Vier Neurochirurgen haben an einem Simulationskurs teilgenommen, damit sie bei gewissen Indikationen zwei neue Techniken einsetzen können.
Dr. Jean-Yves Fournier, der vor kurzem zum Chefarzt der Abteilung Neurochirurgie des Spitals Sitten ernannt worden ist, hat diesen Kurs initiiert. «Es handelt sich um einen Kurs, in dem die Operationen des lumbalen Bandscheibenvorfalls mit einem Endoskop und durch den Verschluss des Faserrings an einem sehr realistischen anatomischen Modell geübt werden können. Diese Methoden reduzieren das Risiko eines Rückfalls und werden Patienten angeboten, die gewisse Kriterien erfüllen», erläutert er.
Zwei Techniken ermöglichen eine deutliche Verbesserung des Komforts für den Patienten
- Endoskopische Sequestrektomie: diese Technik ermöglicht dank des Endoskops die Beseitigung des Bandscheibenvorfalls mit einem Hautschnitt von weniger als 10mm. So empfindet der Patient nach der Operation weniger Schmerzen, die Genesungszeit ist kürzer und die Narbe ist praktisch nicht sichtbar. Aber das ist nicht das Wichtigste: mit dieser Technik wird die Vernarbungsreaktion reduziert und das Infektionsrisiko sinkt praktisch auf null.
- Einsetzen eines Implantats zur Stärkung des Schwachpunktes der äusseren Hülle, die Faserring genannt wird: die Bandscheibe ist durch eine Schwachstelle oder einen Riss des Faserrings ausgetreten. Im sogenannten «Barricaid-Verfahren» wird der Riss im Faserring durch das Einsetzen eines Implantats geschlossen und das Rückfallrisiko kann um die Hälfte reduziert werden. Dieses Implantat verstärkt die geschwächte Zone.
Auch wenn diese beiden Techniken für die Patienten zahlreiche Vorteile bieten, werden sie noch selten eingesetzt, da sie einen grossen Nachteil aufweisen: der erfolgreiche Einsatz dieser Methoden erfordert sehr viel Übung. «Wenn diese Techniken ohne Unterstützung erlernt werden, benötigt man über dreissig Operationen, um sie zu beherrschen. Mit einem Experten sind immer noch mindestens fünfzehn Operationen nötig. Mit der Technik, die ich vorschlage, benötigen die Neurochirurgen weniger als 10 Interventionen unter Supervision, um diese Methoden zu beherrschen. Das bedeutet einen enormen Zeitgewinn», erklärt Dr. Fournier.
Simulation der Intervention mit Lumbalendoskopie
«Die Lernkurve für diese Techniken kann mit der Aufteilung gewisser Lernelemente verbessert werden. Vorerst wurden in drei Kursen die notwendigen theoretischen Kenntnisse erworben. Anschliessend war ein Tag dem praktischen Üben der Handgriffe an einem sehr realistischen Modell gewidmet. Abschliessend absolvieren die Neurochirurgen innerhalb von 2 bis 3 Monaten einen Trainingskurs an Anatomieleichen», präzisiert Dr. Fournier.
Interview von Dr. Jean-Yves Fournier (auf Französisch)
Zur Erinnerung: was ist ein Bandscheibenvorfall?
Die Wirbelsäule besteht aus 24 Wirbeln, die durch eine Bandscheibe voneinander getrennt sind. Diese Bandscheiben bestehen aus einem faserförmigen und soliden Bindegewebe mit einem Gallertkern, der von einem Faserring umgeben ist. Sie ermöglichen die Flexibilität und die Mobilität der Wirbelsäule und dienen gleichzeitig als Stossdämpfer. Sie können jedoch geschwächt werden und ein Teil des Gallertkerns kann über eine Schwachstelle oder einen Riss aus dem Faserring austreten. Dann spricht man von einem Bandscheibenvorfall. Die Bandscheiben sind für eine relativ kurze Lebenszeit programmiert und beginnen ab dem Alter von 30 Jahren, Feuchtigkeit zu verlieren.
Es handelt sich um eine degenerative Erkrankung. Mit dem Alter werden die Menschen kleiner, weil die Bandscheiben weniger Feuchtigkeit enthalten.
Aus welchen Gründen kann es zu einem Bandscheibenvorfall kommen?
- Vererbung: gewisse Familien sind anfälliger für Bandscheibenvorfälle
- Übergewicht
- Schwangerschaft (Übergewicht)
- Alter und Geschlecht: das Risiko für einen Bandscheibenvorfall ist bei Männern im Alter zwischen 35 und 55 Jahren grösser
- Wiederholte Vernachlässigung des Rückens
- Eine ungeeignete Bewegung: zum Beispiel Hochheben einer schweren Last. Das ist ein auslösender Faktor, aber nicht wirklich eine Ursache.
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