Jedes Jahr werden in den 10 Labors des Zentralinstituts der Spitäler, verteilt auf 6 Standorte, über 4,5 Millionen medizinische Analysen durchgeführt. Eine eindrückliche Zahl, welche die Bedeutung der biomedizinischen Analytiker (BMA) in unserem Gesundheitssystem aufzeigt. Diese Fachpersonen stehen im Zentrum der Patientenversorgung und spielen bei der Diagnose und Überwachung der erkrankten Personen eine entscheidende Rolle. In diesem Artikel teilen vier leidenschaftliche Techniker/innen ihren Alltag in diesem anspruchsvollen und befriedigenden Beruf mit uns.
Eine Berufung, entstanden aus der Begeisterung für die Wissenschaft
Nicolas arbeitet seit 2011 als biomedizinischer Analytiker. Seine Liebe zur Wissenschaft hat ihn zu diesem Beruf geführt. «Die Wissenschaft zog mich immer schon in ihren Bann. Die Technik, die Laborversuche, und die Vorstellung, ‘Chemiker zu sein’, faszinierten mich.» Für Camille ist der Beruf ebenfalls eine Berufung. Sie unterstreicht die Bedeutung des praktischen Aspekts: «Die konkrete Anwendung der Biologiekenntnisse in einem medizinischen Umfeld finde ich sehr interessant.»
Raphaëlle entdeckte ihre Leidenschaft etwas später. Ursprünglich wendete sie sich der Pharmazie zu. «Im Alter von 22 Jahren sah ich mich als Apothekerin, aber die lange Studienzeit schreckte mich ab. Als ich den Beruf der biomedizinischen Analytikerin entdeckte, war ich sofort von den unterschiedlichen Disziplinen wie Bakteriologie oder Chemie fasziniert.»
Der Alltag eines biomedizinischen Analytikers
Die Arbeit eines BMA besteht nicht nur darin, auf Knöpfe zu drücken und auf die Analyseergebnisse zu warten, wie manche meinen. «Wir übernehmen eine grosse Verantwortung, weil wir die Ergebnisse bestätigen, die korrekte Funktionsweise der Geräte sicherstellen und für die richtige Vorbereitung der Proben sorgen», erläutert Nicolas. Valentine teilt diese Ansicht und betont, dass sich jedes Ergebnis und jede Beobachtung unter dem Mikroskop direkt auf die medizinische Diagnose auswirken: «Wir sind oft die ersten, die eine Anomalie entdecken und ergänzende Untersuchungen veranlassen, um den Patienten bestmöglich zu behandeln.»
Die Vielseitigkeit ist ein anderer wichtiger Aspekt des Berufs, wie Raphaëlle betont: «Die Arbeit begeistert mich, weil jeder Tag anders ist.» Sie schätzt die Komplexität der Fälle, die sie für das Spital analysiert: «Die Erkrankungen sind oft schwerer und die Analysen stimulierender als in einem Privatlabor.»
Die Bedeutung der menschlichen und technischen Kompetenzen
In diesem Beruf braucht es vielfältige Kompetenzen. «Methodologie, Präzision und Aufmerksamkeit für die Details sind von grösster Bedeutung. Ein kleiner Fehler kann schwerwiegende Folgen haben», betont Nicolas. Raphaëlle fügt an, dass insbesondere in der Bakteriologie, wo es mehrere Tage braucht, bis die Ergebnisse vorliegen, auch Geduld wichtig ist. «Gründlichkeit ist ausschlaggebend, um zuverlässige Ergebnisse zu erhalten und die Daten richtig zu interpretieren.»
Valentin erklärt, dass auch die Teamarbeit im Zentrum des Berufs steht: «Wir arbeiten eng mit Ärzten und anderen Technikern zusammen. Die Arbeitsdynamik ermöglicht den Austausch der Kenntnisse und die Verbesserung der Qualität der Analysen.» Raphaëlle unterstreicht ebenfalls die Bedeutung dieser Zusammenarbeit im Team: «Die Notfälle bearbeiten wir gemeinsam. Wir tauschen gegenseitig auch unsere Beobachtungen aus, um unsere Analysen zu verbessern.»
Die Nachtarbeit: eine stimulierende Herausforderung
In den Spitälern wird rund um die Uhr gearbeitet. So müssen auch die biomedizinischen Analytiker regelmässig während der Nacht und an Wochenenden arbeiten. Für Camille sind diese unregelmässigen Arbeitszeiten eine gewisse Herausforderung, aber auch eine grosse Befriedigung: «Die Arbeit während der Nacht ist abwechslungsreicher und vielfältiger. Wir befassen uns mit allen Etappen des Verfahrens von A bis Z, was sehr befriedigend ist.» Valentine teilt diese Ansicht. Sie betont, dass ihr diese Arbeitszeiten mehr Autonomie ermöglichen und die Möglichkeit bieten, sich mit Notfallsituationen in der Transfusionsmedizin (Transfusion von Blut und Blutderivaten) zu befassen. «Die Arbeit während der Nacht und an Wochenenden stellt für mich kein Hindernis dar. Dafür kann ich mich während der Woche ausruhen, wenn überall weniger Leute anzutreffen sind.»
Raphaëlle hat dank eines zusammengeschweissten Teams und einer flexiblen Organisation des Bereitschaftsdienstes ihr Gleichgewicht gefunden: «Wir haben eine gute Teamdynamik, die das Management der unregelmässigen Arbeitszeiten viel einfacher macht. Wenn ein Teammitglied einmal aus unvorhersehbaren Gründen einen freien Tag benötigen sollte, tun wir alles, um eine Stellvertretung zu organisieren.»
Ein wesentlicher Beitrag zur Diagnose
Alle betonen die Bedeutung ihrer Rolle in der Versorgungskette. «Wir tragen direkt zur Diagnose der Patienten bei. Jedes Ergebnis, das wir liefern, ermöglicht den Ärzten eine präzisere Diagnose und die Wahl der geeigneten Behandlung», erläutert Nicolas, der hauptsächlich in der Immunhämatologie arbeitet. Valentine fügt an, dass die Arbeit durch diese Verantwortung aufregend und gleichzeitig auch befriedigend wird: «Die Spannung in Zusammenhang mit jedem klinischen Fall und die Vorstellung, dass unsere Nachweise den Ärzten die Richtung vorgeben können, verleihen diesem Beruf eine menschliche Dimension.»
Für Raphaëlle wirkt sich die Arbeit auch auf die öffentliche Gesundheit aus: «Mit der Überwachung der Entwicklung der Antibiotikaresistenzen, die eine grosse Bedrohung darstellen, nehmen wir zum Beispiel im Kampf gegen die Infektionen eine Schlüsselposition ein. Es handelt sich um eine bedeutende Herausforderung für das Gesundheitswesen und wir stehen an vorderster Front, um neue Tendenzen festzustellen.»
Die Herausforderungen eines Berufs in ständiger Entwicklung
Der Beruf des biomedizinischen Analytikers befindet sich insbesondere mit der Einführung neuer Technologien in einer ständigen Entwicklung. «Die Automaten haben unsere Arbeit revolutioniert. Sie sind viel schneller, präziser und benötigen weniger Proben», erklärt Raphaëlle, welche die Entwicklung des Berufs seit 2002, also von Beginn an, mitverfolgt hat. «Die neuen Geräte ermöglichen eine immer grössere Zahl von Analysen, aber sie erfordern auch eine regelmässige Fortbildung, um auf dem neusten Stand zu bleiben.»
Camille betont ebenfalls, dass es wichtig ist, auf der Höhe der Innovationen zu sein: «Die Diagnosetechniken entwickeln sich ständig weiter. Mit der Automatisierung gewinnen wir an Effizienz. Sie ersetzt jedoch keineswegs die Intuition und Erfahrung, die wir uns im Verlauf der Jahre angeeignet haben.»
Ein unbekannter, aber ausschlaggebender Beruf
Trotz ihrer zentralen Rolle bei der Diagnose und Versorgung der Patienten bleiben die biomedizinischen Analytiker oft im Hintergrund. Das ist auch im Spitalbereich der Fall. «Viele Leute, sogar unsere Kolleginnen und Kollegen im Versorgungsbereich, realisieren nicht, dass unsere Arbeit weit über das Drücken von Knöpfen hinausgeht», betont Nicolas. Valentine fügt an: «Obwohl es in den TV-Serien so aussieht, erhält man die Ergebnisse nicht in wenigen Minuten. Jede Analyse braucht Zeit und verlangt viel Präzision. Leider kennen nur wenige Jugendliche diese spannende Karrieremöglichkeit im Bereich des Gesundheitswesens.» Der geringe Bekanntheitsgrad des Berufs steht in starkem Kontrast zu den grossen Auswirkungen der Arbeit: «Unsere Analysen spielen für die Versorgungsqualität eine entscheidende Rolle.»
Eine Karriere mit Zukunftspotenzial im Zentrum der Innovation
Der Beruf des biomedizinischen Analytikers ist viel mehr als nur eine technische Arbeit. Es ist ein Beruf in ständigem Wandel, bei dem sich wissenschaftliche Präzision mit technologischer Innovation verbindet, um eine qualitativ hochstehende Versorgungsqualität zu ermöglichen. Die Aussagen von Raphaëlle, Valentine, Camille und Nicolas zeigen auf, wie abwechslungsreich, stimulierend und befriedigend dieser Beruf in fachlicher und persönlicher Hinsicht ist. Personen, die von der Wissenschaft und vom Gesundheitsbereich begeistert sind, sollten diesen Beruf ernsthaft in Betracht ziehen. Er bietet gute Entwicklungsmöglichkeiten und wirkt sich direkt auf die Gesundheit der Patienten aus.
Video (auf Französisch):
Erfahren Sie mehr über die Abteilung: Labors – Spital Wallis (hopitalduvalais.ch)