Modernste Technologie, die mittels VR-Brille genutzt wird, eröffnet Patientinnen und Patienten in der Rehabilitation des Spitalzentrums Oberwallis (SZO) neue Möglichkeiten zur Schmerzlinderung und Entspannung.
«Die VR-Brille hat sich nach einer Probephase als bedarfsgerechtes und individuelles Verfahren zur Schmerztherapie und Entspannung bei Rehabilitationspatienten etabliert», bestätigt Dr. Robin Roukens, Klinikleiter und Chefarzt Geriatrie / Rehabilitation am SZO die Innovation. «Wir können den Oberwalliser Patientinnen und Patienten weitere modernste Behandlungsformen direkt vor Ort anbieten – sei es nach Operationen, Unfällen oder bei Krankheiten wie einem Schlaganfall». Technologische Innovationen seien wichtig für die Qualitätsverbesserung, die Sicherung nachhaltiger Rehabilitationsergebnisse und die Steigerung der Patientenzufriedenheit. Auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimme.
20-minütige Traumwelten geniessen: einfach und effizient
In computergenerierte Zauberwelten eintauchen und dabei gezielt Schmerzen lindern und Stress abbauen – das ist das aktuelle Ziel der VR-Therapie in der Reha im SZO. «Eine Behandlungseinheit dauert in der Regel 20 Minuten. Ob die Reise auf die Malediven oder in den kalten Norden geht – sie führt die Patienten weit weg von ihrem Leid», freut sich Jolien Verhulst, Ergotherapeutin am SZO. «Die Patienten können die gewünschte virtuelle Umgebung sowie die Stimme, die sie durch die Sitzung begleitet, selbst auswählen.»
Die Bedienung des VR-Systems ist einfach. Es ist mobil und flexibel und erfordert keinen zusätzlichen Raum. Ergotherapeuten und Pflegekräfte können die VR-Brille dem Patienten oder der Patientin aufsetzen, das gewünschte Programm auswählen und die Sitzung bei Bedarf auf einem Tablet mitverfolgen. So kann 365 Tage im Jahr sicher, gezielt, und vielseitig therapiert werden. «Verglichen mit Medikamentenkosten oder anderen Therapien ist die VR-Brille ein kostengünstiges Tool», versichert Dr. Roukens.
Schmerzen lindern und Stress abbauen
«Der Einsatz der VR-Therapie richtet sich vor allem an neurologische und muskuloskelettale Patienten, die nach Operationen oder Verletzungen mit Schmerzen kämpfen», erklärt Dr. Bruno Heinen, Leitender Arzt der Rehabilitation am SZO. «Durch die Behandlung in einer virtuellen Welt können Entspannungsverfahren hochfrequent erlernt werden, was Schmerzen reduziert und den Heilungsprozess beschleunigt.»
Der Klinikleiter fügt hinzu, dass «besonders bei Patienten, die an Erkrankungen des Nervensystems oder des Bewegungsapparats leiden, das Erlernen und Einüben von Entspannungstechniken eine grosse Rolle spielt, um das vegetative Nervensystem zu beeinflussen. Auch Angst kann so abgebaut werden. Im Vergleich zu konventionellen Methoden bietet die VR-Brille eine schnellere und weniger invasive Alternative. Patienten, die zuvor auf Schlafmittel oder Schmerzmedikamente angewiesen waren, erleben durch die VR-Therapie eine Linderung ohne pharmakologische Unterstützung.» Eine hochfrequente Therapie mit zwei bis drei Sitzungen pro Woche oder mehr sei möglich.
Hohe Akzeptanz der VR-Revolution
Sowohl bei den Patienten als auch bei den Therapeutinnen und Therapeuten ist die Akzeptanz der neuen VR-Therapie sehr hoch. «Obwohl es für einige Patienten anfangs ungewohnt ist, in eine virtuelle Welt einzutauchen, gewöhnen sie sich schnell und sehr gerne daran. Sie fragen sogar proaktiv nach der nächsten Behandlung», berichtet Dr. Heinen.
«Nebenwirkungen sind selten, jedoch können Schwindelgefühle auftreten – ähnlich wie auf einer Bootsfahrt», verbildlicht Dr. Roukens. Vorsicht sei bei Patienten geboten, die zu Epilepsie neigen: Flackerlicht und optische Reize können gegebenenfalls epileptische Anfälle begünstigen.
«Besonders bei älteren Patienten führt der Einsatz der Brille oft zu positiven Überraschungen», erinnert sich Ergotherapeutin Verhulst. Auch wenn zu Beginn eine gewisse Skepsis gegenüber der neuen Technologie besteht, geniessen sie diese virtuelle Erfahrung.»
Zukünftiges Potenzial im kognitiven Bereich
Aufgrund der positiven Erfahrungen und der Begeisterung von Patienten und Fachpersonen des SZO möchte eine interdisziplinäre Projektgruppe, bestehend aus Neuropsychologie, Ergotherapie, Ärzteschaft und Pflege, die Anwendungsmöglichkeiten des VR-Systems am SZO weiterentwickeln.
«Das zukünftige Potenzial liegt besonders in der neurologischen Rehabilitation, der kognitiven Therapie und der Behandlung von Raumwahrnehmungsstörungen. Wie bei Computerspielen, ist der Patient hier aktiv und motiviert. Durch die spielerische Komponente werden hohe Bewegungsfrequenzen erreicht und verlorene Funktionen z.B. in der Raumwahrnehmung können wieder geweckt werden. Aber auch die Aufmerksamkeit wird durch hochfrequentes und spielerisches Lernen mit gezielten Lernreizen gesteigert», erklärt Dr. Roukens.
Die Nutzung der VR-Brille in der Rehabilitation wird vom Team wissenschaftlich begleitet, «um Daten über die Effekte auf den Genesungsprozess zu sammeln». Kooperationen mit universitären Einrichtungen sind künftig ebenfalls geplant.
Verschaffen Sie sich einen Einblick in das neue VR-Therapiesystem und entdecken Sie in unserer Videoreportage die ersten Erfahrungen unserer Fachpersonen und Patienten auf unserem Blog:
Eindrücke der Fachpersonen SZO
„Die Akzeptanz ist enorm hoch, sowohl bei Patienten als auch bei unseren Therapeutinnen und Therapeuten. Wir freuen uns, diese Innovation hier vor Ort anbieten zu können.“ – Dr. Robin Roukens, Klinikleiter und Chefarzt Geriatrie / Rehabilitation am SZO
„Durch die VR-Therapie können wir Patienten auf eine mentale Reise schicken, die ihnen hilft, ihren Schmerz für eine Weile zu vergessen.“ – Dr. Bruno Heinen, Leitender Arzt der Rehabilitation am SZO
„Für viele unserer Patienten ist die VR-Brille eine echte Erleichterung. Sie entspannen sich schneller und intensiver als bei herkömmlichen Methoden.“ – Jolien Verhulst, Ergotherapeutin am SZO
Patientenstimmen
Herr Zenklusen: „Die virtuelle Therapie ist für mich eine ganz neue und schöne Erfahrung. Mit der beruhigenden Videosequenz und Stimme tritt man in eine andere Welt und entspannt sich tief. Ich wähle gerne das Programm der Malediven.“
Herr Ruzhdi: „Ich konnte die Therapie zweimal täglich nutzen. Zunächst war ich überrascht, es ist ein ganz neues Gefühl. Es hat mich sehr entspannt und mir geholfen, die Schmerzen nach dem Eingriff für eine Weile zu vergessen.“