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Ich nehme Nahrungsergänzungsmittel. Ist das wirklich gut für meine Gesundheit?

Um die Gesundheit zu erhalten oder einen vermeintlichen Mangel an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Aminosäuren, Fettsäuren… zu kompensieren, nimmt in der Schweiz jede dritte Person Nahrungsergänzungsmittel zu sich. Am häufigsten werden diese Ergänzungsmittel von Frauen konsumiert, die oft über eine höhere Berufsbildung verfügen und besonders um ihre Gesundheit besorgt sind.

«Obwohl die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln im Allgemeinen keine schädigenden Folgen hat, kann es in gewissen Fällen doch zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen kommen», informiert Prof. Daniel Teta, Chefarzt und Leiter der Abteilung Nephrologie. «Es sind Komplikationen wie Hepatitis, Muskelzerfall (Rhabdomyolyse) oder Niereninsuffizienz nachgewiesen worden. Allerdings fehlt gegenwärtig ein prospektives Register, in dem die Komplikationen aufgrund der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln eingetragen wären. Im Allgemeinen ist die Markteinführung von Nahrungsergänzungsmitteln nicht seriös geregelt, im Gegensatz zum Beispiel mit SwissMedic für die Medikamente. Die Ergänzungsmittel sind ohne Verordnung in Apotheken/Drogerien/Supermärkten und im Internet erhältlich», fügt er hinzu.

Manchmal können diese Nahrungergänzungsmittel gefährlich sein

Prof. Daniel Teta, Chefarzt und Leiter der Abteilung Nephrologie, CHVR

Es muss betont werden, dass eine Person, die sich bei guter Gesundheit befindet und sich ausgewogen ernährt, keinen Grund hat, Nahrungsergänzungsmittel zu sich zu nehmen. Und wenn sie trotzdem solche Mittel konsumiert, sollte die Dosis die empfohlene tägliche Zugabemenge nicht überschreiten. Mit den in den Supermärkten verkauften Präparaten ist es bei längerer Einnahme möglich, toxische Mengen zu erreichen.

Vitamin C, eines der meistverkauften Ergänzungsmittel, gilt zum Beispiel häufig als gesundheitsfördernd (Grippeprävention während des Winters, …). Dieses Vitamin kann jedoch der Gesundheit schaden, wenn die tägliche Dosis über längere Zeit 1g übersteigt. Der tägliche Bedarf liegt nämlich bei 75 mg für eine Frau und bei 90 mg für einen Mann. Ein chronischer Missbrauch kann bei anfälligen Personen zu einer Nierentoxizität in Form von chronischer Niereninsuffizienz und Nierensteinen führen.

Zusätzlich zur Gefährdung bei einem missbräuchlichen Konsum sind manche Arten von Nahrungsergänzungsmitteln bei gewissen Personen kontraindiziert. Prof. Teta erklärt: «Bei der Nephrologie-Sprechstunde stellte ich bei Patienten auch schon eine plötzliche Verschlechterung der  Nierenfunktion fest, ohne dass ich dafür eine präzise Erklärung hatte. Nach einer vertieften Befragung und einigen Untersuchungen fand ich heraus, dass sie proteinhaltige Nahrungsergänzungsmittel oder Tee auf der Grundlage von toxischen Pflanzen eingenommen hatten, die in ihrem Fall kontraindiziert waren. Leider stellen nur wenige Patienten ihrem Arzt Fragen in Bezug auf Nahrungsergänzungsmittel, weil sie der Ansicht sind, dass sie positive Auswirkungen haben und unschädlich sind. Sie können problemlos ohne irgendeine Kontrolle und ohne ärztliche Stellungnahme gekauft werden.

Manchmal sind sie zur Kompensation eines Mangels wirksam

In spezifischen Fällen oder in gewissen Lebensabschnitten wirken sich Nahrungsergänzungsmittel positiv aus. Hier folgen einige Beispiele:

  • Wunsch nach Schwangerschaft oder Schwangerschaft: die Einnahme von Folsäure kann schweren angeborenen Fehlbildungen wie Spina bifida vorbeugen, die im Verlauf der ersten Schwangerschaftswochen auftreten können.
  • Vegetarier und Veganer: obwohl diese Personen im Allgemeinen ein Leben führen, das der Gesundheit förderlich ist, und diese Ernährungsweise für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs von Vorteil sind, können bei ihnen doch Mangelerscheinungen von Elementen wie Vitamin B12 oder Aminosäuren auftreten, die im Fleisch vorhanden sind.
  • Personen, die in Regionen mit wenig Sonne leben oder deren Haut überwiegend bedeckt ist: als Ergänzung kann Vitamin D einen Mangel aufgrund fehlender Sonneneinstrahlung kompensieren.
  • Spitzensportler mit sehr intensiver körperlicher Tätigkeit: der Bedarf an Kalorien, Mineralstoffen und Spurenelementen ist grösser. In dieser Situation können sich Nahrungsergänzungsmittel als nützlich erweisen.
  • Kinder: in Zeiten starken Wachstums kann gewissen Kindern Vitamin D oder Kalzium fehlen.
  • Ältere Menschen: aufgrund der oft ungenügenden Nahrungsaufnahme ist bei den Senioren häufig ein Mangel an Kalzium und an Vitaminen, insbesondere an Vitaminen D und B12, zu beobachten.
  • Krankheit und längerer Spitalaufenthalt mit Mangelernährung: oft ist ein Mangel an Vitaminen (zum Beispiel Vitamine B6, B9 und B12) und an Spurenelementen festzustellen.
  • Personen mit sehr strenger kalorienarmer Diät: es besteht die Möglichkeit eines Mangels an Vitaminen und Spurenelementen.

Fragen Sie Ihren Arzt

«Um mögliche Kontraindikationen für die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln zu erkennen, muss man mit seinem Arzt darüber sprechen. Mit einer einfachen klinischen Evaluation und einer Blutentnahme kann der Arzt überprüfen, ob ein Mangel an Spurenelementen, Elektrolyten, Mineralstoffen oder Vitaminen vorliegt und diesen Mangel gezielt beheben», erläutert Prof. Teta abschliessend.

Für eine gute Gesundheit geht nichts über eine ausgewogene Ernährung!


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Über den Autor/die Autorin

Jessica Salamin

Collaboratrice communication - Spécialisée médias sociaux

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