Medizin & Pflege

Empfangs-Pflegefachkraft: erste Anlaufstelle auf dem Notfall

«Durch Überlegen erkennen wir, was zu tun ist, und durch Ausbildung, wie es zu tun ist.» So brachte es Florence Nightingale, Begründerin der modernen Krankenpflege, im Jahr 1892 auf den Punkt.

Und weiter: «Ausbildung und Erfahrung lehren uns, wie und was zu beobachten und zu überlegen ist.» Daran orientiert sich die Pflege auch heute noch, insbesondere in der Notfallaufnahme.

Schritt für Schritt

Eine solide Pflege-Grundausbildung ist das A und O. «Genauso wichtig ist aber die in den verschiedenen Bereichen gesammelte Erfahrung sowie die Fort- und Weiterbildung, z. B. ein Diploma of Advanced Studies in Notfallpflege, welches berufsbegleitend über einen Zeitraum von zwei Jahren erlangt wird», erklärt Séverine Charbonnet-Lusson, Abteilungsleiterin Pflege auf dem Notfall des Spitalzentrums des französischsprachigen Wallis (CHVR).

Der Werdegang einer Pflegefachperson auf dem Notfall des CHVR gliedert sich in zwei Schritte.

  1. Schritt: Abläufe der Notfallstation verstehen und die vielfältigen Pflegehandlungen, die es auf dem Notfall im fachübergreifenden Team auszuführen gilt, kennenlernen. Hier wird die Erfahrung auf- und ausgebaut und das situationsgerechte Denken und Handeln im multidisziplinären Umfeld vermittelt.
  2. Schritt: Je nach bereits bestehender Erfahrung erfolgt die Weiterbildung zur Empfangs-Pflegefachkraft.

Dabei handelt es sich um eine Schlüsselstelle innerhalb der Notfallabteilung. «Die Aufgaben der Empfangs-Pflegefachkraft erfordern sowohl Fach- als auch Sozialkompetenzen. Eine breit gefächerte Berufserfahrung ist empfehlenswert. Einerseits ist Organisationsgeschick gefragt, andererseits aber auch Fingerfertigkeit für die vorzunehmenden Pflegehandlungen. Nicht zuletzt sind eine gute Beobachtungsgabe und analytisches Denken gefragt, wenn es um die Erfassung der Daten geht. Und man sollte gut zuhören können und stressresistent sein, um mit den vielen unvorhergesehenen Situationen, die sich auf dem Notfall ergeben, umzugehen.»

Der Pflegeberuf hat in den letzten 200 Jahren eine rasante Entwicklung durchgemacht, aber eine solide Bildungsbasis fürs ganze Berufsleben ist nach wie vor unverzichtbar.


Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2020 zum internationalen Jahr der Pflegefachpersonen und Hebammen ausgerufen.

«Hebammen und Pflegefachpersonen spielen eine zentrale Rolle bei der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen », schreibt die WHO. «Sie widmen sich der Pflege von Müttern und Kindern, retten Leben durch Beratung und Impfung, kümmern sich um Senioren und erfüllen Tag für Tag grundlegende Gesundheitsbedürfnisse.»

Dies gilt nicht nur in unseren Breitengraden, sondern besonders auch in Gebieten mit lückenhafter Gesundheitsversorgung, wo sie oft die ersten und einzigen erreichbaren Gesundheitsfachpersonen sind.

Pflegefachpersonen und Hebammen sind das Rückgrat des gesamten Gesundheitssystems. Daher rief Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO, kürzlich alle Länder dazu auf, die Ausbildung von Pflegefachpersonen und Hebammen zu fördern.

Weitere Informationen zum internationalen Jahr der Pflegefachpersonen und Hebammen der WHO finden Sie auf:
Year of the Nurse and the Midwife 2020 (nicht auf Deutsch verfügbar).

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Über den Autor/die Autorin

Joakim Faiss

Journaliste - Collaborateur spécialisé en communication

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