einer schlechten Nachricht ebenfalls starke Emotionen verspüren. «Deshalb ist es zweckmässig, eine schlechte Nachricht zu zweit (Arzt/Ärztin und Pflegefachperson) zu überbringen, damit die Information für die Patientin/den Patienten und die Angehörigen so klar wie möglich ist und auch die Kollegin/der Kollege unterstützend mithelfen kann», erläutert Stéphanie Gay.
«SPIKES», ein mnemotechnisches Werkzeug zur Unterstützung der Fachpersonen
Pour gérer au mieux ces situations, il faut de l’entrainement et de l’expérience, mais des Um solche Situationen zu bewältigen, sind Übung und Erfahrung notwendig. Unterstützung bieten verschiedene Werkzeuge wie die Methode SPIKES. Folgende Punkte müssen eingehalten werden:
- Umgebung: Der Ort für die Überbringung einer schlechten Nachricht ist wichtig. Man muss genügend Zeit einrechnen, um das Patientendossier noch einmal durchzulesen, das Gespräch zu visualisieren, die emotionalen Reaktionen zu antizipieren und 100 % zur Verfügung zu stehen (z.B. keine Anrufe beantworten).
- Wahrnehmung der Patientin/des Patienten: Man versucht, sich von der aktuellen Kenntnis der Patientin/des Patienten über die Krankheit ein besseres Bild zu machen, um Missverständnisse zu vermeiden.
- Einladung: Die Patientin/den Patienten und die Angehörigen fragen, was sie benötigen (z.B. Ergebnisse des Scanners), um die Situation besser zu verstehen.
- Kenntnisse: Die Informationen mitteilen und wiederholen, eine verständliche und zugängliche Sprache wählen, Schemas einsetzen. So ehrlich und transparent wie möglich sein. Auch der Stille Raum geben, damit die betroffenen Personen Zeit zum Nachdenken und zum Fragen haben. Dies ist ein wichtiger Aspekt.
- Mitgefühl: Die Mitteilung muss empathisch übermittelt werden. Die emotionalen Reaktionen der Patientin/des Patienten und der Familie sind dabei entgegenzunehmen. Den anderen in seinem Leiden anerkennen, die Emotionen einordnen und annehmen.
- Strategie und Synthese: Strategien zur Unterstützung festlegen, damit die Patientin/der Patient und die Angehörigen sich nicht verloren fühlen, und auch die Situation zusammenfassen.
Die Fortbildung CAPDO: Kommunikation mit den Angehörigen bei einer Organspende
Bei der Gründung von Swisstransplant hat sich herausgestellt, dass die Fortbildung der Gesundheitsfachpersonen und das Angebot eines Werkzeugkastens von grosser Bedeutung sind, wenn den Angehörigen ein Todesfall mitgeteilt werden muss. Diese Fortbildung richtet sich an Ärztinnen und Ärzte, Pflegefachpersonen, Seelsorger, Pflegeassistentinnen und -assistenten der Notfallstationen und der Intensivpflege sowie Koordinatorinnen und Koordinatoren von Organspenden und Transplantationen.
«Dieser Fortbildungstag führt mit konkreten Übungen zu einer besseren Kommunikation. Es ist nämlich nicht möglich, diese Kommunikation in der Realität zu üben», erklärt Stéphanie Gay. «Die Auseinandersetzung mit konkreten Situationen und die Rollenspiele sind ebenfalls sehr lehrreich, da sie ermöglichen, sich in die andere Person hineinzuversetzen.» Nach dieser Schulung fühlt man sich in heiklen Momenten sicherer, wählt die richtigen Worte und nimmt eine Haltung ein, mit der die Angehörigen so gut wie möglich entlastet werden können.
«Jedes Gespräch verläuft anders. Man muss sich anpassen und zu den Familien eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen. Vor allem aber ist es wichtig, eine gewisse Distanz zu wahren», fügt sie hinzu. «Manchmal müssen Ärztinnen und Ärzte mehrmals täglich schlechte Nachrichten überbringen. Das ist eine grosse emotionale Belastung, die man rasch verarbeiten muss, damit sie sich nicht auf den Rest des Tages, die Patientenversorgung und die übrigen Patientinnen und Patienten auswirkt», betont Dr. Garcia. Jede Person reagiert anhand ihrer Persönlichkeit anders. Man muss sich anpassen können.