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Burn-out: wenn die Batterien leer sind

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Man nimmt an, dass in der Schweiz jede fünfte Person im Verlauf ihres Lebens aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit einen bedeutenden Stress empfindet. Dieser Stress kann manchmal so stark sein, dass er zu einem Burn-out führt. Deshalb muss unbedingt auf die ersten Alarmzeichen geachtet werden.
Frau Dr. Sophie Rusca, Chefärztin der Abteilung Arbeitsmedizin im Spital Wallis, informiert uns über dieses berufliche Erschöpfungssyndrom.

Was ist ein Burn-out?

Ein Burn-out kann mit folgender Vorstellung verglichen werden:

Dr. Sophie Rusca,
Chefärztin der Abteilung Arbeitsmedizin im Spital Wallis

«Ein Gebäude, das im Inneren verbrannt ist, dessen Mauern jedoch noch stehen».

Dieses Syndrom wird oft definiert als eine Triade, zusammengesetzt aus emotionaler Erschöpfung, Depersonalisierung und geringer Selbstverwirklichung, überwiegend in Verbindung mit der beruflichen Tätigkeit.

Es handelt sich um eine Aufwärtsspirale: man wendet immer mehr Energie für die berufliche Tätigkeit auf, man setzt sich sehr schwer zu erreichende Ziele, um einen gewissen Grad der Selbstverwirklichung zu erreichen. Es handelt sich um eine Krise des Idealbilds. Die betroffene Person reibt sich nach und nach auf, weil ihr Streben nach Erfolg nicht mit der Realität der Berufswelt übereinstimmt.

Welches sind die beruflichen Risikofaktoren?

Bei einer Mehrheit der betroffenen Personen sind folgende Faktoren anzutreffen:

  • Arbeitsüberlastung
  • Wenig Anerkennung durch Kollegen und Verantwortliche
  • Schlechtes Arbeitsklima
  • Wenig Autonomie, wenig Einfluss auf berufliche Entscheidungen und oft unverstandene Strategien
  • Diskrepanz zwischen persönlichen Wertvorstellungen und Wertvorstellungen des Unternehmens

Gibt es bestimmte Risikopersonen?

Gewisse Studien haben sich mit persönlichen Faktoren beschäftigt, die zur beruflichen Erschöpfung beitragen könnten. Der Einfluss des ausserberuflichen Umfelds ist nicht abzustreiten: dieses kann die Grundlage für eine stärkere Neigung zu einem Burn-out bilden.
Folgende Elemente können dabei eine Rolle spielen:

  • Hohe Anforderungen an sich selbst, Perfektionismus
  • Übermässiger Arbeitseinsatz
  • Schwierigkeiten, das Privatleben vom Berufsleben abzugrenzen
  • Selbstwertgefühl eng verbunden mit Berufserfolg

Welches sind die Symptome des Burn-outs?

Die Symptome einer beruflichen Überforderung sind sehr vielfältig. Die häufigsten sind:

  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, häufiges Vergessen
  • Leistungsabbau
  • Fehlende Energie, grosse Müdigkeit, Reizbarkeit
  • Verleugnen der Arbeitsüberlastung, des Unvermögens, die Arbeiten auszuführen
  • Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen und Verspannungen

Trotz dieser Warnsignale bemüht sich die betroffene Person, den beruflichen Anforderungen bis zur völligen Erschöpfung zu genügen.

Auf dem Weg zum Burn-out ist die Arbeit zum einzigen Lebenszweck geworden, was zu einem übermässigen Arbeitseinsatz führt. Man wird intolerant gegenüber den anderen und anspruchsvoll gegenüber sich selbst, man zieht sich zurück. Man verzichtet auf seine Hobbys und auf soziale Kontakte, um mehr Zeit für die Arbeit zur Verfügung zu haben. Alles, was einen daran hindert, sich vollständig der Arbeit zu widmen, gerät in den Hintergrund. Dieses Verleugnen der Überforderung und des Leidens ist ebenfalls eine Charakteristik des Burn-outs.

Wenn man sich in dieser Spirale befindet, sind die Angehörigen oft die ersten, die feststellen, dass etwas nicht stimmt. Deshalb ist es wichtig, darauf zu achten, was uns unser Umfeld mitteilt.

Wie sieht die Behandlung aus?

Man muss sich erholen und das berufliche Umfeld während einer gewissen Zeit verlassen. Manchmal können zu Beginn Medikamente verschrieben werden, um wieder schlafen zu können und die Angstzustände zu lindern. Allerdings zeigen nur wenige Studien den Nutzen einer längeren Medikation. Klassischerweise benötigt man 6 Monate, um sich von einer beruflichen Erschöpfung zu erholen.

Die Unterstützung der Angehörigen, der Kollegen und der Vorgesetzten ist für den Heilungsprozess wichtig. Es kann zweckdienlich sein, mit dem Arbeitgeber zu diskutieren, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, falls diese zur Erkrankung geführt haben.

In gewissen Fällen ist die Hilfe eines Psychologen notwendig, um über seine eigene Arbeit nachdenken zu können: eine Selbstbetrachtung kann sinnvoll sein, bevor wieder eine berufliche Tätigkeit aufgenommen wird. Die Frage: «Wie sieht mein Verhältnis zur Arbeit aus?» ermöglicht, wieder ein Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Lebensbereichen (Familie, Freunde, Arbeit, Hobbys, usw.) zu finden.

Können alle gleichermassen von einem Burn-out betroffen sein?

Historisch gesehen sind die Berufe am meisten exponiert, die einen grossen emotionalen Einsatz verlangen, die einem erhöhten Stress und einem starken Druck ausgesetzt sind.

Die Pflegeberufe entsprechen zum Beispiel diesen Kriterien. Charakteristisch sind die schwierigen Arbeitszeiten, die Konfrontation mit Leiden und Tod, die Furcht vor einem medizinischen Fehler, die administrative Überlastung und die fehlende Anerkennung.

Was kann der Arbeitgeber tun, um einem Burn-out vorzubeugen?

Um die Gesundheit seiner Mitarbeitenden zu erhalten, muss ein Arbeitgeber folgende Punkte beachten:

  • Die Arbeitszeit seiner Angestellten überwachen
  • Bei Angestellten, die spät abends noch arbeiten, nicht die Augen verschliessen. Klare Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben ziehen
  • Keine unverhältnismässige Arbeitsbelastung zulassen, die Ressourcen an die Projekte anpassen
  • Kontrollieren, dass die Angestellten ihre Ferien regelmässig beziehen, die Folgen einer Anhäufung vermeiden
  • Konkurrenzsituationen zwischen den Personen vermeiden
  • Die Arbeit der Angestellten anerkennen und ihnen danken
  • Die Unvollkommenheit der Angestellten akzeptieren, ein wohlwollendes Management betreiben

Verfolgen Sie das Interview mit Frau Dr. Sophie Rusca betreffend das Burn-out auf Kanal9  (auf Französisch).

Die Abteilung Arbeitsmedizin
Die Hauptaufgabe der Abteilung Arbeitsmedizin ist die Gewährleistung der Sicherheit am Arbeitsplatz und das Bewahren der psychischen und physischen Gesundheit der Mitarbeitenden. Dazu verfügt die Abteilung über die Kompetenzen von Fachärzten in Arbeitshygiene und Arbeitsmedizin, deren Auftrag darin besteht, Arbeitgeber und Angestellte in Fragen der Gesundheit und der Sicherheit zu beraten.
Bei der Anstellung ermöglicht die ärztliche Untersuchung, die Eignung der Personen für einen bestimmten Arbeitsplatz zu ermitteln: der Gesundheitszustand, die Arbeitsumgebung und -organisation sowie die Art der Arbeit sind Kriterien, welche für die Übereinstimmung zwischen der Stelle und der Person zu gewichten sind.
Prioritär wird die Stelle an die Person angepasst und nicht umgekehrt!

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Über den Autor/die Autorin

Jessica Salamin

Collaboratrice communication - Spécialisée médias sociaux

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