Dr. Rolf Koch, Chefarzt und Abteilungsleiter der Klinik Geriatrie, erinnert uns daran, dass sowohl die körperliche als auch die geistige Leistungsfähigkeit ab dem 35. Altersjahr abnimmt. «Eine verminderte körperliche Leistungsfähigkeit und eine gewisse Vergesslichkeit gehören zum normalen Alterungsprozess.»
Von Vergesslichkeit zur Demenz
«Wenn Hirnleistungsschwächen den Alltag zunehmend beeinträchtigen, ist es eine Krankheit», so Rolf Koch. «Man spricht von leichter, mittlerer oder schwerer Demenz, je nachdem, ob der Mensch im Alltag Einschränkungen hat, aber noch selbstständig zurechtkommt, gelegentlich Hilfe braucht oder rund um die Uhr betreut werden muss.»
Was möchte ich, wenn ich nicht mehr entscheiden kann?
«Bei einer Demenzerkrankung im Anfangsstadium informieren wir den Patienten und die Angehörigen, dass es wichtig ist, über Wünsche zu sprechen und wichtige Entscheidungen zu treffen, solange der Patient dies noch selber machen kann. Dies betrifft vor allem die medizinische Behandlung im Sinne eines Advance Care Planning, das Verfassen einer Patientenverfügung, die Wahl des Pflegeheimes, die Art der Bestattung bis hin zu juristisch relevanten Themen. Der frühe Miteinbezug der Angehörigen und deren Entlastung ist wichtig. Die Betreuung des Patienten durch die Angehörigen ist jeden Tag eine enorme körperliche wie auch emotionale Belastung. Es gilt möglichst frühzeitig, Entlastungsmöglichkeiten wie freiwillige Helfer, Spitex, Tagesstätten und Ferienbetten im Pflegeheim für Patienten zu nützen, um den Angehörigen zwischendurch auch eine Auszeit zu gönnen und langfristig eine gute Betreuung zu Hause zu gewährleisten.»
Ursachen für Gedächtnisverlust?
«Neben einer Demenz können körperliche Erkrankungen wie Hirnblutungen, Harnwegsinfektionen, Elektrolytstörungen oder Einnahme von Medikamenten Gründe für eine Hirnleistungsschwäche. Auch eine Depression oder eine ausgeprägte Hörminderung können unser Gedächtnis beeinträchtigen. Ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten und den Angehörigen sowie eine körperliche Untersuchung werden beim Eintritt auf die Geriatrie gemacht. Ergänzt wird dies durch erschiedene Laborabklärungen, eine radiologische Untersuchung des Kopfes und diverse Assessments zur Beurteilung einer kognitiven Einschränkung. Anhand dieser Befunde lässt sich eine Verdachtsdiagnose stellen, so dass der Patient und die Angehörigen über eine weitere Abklärung an einer Memory Clinic, mögliche Therapien und Unterstützungsbedarf zu Hause nach Spitalaustritt informiert werden können.»
Trainieren Sie Ihr Gedächtnis!
«‘Use it or lose it’, heisst das Zauberwort, d.h. sein Gehirn täglich benutzen mit spielerischem Gedächtnistraining wie Sudoku, Kreuzworträtsel und Gesellschaftsspielen. Ebenso wichtig sind soziale Kontakte pflegen, gesundes und abwechslungsreiches Essen, vermeiden von Übergewicht, Verzicht auf Rauchen, mässiger Alkoholkonsum sowie regelmässige Bewegung.»
Möchten Sie mehr zum Thema erfahren?
Interessiert Sie dieser Artikel? Lesen Sie ebenfalls den Artikel
Erinnerungslücken: wann geben sie zu Sorgen Anlass?