Pflegefachfrau in Neonatologie und Stillberaterin für die Pools Kind und Gynäkologie-Geburtshilfe im Spital Sitten, Frau Ariane Bender-Moix und ihre Kolleginen, Séverine Duc, Florence Baillifard-Fellay und Madeleine Fournier helfen den Müttern, ihr Kind in aller Ruhe zu stillen. Sie beantworten uns einige Fragen zum Thema Stillen.
Wie wird Stillen im Spital betreut?
Auf der Geburtsabteilung von Sitten sind im Jahr 2006 Richtlinien ausgearbeitet worden, um das Stillen zu fördern und ein möglichst einheitliches Vorgehen der Pflegepersonen zu ermöglichen. Seit 2021 werden zwei Tage pro Woche eine neue Stillsprechstunde angeboten. Eine Stillberaterin besucht die Mütter und gibt ihnen Ratschläge zum Thema Stillen.
Die Stillsprechstunde hilft den Müttern:
- Durchführung des Stillprojekts
- dem Baby ein gutes Fassen der Brust zu ermöglichen
- die richtigen Stellungen zum Stillen zu finden
- die Zeichen zu erkennen, wenn das Baby Hunger hat
- die Brust zu pflegen
- gegen Verstopfung vorzugehen
- die Brustmassage zu erlernen (Lockerung, Erleichterung des Milchausstosses, usw.)
Welche Vorteile besitzt die Muttermilch?
- besser an die Bedürfnisse des Babys angepasst und besser verdaubar
- enthält Antikörper, welche das Neugeborene vor Infektionen schützen
- ermöglicht eine gute Entwicklung des Gehirns
- hilft beim Aufbau einer guten Beziehung Mutter – Kind
- Vorteil für die Mutter: bessere Erholung der Gebärmutter nach der Geburt, geringeres Risiko für Brust- und Gebärmutterkrebs
Mit welcher Methode kann erfolgreich gestillt werden?
Stillen ist keine exakte Wissenschaft. Es gibt nicht auf jedes Problem eine präzise Antwort. Deshalb sind die Mütter oft verunsichert, wenn sie unterschiedliche Meinungen hören. Bis das Stillen funktioniert, kann eine gewisse Zeit vergehen, denn das Baby und die Mutter müssen ihren Weg finden.
Das Ansetzen an die Brust innerhalb einer Stunde nach der Geburt ist sehr wichtig. Zu diesem Zeitpunkt ist das Baby wach und verfügt über den Saugreflex. Diese Etappe ist deshalb für das Einschiessen der Milch und den Kontakt mit der Mutter wichtig. Anschliessend sollte das Baby so oft wie möglich an die Brust angesetzt werden, wenn es saugen möchte, damit die Brust gefüllt wird.
Welche Position sollte eingenommen werden?
Es gibt verschiedene Positionen, die zum Stillen geeignet sind. Mutter und Baby müssen sich, Bauch an Bauch, in einer komfortablen Stellung befinden. Der Kopf des Babys muss gegenüber der Brust positioniert sein. Im Idealfall befinden sich Kopf, Schulter und Hüfte auf einer Linie.
Kann man schmerzende Brustwarzen verhindern?
Schmerzende Brustwarzen sind zu Beginn des Stillens ein sehr häufig anzutreffendes Problem. Die Brustwarzen werden sehr sensibel, manchmal sogar bereits vor der Geburt. Es gibt keine Wunderlösung. Das regelmässige Wechseln der Stillposition und das gute Fassen der Brust durch das Baby sind zwei Techniken, mit denen schmerzende Brustwarzen verhindert werden können. Das Baby muss den Warzenhof und nicht nur die Warze fassen. Damit kann das Risiko von Entzündungen und Rissen reduziert werden. Es wird auch empfohlen, darauf zu achten, dass das Baby richtig saugt und die Brust nicht zum Nuckeln braucht.
Wie können schmerzende Brustwarzen gepflegt werden?
Sobald die ersten Schmerzen/Rötungen auftauchen, müssen die Brustwarzen gepflegt werden, damit sich der Zustand nicht verschlimmert. Diese Tipps können Ihnen dabei helfen:
- Lanolin-Creme: hilft, Schmerzen und Rötungen zu lindern
- Kompressen mit Salbeitee: hemmen Entzündungen
- Schalen aus Silber und Muscheln: Silber und Perlmutter haben eine narbenfördernde Wirkung
- Ein Tropfen Muttermilch: mit ihrer feuchtigkeitsspendenden Eigenschaft können Schmerzen gelindert werden. Während der ersten Tage ist es schwierig, Milchtropfen zu erhalten, denn zu Beginn wird Vormilch (Kolostrum) produziert.
Wie weiss man, ob man genug Milch hat?
Ein Baby, das genug Milch gesogen hat, ist nach dem Stillen zufrieden, sein Körper ist entspannt und es scheint satt zu sein. Es nässt 6 bis 8 Windeln. Sein Urin ist klar und geruchlos. Das Baby hat 1 bis 3 Stuhlgänge pro Tag. Ein Kind mit einem normalen Wachstum reagiert auf seine Umgebung, ist lebhaft und aktiv.
Es sollte zwischen 25 und 30 g pro Tag zunehmen, wobei die Babys in den ersten Tagen Gewicht verlieren. Bei der Geburt hat der Magen des Babys die Grösse einer Kirsche. Deshalb muss es häufig kleine Mengen Milch saugen können.
Muss man gewisse Nahrungsmittel vermeiden?
Die Mutter sollte sich gesund und abwechslungsreich ernähren. Sie kann alles essen. Gewisse Nahrungsmittel (wie Kohl, Bohnen, frische Fruchtsäfte, usw.) können Koliken verursachen. Dies ist jedoch bei jedem Baby anders. Es wird eher empfohlen, das Verhalten des Babys zu beobachten. Wenn es Verdauungsprobleme hat, sollte man die Nahrungsmittel analysieren, die man gegessen hat, und diese während des Zeitraums des Stillens vermeiden.
Das Fruchtwasser übernimmt den Geschmack der gegessenen Nahrungsmittel. Das Baby hat sich also bereits während der Schwangerschaft an die Nahrung der Mutter gewöhnt. Die Tatsache, dass die Muttermilch ihren Geschmack verändert, bereitet das Baby auf die Diversifizierung der Nahrung vor.
Wie soll man Abstillen?
Die WHO empfiehlt, während sechs Monaten ausschliesslich zu Stillen. Danach ist es möglich, die Nahrung langsam und schrittweise zu diversifizieren und das Stillen zu reduzieren. Der Rückgang der Nachfrage reduziert die Milchproduktion.
Es gibt keine Altersbegrenzung für das Stillen des Babys. Idealerweise berücksichtigt man für das Abstillen die Gefühle der Mutter und die des Kindes!
Haben Sie andere Fragen? Zögern Sie nicht, diese im Kommentar zu stellen.
Artikel am 13.07.2021 aktualisiert