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Coronavirus: richtig oder falsch?

Je mehr die Coronavirus-Epidemie voranschreitet, umso mehr Falschinformationen geistern durchs Internet und die Sozialen Netzwerke. Prof. Nicolas Troillet, Leiter der Abteilung Infektionskrankheiten des Zentralinstituts der Spitäler, hilft uns bei der Unterscheidung zwischen Mythos und Wahrheit.


Prof. Nicolas Troillet
Leiter der Abteilung Infektionskrankheiten des Zentralinstituts der Spitäler

Wir erleben momentan eine sogenannte Pandemie (weltweite Epidemie). Der Bundesrat hat daher besondere Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus  getroffen. Wir alle haben uns an bestimmte Verhaltens- und Hygieneregeln zu halten, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, die gefährdeten Personengruppen zu schützen und das Weiterfunktionieren der Gesundheitsinfrastrukturen zu gewährleisten. «Es gilt zu verhindern, dass die Infektionskurve allzu schnell ansteigt, damit sich die Spitäler um alle behandlungsbedürftigen Kranken kümmern können», so Prof. Nicolas Troillet. Und er fügt an: «Vergessen wir nicht: Eine Coronavirus-Infektion verläuft bei den meisten Personengruppen ohne grössere Probleme.»

Mythen rund um das Coronavirus: RICHTIG oder FALSCH?

Um sich vor einer Ansteckung zu schützen, muss man sich unbedingt mit einem Desinfektionsmittel die Hände einreiben.

FALSCH. Es ist zwar wichtig, sich regelmässig gründlich die Hände zu waschen (jede Stunde), aber Seife ist ausreichend, um sich vor den Risiken einer Ansteckung zu schützen. Die Gesundheitsfachpersonen verwenden Desinfektionsmittel vor allem, um Zeit zu sparen.

Um sich vor einer Ansteckung zu schützen, sollte man eine chirurgische Maske tragen.

FALSCH. Es ist nicht sinnvoll, mit einer Maske auf der Strasse herumzulaufen. Die Übertragung entsteht durch näheren Kontakt mit einer infizierten Person. Daher sollten infizierte Personen eine Maske tragen. Auf diese Weise wird die Verbreitung des Virus eingedämmt.

Das Coronavirus kann über Gegenstände übertragen werden, z.B. über Banknoten und Münzen.

RICHTIG und FALSCH. Man weiss noch nicht genau, wie lange das Virus auf Gegenständen «überleben» kann. Was aber sicher ist: Durch die Anwendung der grundlegenden Regeln der Händehygiene wird das Risiko einer Übertragung minimiert.

Am neuartigen Coronavirus erkranken nur ältere Menschen.

FALSCH. Jeder Mensch kann sich mit dem Coronavirus anstecken und erkranken. Senioren und Personen, die bereits an bestimmten Krankheiten leiden (z.B. Lungen- oder Herzkrankheiten und Diabetes) haben jedoch ein höheres Komplikationsrisiko, falls sie angesteckt werden.

Kinder können das Virus übertragen, auch wenn sie überhaupt keine Symptome aufweisen.

RICHTIG. Kinder – aber auch Erwachsene – können das Virus übertragen, ohne selber erkrankt zu sein. Wahrscheinlich sind solche gesunden Personen jedoch weniger ansteckend.

Gefährdete Personen sollten zuhause bleiben, bis die Epidemie ganz vorüber ist.

TEILWEISE FALSCH: Sie sollten vor allem näheren Kontakt zu anderen Menschen vermeiden (auch bei sich zuhause) und immer mindestens 2 Meter Abstand halten, sich regelmässig die Hände waschen und nur hinausgehen, wenn es notwendig ist. Insbesondere sollten grössere Menschenansammlungen gemieden werden, d.h. möglichst nicht zu Stosszeiten den öffentlichen Verkehr benutzen und einkaufen gehen.

Einmal erkrankte Personen sind danach immun gegen das Virus.

MAN WEISS ES NICHT. Es ist noch nicht sicher, ob man nach einer Erkrankung lebenslang immun ist, so wie das zum Beispiel bei den Masern der Fall ist. Wahrscheinlich ist man während einer gewissen Zeit immun, aber man weiss derzeit nicht, wie lange.

Es ist gefährlich, einen Brief aus einem Risikoland in Empfang zu nehmen.

FALSCH. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine spezifischen «Risikoländer» mehr, denn das Virus hat sich mehr oder weniger über die ganze Welt ausgebreitet. Einen Brief oder ein Paket zu öffnen, stellt kein besonderes Risiko dar – insbesondere nicht, wenn man die Händehygieneregeln einhält.

Die Impfung gegen Pneumokokken (mögliche Auslöser für eine Lungenentzündung) schützt vor dem Coronavirus.

FALSCH. Impfungen sind nur wirksam gegen jene Krankheitserreger, für die sie entwickelt wurden. Die Pneumokokken-Impfung hindert bestimmte Bakterien daran, eine Lungenentzündung auszulösen, schützt jedoch nicht vor dem Coronavirus.

Antibiotika helfen bei der Prävention und Behandlung im Zusammenhang mit dem Coronavirus.

FALSCH. Das Coronavirus ist – wie es der Name schon sagt – ein Virus. Antibiotika sind jedoch nur gegen Bakterien wirksam.

Angesichts des momentanen Epidemiestands geht man davon aus, dass 70% der Schweizer Bevölkerung mit dem Coronavirus infiziert werden könnten.

MAN WEISS ES NICHT. Bei den grossen Pandemien der Vergangenheit wie z.B. der Spanischen Grippe 1918 war ein sehr grosser Prozentsatz der Bevölkerung betroffen, und zwar in mehreren Wellen während mehrerer Jahre. Man schätzt, dass bei jeder Welle rund 20 bis 30% der Bevölkerung betroffen waren.

Das wärmere Frühlingswetter wird die Verbreitung des Virus verlangsamen.

MAN WEISS ES NICHT. Das Coronavirus scheint weniger sensibel auf Temperaturschwankungen zu reagieren als das saisonale Grippevirus. Es ist also nicht sicher, dass das wärmere Wetter die Epidemie verlangsamen wird.

Wann wird es eine Impfung geben?

Momentan laufen mehrere Studien mit verschiedenen Impfstoffen. Die Forschung kommt zwar schnell voran, doch es wird noch mehrere Monate dauern (wahrscheinlich Ende 2020, Anfang 2021), bis man so weit ist, dass man eine Impfung flächendeckend einführen kann.

Was ist der Unterschied zwischen dem Coronavirus und der saisonalen Grippe?

Mikrobiologisch gesehen handelt es sich um zwei völlig unterschiedliche Viren.  Allerdings können sie sehr ähnliche Symptome hervorrufen. Das Coronavirus scheint einfacher übertragbar zu sein und verursacht zudem häufiger schwerwiegendere Komplikationen als das Grippevirus. Bei den meisten mit dem Coronavirus infizierten Personen kommt es jedoch nicht zu schlimmen Krankheiten.

Wie lange wird diese Epidemie noch andauern?

Das kann man nicht vorhersagen und hängt unter anderem auch davon ab, wie wirksam die nun getroffenen Massnahmen zur Verlangsamung der Ausbreitung sind.

Links:

Spital Wallis: Coronavirus
OFSP: Coronavirus
Kanton Wallis: Coronavirus

Über den Autor/die Autorin

Francesca Genini-Ongaro

Collaboratrice spécialisée en communication

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