Gewisse harmlose alltägliche Tätigkeiten wie die Fortbewegung im Haus können zu zahlreichen Unfällen führen. Man nimmt an, dass in der Schweiz jedes Jahr ein Drittel der über 65-jährigen Personen einen Sturz erleidet. Die Senioren sind nach solchen Zwischenfällen besonders geschwächt: eingeschränkte Mobilität, lange Spitalaufenthalte oder Verlust der Autonomie sind die häufigsten Folgen. Jedes Jahr sterben an diesen Folgen über 1500 Personen.
Lesen Sie die Ratschläge und Tipps von Clémence Meyer, Maryline Consiglio und Liliana De Sousa, Ergotherapeutinnen im Spital Wallis (Standort Martinach), um diese Stürze zu vermeiden.
Die Senioren als Risikogruppe
Die Risikofaktoren in Zusammenhang mit einem Sturz stehen grösstenteils mit dem fortschreitenden Alter in Verbindung. Das fortgeschrittene Alter wirkt sich nämlich auf das Gleichgewicht, das Sehvermögen, das Gehör und die Reaktionszeit einer Person aus. Ausserdem beobachtet man bei den Senioren häufig eine geringere Muskelmasse. Diese Anfälligkeit der älteren Menschen erhöht das Risiko eines Sturzes.
Die Angst vor einem Sturz erzeugt einen Teufelskreis: die Angst führt zu einer abnehmenden Aktivität und so zu einem Verlust der Mobilität, des Tonus und der Ausdauer. Künftige Stürze werden sich also potenziell stärker auswirken.
Reale Situationen und die Unterstützung der Angehörigen sind wichtig
Stürze finden oft zu Hause und ebenerdig statt. Durch die Anpassung einiger Elemente der Wohnung kann das Sturzrisiko reduziert werden. Allerdings haben ältere Personen Mühe, ihre Gewohnheiten zu ändern und im Kampf gegen die Stürze neue Mittel einzusetzen. Studien zeigen jedoch, dass Personen gewisse Gewohnheiten leichter annehmen, wenn sie in reale Situationen versetzt werden. Auch die Unterstützung der Familien ist sehr wichtig. Sie können nämlich überzeugender und hartnäckiger sein als das medizinische Fachpersonal. Aber es kann auch umgekehrt sein.
Tipps für das Vermeiden von Stürzen
Zur Begrenzung der Sturzrisiken können verschiedene Elemente umgesetzt werden:
- Eine gute Beleuchtung mit helleren Lampen installieren und ein Nachtlicht oder eine Nachttischlampe in der Nähe des Betts im Zimmer aufstellen.
- Die Aktivitäten anhand der Gewohnheiten anpassen: in der Dusche oder neben der Toilette eine Halterung zum Aufstehen anbringen, an den Treppen ein Geländer befestigen, Stühle mit Armlehnen kaufen, das Bett erhöhen, usw.
- Alle Stolperfallen wie Teppiche, Türschwellen oder elektrische Kabel auf dem Boden entfernen
- Regelmässig Sport treiben: Mit Sport kann man seine Kapazitäten erhalten, mobil bleiben und eine gewisse Muskulatur aufrechterhalten. Er ist ebenfalls wichtig für die Erledigung der täglichen Arbeiten (Einkaufen, Reinigung, Kochen, usw.). Sport ist auch hilfreich für ein Maximum an Autonomie und ein gutes Gleichgewicht. Um in Form zu bleiben, sind sportliche Tätigkeiten wie Laufen oder Gleichgewichtsübungen (Broschüre auf Französisch) sehr nützlich. Sie können zudem von den meisten Personen ausgeübt werden.
- Geeignete Schuhe anziehen (Broschüre auf Französisch): Es ist wichtig, Schuhe zu benutzen, die hinten geschlossen sind, auch wenn sie schwieriger anzuziehen sind. Mit Schuhen, die hinten offen sind, tendiert man eher zum Nachschleppen der Füsse. Wenn Sie Schwierigkeiten haben, Ihre Socken oder Schuhe anzuziehen, wird die Sitzposition empfohlen, um die Sturzgefahr zu verringern. Auch die Verwendung eines Schuhlöffels oder eines Sockeneinfädlers kann eine große Hilfe sein. Rutschfeste Socken sollten vermieden werden.
- Laufhilfen wie Stöcke, Gehgestelle, Rollator, einen einfachen Stock oder einen Gehstock benutzen. Diese Hilfen müssen an die Person angepasst sein.
- An die Sehstärke angepasste Brillen und geeignete Kleider (idealerweise weite und lockere Kleider) tragen
- Auf ärztlichen Rat Kompressionsstrümpfe tragen, um orthostatische Beschwerden und Schwindel zu verhindern
- Eine Überprüfung der Verordnung der Medikamente verlangen, da eine Polymedikation zu Somnolenz und Schwindel führen kann
- Für eine gesunde Ernährung sorgen: Ältere Personen essen manchmal zu wenig, was zu einem Vitaminmangel führen kann, der die Knochen schwächt und das Gleichgewicht stört. Eine Nahrungsbilanz durch eine Ernährungsberaterin kann notwendig sein, um gewisse Mängel zu beheben. Mehr Infos in unsere Broschüre “Unterernährung” (auf Französisch).
- Genügend trinken, besonders im Sommer, um Verwirrungszustände zu verhindern
Zusätzliche Ratschläge finden Sie in der Broschüre «Die Sicherheit zu Hause» (auf Französisch).
Ergotherapie am Spitalzentrum des französischsprachigen Wallis
Die Ergotherapie hilft Personen jeden Alters, die durch eine somatische oder psychische Beeinträchtigung vorübergehend oder dauerhaft in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt sind, eine möglichst grosse Autonomie in ihrem persönlichen, sozialen und beruflichen Leben wiederzufinden.
Im September 2017 ist von Dr. Coutaz eine interdisziplinäre ambulante geriatrische Sprechstunde (auf Französisch) eingeführt worden. Die Patienten werden von ihrem Hausarzt an diese Sprechstunde verwiesen und profitieren von einer lokomotorischen und einer globalen geriatrischen Evaluation durch verschiedene Fachärzte. Dies ermöglicht eine vertiefte Evaluation, mit der ein langer Spitalaufenthalt vermieden werden kann. Diese Sprechstunde findet wöchentlich statt (Tel.: 027 603 04 40).
Ergotherapie am Spitalzentrum Oberwallis : Ergotherapie
Interessiert Sie dieser Artikel? Lesen Sie ebenfalls «Im Alter kognitiv leistungsfähig bleiben».