Nach der Einführung der Endoskopietechnik für die Bandscheibenvorfälle der Lendenwirbelsäule vor vier Jahren hat die Abteilung Neurochirurgie des Spitalzentrums des französischsprachigen Wallis dieses endoskopische Verfahren auch für die Verengung des Spinalkanals der Lendenwirbelsäule weiterentwickelt.
«Es ist ein Patient, der die Methode zusammengefasst hat», erwähnt PD Dr. Jean-Yves Fournier, Abteilungsleiter Chefarzt der Neurochirurgie im Spitalzentrum des französischsprachigen Wallis. Bei der postoperativen Kontrolle sagte der Patient, der praktisch keine Schmerzen mehr verspürte, zu mir: «Ihre Operation ohne zu öffnen ist genial».
Tatsächlich braucht es nur einen kleinen Hautschnitt, um das Endoskop einzuführen. Es handelt sich dabei um ein stabiles Röhrchen von 15 cm Länge und 10 mm Durchmesser mit einem Arbeitskanal von 5,5 mm, durch den die beleuchteten Instrumente, eine Kamera und ein System mit Wasserspülung eingeführt werden.
Zu wenig Platz für die Nerven
Die Schmerzen in Zusammenhang mit der Verengung des Spinalkanals der Lendenwirbelsäule entstehen, weil die Nerven im verengten Kanal komprimiert werden. Am häufigsten betroffen sind die vierte und fünfte Bandscheibe (siehe Rahmentext «Eine häufige Erkrankung»). «Die Kamera wird ins Innere des Kanals geführt, um das verdickte gelbe Band, das für die Verengung verantwortlich ist, zu entfernen.» Grundsätzlich versuchen die Fachärzte, die Gelenke nicht zu berühren, damit sie die Wirbelsäule nicht destabilisieren und keine Schrauben anbringen müssen. Das gelbe Band hat keine mechanische Funktion. Es dient vor allem als Puffer. Deshalb wird es entfernt, damit die komprimierten Nerven wieder mehr Platz haben.
In anderen chirurgischen Fachgebieten wie der Urologie, der allgemeinen Chirurgie oder der Orthopädie, in der die Arthroskopie seit Jahrzehnten praktisch täglich zum Einsatz gelangt, wird die Endoskopie routinemässig benutzt. Im Bereich der Wirbelsäule ist die Praxis jedoch relativ neu.
Zahlreiche Vorteile, vor allem für die Patientinnen und Patienten
Dr. Jean-Yves Fournier sieht in der Endoskopie nur Vorteile. «Damit kann der verengte Kanal verbreitert werden, ohne die Lendenwirbelmuskulatur zu verletzen. Ausserdem besteht praktisch kein Infektionsrisiko. Gemäss der Literatur liegt es bei 0,001 %. Bei der traditionellen offenen Methode mit dem Mikroskop beträgt es 1–2 %.» Mit dieser Technik ist ausserdem die postoperative Instabilität geringer und es müssen keine Schrauben zur Fixierung der Wirbelsäule eingesetzt werden.
Diese Vorteile kommen vor allem in den sehr positiven Stellungnahmen der Hauptbetroffenen zum Ausdruck. «Die Rückmeldungen unserer Patientinnen und Patienten bestätigen die Effizienz der Technik. Da es nur zu minimalen Schmerzen kommt, kann sehr rasch mobilisiert werden.»
Die Operation selbst kann etwas länger dauern, aber die Patientinnen und Patienten erholen sich viel rascher, auch wenn jede Situation anders ist. «Kein Mensch ist gleich wie der andere», ruft Dr. Fournier in Erinnerung. «Aber im Allgemeinen erholen sich die betroffenen Personen viel rascher. Die Pflegefachfrauen auf der Abteilung sagen mir, dass die Patientinnen und Patienten die Schmerzmittel schon vor dem Spitalaustritt nicht mehr benötigen, und die Physiotherapeutinnen teilen mir mit, dass sie nichts mehr zu tun haben … Und die betroffenen Personen freuen sich, dass sie rasch wieder mobil sind.»
Die Verengung des Spinalkanals der Lendenwirbelsäule: eine häufige Erkrankung
Sowohl bei Männern als auch bei Frauen stellt die Verengung des Spinalkanals der Lendenwirbelsäule eine der häufigsten Erkrankungen dar.
Die Wirbelsäule besteht aus Wirbeln, die den Wirbelkanal mit den Nerven abgrenzen. Der Kanal mit einem Durchmesser von rund 15 mm enthält die Nervenwurzeln. Die Verengung des Spinalkanals der Lendenwirbelsäule tritt häufig auf der Höhe der letzten Lendenwirbel auf. Im Allgemeinen handelt es sich um eine natürliche Abnutzung, unter anderem um Arthrose, die mit zunehmendem Alter entsteht.
«Die Kompression der Nerven im Lendenwirbelkanal erklärt die in die Beine ausstrahlenden Schmerzen (Ischias) oder die Probleme beim Laufen», erwähnt PD Dr. Jean-Yves Fournier, Abteilungsleiter Chefarzt der Neurochirurgie im Spitalzentrum des französischsprachigen Wallis. «Man spricht oft von der “Schaufensterkrankheit”, um die Schmerzen in den Beinen zu beschreiben, die beim Laufen nach kurzer Zeit entstehen und die Leute dazu zwingen, eine Bank zu suchen, um sich zu setzen.»
Die minimalinvasive chirurgische Lösung «ohne zu öffnen» kumuliert zahlreiche Vorteile:
- keine Blutungen, da die Muskeln nicht durchtrennt werden, was die postoperativen Schmerzen bedeutend reduziert
- praktisch kein Infektionsrisiko
- eine minimale Narbe nicht nur auf der Hauf, sondern auch in der Tiefe rund um den Nerv
- die Person kann ihre übliche Tätigkeit viel rascher wieder ausführen als nach einer traditionellen «offenen» Operation.
Ein in der Technik der Endoskopie umfassend ausgebildetes Team
Es ist in der Schweiz einmalig, dass ein gesamtes Team (hier fünf Chirurgen von PD Dr. Fournier) für die Behandlung der Verengung des Spinalkanals der Lendenwirbelsäule in der Technik der Endoskopie «ohne zu öffnen» ausgebildet ist. Das Team bildet auch andere Neurochirurgen in unserem Land aus.
Die Fachärzte benutzen ebenfalls einen Simulator, der es ermöglicht, die Übungen zu wiederholen, verschiedene Parameter zu messen und die Interventionszeiten zu vergleichen.
Zusätzliche Informationen:
- Sendung CQDF vom 16. April 2024 (Audio-Podcast)
https://www.rts.ch/audio-podcast/2024/audio/la-chirurgie-par-endoscopie-pour-soigner-le-canal-lombaire-etroit-28471131.html - Website der Abteilung Neurochirurgie des Spital Wallis
https://www.hopitalduvalais.ch/disciplines-medicales/disciplines-de-a-a-z/neurochirurgie