Der Ultraschall ist in der Welt der Medizin seit zahlreichen Jahren etabliert und ist heute die im Spital am häufigsten eingesetzte Technik. In den 1940er-Jahren wurden erstmals Hirntumoren mit Ultraschall nachgewiesen. Zehn Jahre später wurden die ersten 2D-Bilder realisiert und neue Anwendungsmöglichkeiten erlaubten die Ausweitung der Anwendungsgebiete des Ultraschalls, so dass die Ärzte immer mehr an dieser Technik interessiert waren. Seit einigen Jahren ist eine revolutionäre Ultraschalllösung verfügbar. Es handelt sich um ein portables Ultraschallgerät mit einer einzigen Sonde, das die Arbeit des medizinischen Fachpersonals enorm erleichtert.
Im Jahr 2020 ist im Spitalzentrum des französischsprachigen Wallis (CHVR) eine Arbeitsgruppe eingesetzt worden, um dieses neue System im Spital Wallis einzuführen und dabei insbesondere die notwendige Dokumentation und die Sicherheit der medizinischen Daten sicherzustellen. Diese Gruppe besteht aus zwei Leitenden Ärzten der Notfallstation (Dr. Tristan Deslarzes und Dr. Julien Coiffier), einem Vertreter der Abteilung Medizintechnik und Mitglied des klinischen Forschungs- und Innovationszentrums (Vincent Trachsel), einem Vertreter der IT-Abteilung (Philippe Ballestraz) und einem Vertreter des Business Development (Yanick Esborrat). Dank ihrer Arbeit sind die verschiedenen Validierungsschritte (Gesetzgebung, Datenschutz, Sicherheit, Informatik, Finanzen, Ausbildung, usw.) erfolgreich abgeschlossen worden und das portable Ultraschallgerät kann nun bei der täglichen Arbeit eingesetzt werden.
Eine aus den Vereinigten Staaten importierte Idee
Die Idee für den Einsatz dieser neuen Technologie stammt von Dr. Deslarzes aufgrund seiner Erfahrungen im Jahr 2018 in einer Notfallstation in den Vereinigten Staaten. «Dort wurden gerade die portablen Ultraschallgeräte vom Typ Butterfly grossflächig eingeführt und ich lernte die positiven Auswirkungen auf die tägliche Arbeit kennen. Diese Geräte mit einer einzigen Sonde sind tatsächlich sehr praktisch, intuitiv zu bedienen und beinhalten Funktionalitäten, die regelmässig aktualisiert werden. Sie ermöglichen die Vernetzung der Bilder und sind deshalb auch für die Telemedizin geeignet. Diese Geräte passen perfekt zur Medizin 4.0.» «Mit dieser Technologie kann der Kliniker eine Ultraschalluntersuchung am Patientenbett durchführen. Er muss sich dazu nicht mehr in den Radiologieraum begeben. Im Allgemeinen kann mit dem Einsatz dieses Geräts eine klinische Frage wie ‘‘Hat der Patient einen Pneumothorax?’’ mit Ja oder Nein beantwortet werden. Dies ermöglicht eine raschere Versorgung, eine präzisere Diagnose und eine erhöhte Sicherheit bei den Eingriffen, was für die Notfallstation und folglich auch für die Patientinnen und Patienten ein grosser Vorteil ist», fügt Dr. Coiffier, Leitender Arzt der Notfallstation, hinzu.
Die portablen Ultraschallgeräte Butterfly iQ+
Das Team «Business Development» unter der Leitung von Yanick Esborrat hat die Bedürfnisse der Notfallstation analysiert. «Dieses Projekt hat uns sofort interessiert. Wir haben den Nutzen dieses Systems für die verschiedenen Abteilungen und die Patientinnen und Patienten erkannt und deshalb alles unternommen, damit das Projekt erfolgreich umgesetzt werden kann», erläutert er.
Nach der Evaluation verschiedener Technologien durch das medizintechnische Team hat sich herausgestellt, dass die Marke Butterfly die Bedürfnisse der Kliniker am besten abdeckt. Das Ultraschallgerät Butterfly iQ+ ist übrigens eines der ersten portablen Systeme mit einer einzigen Sonde, das eine Ultraschalluntersuchung sämtlicher Körperteile ermöglicht.
Interessanterweise waren in den 1990er-Jahren nur wenige Ärzte an einer Ausbildung für den Ultraschall interessiert. Heute hat sich das grundlegend geändert. Dank seiner technologischen Entwicklung ist der Ultraschall heute leistungsfähiger, portabel, einfacher zu benutzen und günstiger.
Kleine Geräte mit einem realen Nutzen
Die portablen Ultraschallgeräte unterscheiden sich von den “traditionellen” Geräten dadurch, dass die Sonde direkt mit einem Tablet oder Smartphone verbunden ist. So können diese Geräte in der Tasche des Nutzers verstaut werden und sind jederzeit einsatzbereit. Sie bilden, wie das Stethoskop, sozusagen Bestandteil der klinischen Untersuchung. Typische Einsatzbereiche dieser Technologie sind der notfallmässige Ultraschall bei traumatisierten Patientinnen und Patienten (eFAST), die visuelle Evaluation der Herzfunktion, die Untersuchung der Arterien und Venen, die Berechnung des Gefässvolumens, gezielte Untersuchungen der Lunge (Pneumothorax) und der Muskeln sowie der Nachweis von subkutanen Abszessen. «In der Abteilung Radioonkologie des Spitals Sitten sind die Geräte auf ihre Präzision getestet worden. Die Fachärzte haben das Gefässvolumen eines Patienten mit einem Scanner und anschliessend mit dem Ultraschallgerät Butterfly berechnet. Die Ergebnisse haben aufgezeigt, dass die Sonde Butterfly präzisere Werte des Gefässvolumens angibt als die Systeme, die fünfmal mehr kosten», teilt Vincent Trachsel mit. «Diese Geräte sind also in einem Spital von grossem Nutzen.»
Eine interne Ausbildung für einen breiteren Einsatz
«Gleichzeitig mit der Einführung der Sonden besteht die Herausforderung in den kommenden Jahren in der Ausbildung möglichst vieler Fachärzte, damit diese Ultraschallgeräte breit eingesetzt werden können. Ein motiviertes multidisziplinäres ärztliches Team kann also eine interessante Dynamik auslösen», erläutert Yanick Esborrat.
Die Grundausbildung dauert einige Tage. Um das Zertifikat zu erlangen, sind anschliessend rund hundert Untersuchungen mit dem portablen Ultraschallgerät durchzuführen. Die Hälfte davon muss von einem Experten supervidiert werden. Solche Experten arbeiten bereits im Spital Wallis und zusätzliche Experten befinden sich gegenwärtig in Ausbildung. Der Zusammenzug von Ärzten verschiedener Fachrichtungen in einer kompetenten und multidisziplinären Arbeitsgruppe, die bereit ist, sich für dieses Projekt einzusetzen, bildet eine zusätzliche Motivation und ist für das Spital ein grosser Vorteil. Ein anderes praktisches Einsatzgebiet ist das Legen von peripheren Venenkathetern unter Ultraschall. Dr. Sylvain Tosetti, Leitender Arzt der Abteilung Anästhesie und Reanimation, vermittelt den Pflegefachpersonen und Assistenzärzten der Abteilung Anästhesie eine theoretische und praktische Schulung für den Einsatz des Systems in diesem Bereich. Andere Abteilungen, wie die Dialyse, profitieren punktuell von diesem System (Punktion mit FAV), oder sind daran beteiligt, wie die Notfallstationen, mit denen über eine Partnerschaft für die Ausbildung diskutiert wird.
Ein innovatives Projekt mit zahlreichen Vorteilen und geringen Risiken
«Es ist ein abteilungsübergreifendes und verbindendes Projekt, das eine enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Bereichen des Spitals erfordert hat», erklärt Vincent Trachsel. Auf klinischer Ebene handelt es sich um ein System, das eine globale und qualitativ hochstehende Patientenversorgung ermöglicht. Es wirkt sich sowohl auf die Effizienz der Versorgung (Zeitgewinn bei der Diagnose gewisser Erkrankungen) als auch auf die Zufriedenheit der Mitarbeitenden (einfache Bedienung, Verfügbarkeit, Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Zahl der durchgeführten Untersuchungen, Zahl der ausgebildeten und zertifizierten Ärzte) positiv aus. «Ausserdem sind die Butterfly IQ viel günstiger als die traditionellen Ultraschallgeräte. Obwohl sie diese nicht vollständig ersetzen können, bilden sie eine interessante Alternative zu den teuren Ultraschallgeräten», erklärt Yanick Esborrat.
«In Bezug auf die Datensicherheit und allgemein im Hinblick auf die Einführung der Medizin 4.0 hat dieses System eine Reflexion über zahlreiche wichtige und sensible Probleme ermöglicht, mit denen das Spitalwesen in den kommenden Jahren vermehrt konfrontiert sein wird (medizinischer Einsatz der Smartphones, Telemedizin, Speicherung der Daten in einer Cloud, Einwilligung der Patientinnen und Patienten, usw.)», erläutert Philippe Ballestraz. «Mit diesem Projekt sind mehrere heikle Punkte wie die Cloud oder die Identifizierung mit dem Badge gelöst worden. Nach der Ultraschalluntersuchung durch den Arzt werden die Bilder in der Cloud gespeichert und gesichert direkt ins Patientendossier transferiert», präzisiert er.
Der Erfolg dieses innovativen Projekts «Butterfly iQ+» stellt die Bedeutung einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit unter Beweis, die gleichzeitig den institutionellen Prozess der Unternehmungsführung in Bezug auf den Schutz und die Sicherheit der Daten berücksichtigt. Die verschiedenen kritischen Punkte des Dossiers «Butterfly iQ+» sind nämlich von der Sicherheitskommission und der Risikoplattform behandelt und abschliessend von der Generaldirektion genehmigt worden.
Gemeinsam ist es möglich, zum Wohl unsere Patientinnen und Patienten sowie der Fachpersonen vorwärtszugehen und innovativ zu bleiben!
In der Westschweiz hat das Spital Wallis als eines der ersten Spitäler diese integrierte Technologie eingeführt..
Einige Zahlen
Heute werden im Spital Wallis elf Sonden eingesetzt, drei davon in der Notfallstation von Sitten und zwei in derjenigen von Martinach. In mehreren anderen Abteilungen wie der Nephrologie, der Geriatrie, der Physiotherapie, der inneren Medizin und der Gynäkologie werden Tests durchgeführt. In der Radioonkologie sind vier Geräte bestellt worden. Das Spitalzentrum Oberwallis ist ebenfalls sehr an diesem System interessiert und testet gegenwärtig zwei Sonden.
Die Nutzer sind begeistert vom Zeitgewinn durch diese neue Technologie. Auch die Rückmeldungen der Patientinnen und Patienten sind sehr positiv.
Zusätzliche Informationen über die Ultraschallgeräte Butterfly: Portables Ultraschallgerät | Butterfly iQ+ (butterflynetwork.com)