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Psychomotorik: eine unbekannte Therapie, die «Körper und Geist» verbindet

Salle psychomotricité Malévoz

Die Psychomotorik ist Bestandteil des Pflegeangebots des Spital Wallis. Die Psychomotoriktherapeutinnen  intervenieren im Pool Psychiatrie und Psychotherapie bei Personen jeden Alters, die unter psychischen Beschwerden leiden. Sie arbeiten im Psychiatriespital von Malévoz, in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Spitals Sitten und in den Kompetenzzentren Psychiatrie und Psychotherapie von Martinach und Monthey.
Was ist das Besondere an dieser Therapieform? Antworten von Blandine Pellouchoud und Camille Nicollier, Psychomotoriktherapeutinnen im Spital Wallis.

Was ist Psychomotorik?

Blandine Pellouchoud und Camille Nicollier

Die Psychomotorik ist eine spielerische und kreative Bewegungstherapie. Mit dieser Methode soll eine Verbindung zwischen Körper, Emotionen und Psyche der Person hergestellt werden.
Die Therapie hilft der Person, ihren Körper zu spüren, dessen Funktionsweise zu beobachten, diese besser zu verstehen und sich Werkzeuge anzueignen, mit denen der Alltag besser bewältigt werden kann. Sie fördert die vorhandenen Ressourcen, damit die Person sich besser kennenlernt und mehr Vertrauen in sich selbst gewinnt. Die Methode bezweckt eine bessere und ausgewogene Verbindung zwischen Körper und Geist und trägt damit zum Wohlbefinden des Individuums bei.
Der Körper befindet sich im Zentrum der Pflege. Wenn Worte fehlen oder nicht genügen, kann der Körper ein wunderbares Ausdrucksmittel sein.

Weshalb sollte man eine Psychomotoriktherapeutin oder einen Psychomotoriktherapeuten aufsuchen?

Im Spital Wallis wendet sich die Psychomotorik an Personen mit folgenden Beschwerden:

  • Stress, Angstzustände
  • Chronische Schmerzen
  • Schwierigkeiten, den eigenen Körper und dessen Grenzen zu spüren
  • Ernährungsstörungen
  • Phobien
  • Depressiver Zustand, Erschöpfung
  • Schwierigkeiten, die Gefühle in den Griff zu bekommen oder auszudrücken
  • Beim Kind: Probleme mit der Integration ins familiäre, soziale oder schulische Umfeld
  • Fehlendes Selbstvertrauen

Wie verläuft eine Psychomotoriktherapie?

Die Psychomotoriktherapeutinnen im Spital Wallis arbeiten auf ärztliche Verordnung und in Zusammenarbeit mit multidisziplinären Teams (Pflegefachpersonen, Ergotherapeutinnen und -therapeuten, Physiotherapeutinnen und -therapeuten, …).  Je nach Zielen handelt es sich um Einzel- oder Gruppentherapien.
Die Ziele der Sitzungen werden aufgrund von Bilanzen und Gesprächen mit dem Patienten und/oder seinen Angehörigen festgelegt. Die Identifizierung der Bedürfnisse und der Anliegen der Person ermöglicht einen gemeinsamen Aufbau des Pflegeprojekts.  
Die Therapeutin oder der Therapeut kann verschiedene Elemente vorschlagen, um die Körperarbeit zu unterstützen: sensorisches Material, Gegenstände mit unterschiedlichen Funktionen, Musik, Tanz, Entspannung. Diese verschiedenen Erfahrungen fördern ein besseres Körperbewusstsein und führen dazu, dass die Person eine bessere Verbindung zwischen ihrem Körper und ihren Gefühlen herstellen kann.
Andere Elemente unterstützen und entwickeln die Kommunikationskompetenzen und die Kreativität sowie den nonverbalen Ausdruck.  Zum Beispiel: Spiele, Zeichnen, Gesang, Mimik, Theaterimprovisation, Kampfsport.

Was ist das Ziel einer Psychomotoriksitzung?

Für die Therapeutin oder den Therapeuten ist es wichtig, auch die Ressourcen der Person in den Vordergrund zu stellen und sie aktiv in die Pflege einzubeziehen. Mit der Therapie sollen die Personen «Krücken» erhalten, um ihren Alltag zu verbessern.
Nicht für alle Patienten kann dasselbe Schema oder Protokoll eingesetzt werden. Es handelt sich um eine sehr vielseitige Arbeit, die sich an die Eigenheiten der Person (Erfahrungen, Lebensgeschichte, Persönlichkeit, usw.) anpasst. Die Therapeutin oder der Therapeut versucht, den Patienten dort abzuholen, «wo er steht», und ihn zu Folgendem zu veranlassen:

Welches sind die wichtigsten Kompetenzen, die für die Ausübung des Berufs der Psychomotoriktherapeutin oder des Psychomotoriktherapeuten notwendig sind?

Zur Ausübung dieses Berufs ist ein Abschluss als Bachelor oder Master of Science HES-SO notwendig.
Eine Besonderheit ist der aktive körperliche Einsatz der Therapeutin oder des Therapeuten in den Sitzungen. Es braucht eine gewisse körperliche Geschmeidigkeit und Spontanität.
Die Hilfsmittel ermöglichen die Begegnung mit dem Patienten.  Man muss deshalb vielseitig sein und über Kreativität verfügen.
Natürlich sind auch, wie bei jeder Pflegeperson, Zuhörbereitschaft, Empathie und Anpassungsfähigkeit an die Bedürfnisse des Patienten entscheidende Qualitäten.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?  Was macht Ihnen am meisten Freude?

Camille (Kinder- und Jugendpsychiatrie): Während der Sitzungen erleben die Jugendlichen einen Moment der Gelassenheit, auch wenn er manchmal nur von kurzer Dauer ist. Es ist schön zu sehen, wie sie sich öffnen, über sich hinauswachsen und sogar ihre Fähigkeiten bewusst wahrnehmen. Es gefällt mir, dass man mit dem Patienten eine Erfahrung erleben und teilen darf. Das ist sehr bereichernd, lebendig, dynamisch und überraschend. Es wird einem nie langweilig!

Blandine (Psychiatrie für Erwachsene): Mit meiner Arbeit kann ich jemandem einen Bereich oder einen Moment des gesteigerten Wohlbefindens anbieten. Ich liebe den Reichtum der Begegnungen. Jede Person kommt mit ihrer Geschichte, ihren Schwierigkeiten und ihrem Leiden, aber auch mit ihren Ressourcen, dir nur darauf warten, sich ausdrücken zu können … Auch der kreative Aspekt gefällt mir sehr, denn jede Sitzung ist anders.

Welche Ratschläge würden Sie uns allen geben, um mit unserem Körper «verbunden» zu bleiben?

Mit seinem Körper «verbunden» zu sein, ist gerade in Mode! Dazu gibt es heute viele Ansätze und Mittel… Einige bevorzugen einen Sport, eine Kunst, andere einen Moment in der Natur, eine Massage. Jede Person kann mit einer guten Lebenshygiene ihr Gleichgewicht finden, indem sie Sorge zu ihrem Körper trägt.

In unserer Gesellschaft, in der sich alles beschleunigt, vergisst man manchmal, auf die Zeichen unseres Körpers zu achten. Es ist wichtig, sich Momente zu gönnen, um wieder zu sich zu finden, vor allem, wenn man unter starkem Druck steht. Die Psychomotorik kann eine Möglichkeit sein, um sich mit seinem Körper und mit seinen Gefühlen «wiederzuverbinden». Der therapeutische Rahmen entspricht den spezifischen Bedürfnissen und/oder unterstützt die persönliche Entwicklung.

Psychomotorikraum des Spitals von Malévoz 

Salle psychomotricite

Psychomotorikraum des Spitals Siders

psychomotricité sierre

Erfahren Sie hier mehr über die Psychomotorik in unserer Broschüre (auf Französisch).

Über den Autor/die Autorin

Jessica Salamin

Collaboratrice communication - Spécialisée médias sociaux

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