Der Technische Dienst der Gesundheitsinstitutionen hat eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung von COVID-19: Er stellt den Kolleginnen und Kollegen aus Medizin und Pflege die Infrastruktur zur Verfügung. Sie sollen unter optimalen Bedingungen den Kampf gegen das Coronavirus und für die Versorgung der betroffenen Menschen aufnehmen können. Im Spital ist unter den verschiedenen Berufsgruppen Solidarität gefragt, um für die Herausforderungen dieser schwierigen Zeit gewappnet zu sein.
Informationen aus erster Hand von Pierre-André Debons, Leiter des Technischen Dienstes am Standort Sitten des Spitalzentrums des französischsprachigen Wallis CHVR.
[Lesen Sie auch den Bericht von Dieter Margelist, Leiter des Technischen Dienstes im Spitalzentrum Oberwallis SZO.]
Wie begann die Mission des Technischen Dienstes im Rahmen der Covid-19-Pandemie?
Am 2. März, mit der Ankunft der “Portakabin”-Container, wurde uns klar, dass wir dem Coronavirus nicht entkommen. Die neun Mitarbeitenden des Technischen Dienstes von Sitten haben vieles ausgeklammert, um sich ganz auf die Aufgaben im Zusammenhang mit COVID-19 zu konzentrieren: die Installation der Portakabin-Container als Warteraum sowie einer pädiatrischen und einer Erwachsenen-Screening-Kabine 100 Meter von der Notaufnahme entfernt. Tische, Stühle, Heizung, Strom zum Anschliessen von medizinischen Geräten mussten bereitgestellt werden, um die ersten Patienten mit COVID-19-Symptomen testen zu können. Am darauffolgenden Tag, mit der Ankunft des Zivilschutzes, begann es von Neuem: Wir mussten die Zelte vor dem Eingang der Notaufnahme und des Spitals in Sitten mit Strom versorgen. Der Zivilschutz hatte eine Triage-Aufgabe, um mutmassliche COVID-19-Patienten in die provisorischen Abklärungs-Container zu begleiten. Unnötiger Kontakt mit dem Personal, anderen Patienten und ihren Besuchern sollte so strikt vermieden werden.
Nach dem ersten Ansturm folgte eine ruhigere Phase bis zu den vom Bundesrat Mitte März angekündigten Massnahmen, u.a. dem Besuchsverbot. Der Zugang zum Spital wurde eingeschränkt und systematisch kontrolliert.
Was waren knifflige Aufgaben oder grosse Herausforderungen?
Eingangs muss ich sagen, dass wir im Vergleich zu unseren italienischen Kollegen glücklicherweise zwei Wochen mehr Zeit hatten, um die Pandemie kommen zu sehen und uns vorzubereiten. Im Allgemeinen mussten wir sehr flexibel und verfügbar sein; in einigen Fällen war Improvisationstalent gefragt. Wir mussten bei Arbeiten in Coronavirus-Zonen nicht nur unsere Sicherheit gewährleisten, sondern auch die der Kollegen und Patienten. Es ging darum, rasch viel und diverses Material und Mobiliar für die Abteilungen bereitzustellen: Desinfektionsmittelhalter, Tische, Kleiderständer, Schränke, Regale… Wir erhöhten den Gehalt an flüssigem Sauerstoff im Tank, programmierten die Zugangsberechtigungen auf den Badges, brachten Bodenmarkierungen an, bestellten 50 Schutz-Plexis für die Empfangsschalter und die Cafeterien der Standorte von Monthey bis Siders. Viele der Lieferanten arbeiteten reduziert oder hatten ihre Betriebe geschlossen, so dass wir oft improvisieren mussten.
Wir hielten uns bereit, damit wir schnell und koordiniert auf die Entscheidungen des Krisenstabs des CHVR reagieren konnten und immer noch können, der täglich um 11 Uhr zusammenkommt. Im Hinblick auf Änderungen der Infrastruktur haben wir zwischen Mitte März und Anfang April auf den vier Stockwerken C1-2, F3, H4, G2 in Sitten Bereiche geschaffen und eingerichtet, die für COVID-19-Patienten reserviert sind. Ziel war es, einen grossen Zustrom von Coronavirus-Patienten, die stationär behandelt werden müssen, bewältigen zu können und gleichzeitig ihre Versorgung isoliert von anderen Patienten sicherzustellen.
Um die Kapazität der Intensivstation auf 35 Betten zu erhöhen, requirierten wir den Aufwachraum, vier der sieben Operationssäle in Sitten, fertigten Türe und Trennwände an und installierten diese. Es waren viele Details zu erledigen, wie die Montage von Desinfektionsmittelregalen und die Stromversorgung für den Anschluss der medizinischen Geräte.
Bei den Vorsorgemassnahmen für COVID-19-Patienten mussten die Kollegen auf der Intensivstation aber auch Betten für andere Patienten freihalten. Der Dialysebereich wurde hierfür erweitert.
Die Unterstützung der Armee begann am Wochenende des 21. März. Der Zugang zum Spital Sitten wurde geändert: Abriegelung der Aussenbereiche und Parkmöglichkeiten ausschliesslich im Parkhaus. Die Screening-Tests wurden nun 50 Meter vom Parkhaus entfernt am militärischen Aussenposten durchgeführt.
Gab es einen speziell berührenden Moment in diesen düsteren Wochen?
Der Zusammenhalt zwischen den Kollegen des Technischen Dienstes in Sitten, aber an allen Standorten des CHVR war bemerkenswert: jeder gab sein Bestes. Ein konkretes Beispiel: Wir erfuhren am Freitag 3. April gegen 11.00 Uhr, dass wir die Intensivstation in einem Teil der Dialysestation erweitern mussten. Wir begannen gegen 13.00 Uhr. Der gesamte Technische Dienst war anwesend. Gegen 16.00 Uhr waren die Arbeiten abgeschlossen. Der Technische Dienst arbeitet derzeit wie der TCS zur Ferienzeit.
Abteilungsübergreifend schätzen wir die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Berufsgruppen wie IT, Intensivpflege und OP sehr. Ich würde sagen, die Art und Weise, wie wir die Dinge betrachten, hat sich geändert. Wir sind aufmerksamer füreinander, einfach menschlicher. Hoffen wir, dass dies lange anhält.
Es ist in vielerlei Hinsicht eine emotionale Zeit, wenn wir miterleben, wie unsere Lieben die Krankheit überwinden. Vor einem Monat kannte ich noch keinen Coronavirus-Träger. Heute haben wir alle Bekannte oder Familienmitglieder, die mit der Krankheit konfrontiert waren oder vielleicht sogar verstorben sind.
Abgesehen von Corona-Einsätzen, ist der Alltag «normal» ?
Die tägliche Arbeit des Technischen Dienstes ging oder geht weiter, aber die Zahl der “trivialen” Anrufe ging zurück. Die üblichen Ausfälle traten weiterhin auf, wir gingen nach Dringlichkeit vor. Einige Wartungsarbeiten wurden auf das Krisenende verschoben.
Wir haben die Sicherheitsmassnahmen zum Eigenschutz in der Abteilung verschärft: dreimal täglich werden Geräte, Türgriffe und Werkzeugschränke desinfiziert.
Am Ende der Krise: Welche Aufgaben stehen für den Technischen Dienst an?
Die Rückkehr zum Normalbetrieb müssen wir schnell gewährleisten. Die Operationssäle und alle Abteilungen müssen für den Patientenstrom nach COVID-19 bereit sein. Dies bedingt u.a. Schutzwände und Provisorien abbauen sowie die Suche nach genügend Lagerraum für zukünftige Aktionen dieser Art. Unser Maler wird einige Wände renovieren müssen. Wir werden uns also auch nach der Corona-Krise voll einsetzen müssen.
Von Monthey bis Siders sind die Technischen Dienste stark involviert:
Ein Teil der 48 im französischsprachigen Wallis stationierten Soldaten sowie die 45 Mitarbeiter des Zivilschutzes wurden an den Standorten Malévoz in Monthey, Saint-Amé in Saint-Maurice, Martinach und Siders mit Aufgaben der Patienteneinteilung und Zugangskontrolle betraut.
Um auf eine grosse Welle von Patienten vorbereitet zu sein, wurden an allen Standorten des CHVR Bereiche mit Akutbetten für COVID-19-Patienten reserviert. Dies führte auch zu Patientenverlegungen. “Wir haben eine Pflegestation verlegt, um Platz zu schaffen und die Kinderpsychiatrie von Siders unterzubringen”, erklärt Nicolas Frii, Leiter des Technischen Dienstes im Unterwallis. «Angesichts des erhöhten Bedarf wurde ein Teil der Möbel in unseren Werkstätten hergestellt.» Die Installation der Telefoninfrastruktur für die psychologische Betreuung während der COVID-Pandemie erfolgte ebenfalls durch die Techniker von Malévoz.
Die verschiedenen Teams der Technischen Dienste helfen auch, Informationen und Anweisungen für Personal und Patienten in den Aufzügen, Umkleideräumen, Cafeterien und Eingängen auszuhängen. Sie übernehmen Aufgaben, die nicht unbedingt zu ihrem Pflichtenheft gehören, mit einem gemeinsamen Ziel: so viel wie möglich zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie beizutragen.