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Ein Simulationszentrum im Spital: eine grosse Bereicherung

Centre de simulation Sierre

Simulationspuppen, kritische Situationen, Rollenspiele, … die medizinische Simulation ist zu einer unerlässlichen Praxis geworden, um gewisse Handgriffe zu erlernen und in aussergewöhnlichen Situationen bestmöglich zu reagieren. Deshalb war die Eröffnung eines Simulationszentrums im Spital Wallis (französischsprachiger Teil) für die Initianten eine Selbstverständlichkeit. Mit Dr. Christian Balmer, Schulungsexperte in Simulation und Leitender Arzt der Abteilung Anästhesie im Spital Sitten, tauchen wir anlässlich eines für die Abteilung Anästhesie organisierten Schulungstags in dieses aussergewöhnliche Szenario ein.

Was ist eine medizinische Simulation ?

Die medizinische Schulung durch Simulation ist ein pädagogisches Mittel, mit dem die täglichen Herausforderungen reproduziert werden, um konkrete und umsetzbare Lösungen anzubieten. Dabei werden Schulungsmittel wie Simulationspuppen, Simulationspatienten und virtuelle Technologie eingesetzt. Betreut wird die Schulung von Experten, die auf diesem Gebiet ausgebildet sind. Die Simulation ermöglicht den Pflegenden zu üben, zu trainieren, immer wieder neu zu beginnen, und so schliesslich spezifische Kompetenzen (im technischen oder zwischenmenschlichen Bereich) zu erwerben, bevor sie einen richtigen Patienten betreuen. Diese Schulung vermittelt Sicherheit beim Lernen und ermöglicht den individuellen oder gemeinsamen Fortschritt zum Nutzen des Patienten. Es geht darum, gemeinsam zu lernen, um gemeinsam zu pflegen.

Die Schulung durch Simulation ist eine der wichtigen Säulen, die es unseren Teams ermöglicht, jederzeit für unsere komplexe Tätigkeit bereit zu sein.

Mit Dr. Christian Balmer, Schulungsexperte in Simulation und Leitender Arzt der Abteilung Anästhesie im Spital Sitten

Konkret ermöglicht die medizinische Simulation, das klinische Denken, eine zwischenmenschliche Interaktion oder ein therapeutisches Verfahren zu simulieren. Es ist zum Beispiel möglich, in komplexen klinischen Situationen, an denen mehrere Fachrichtungen (Notfallstation/Chirurgie/Anästhesie/Radiologie/Intensivpflege) beteiligt sind, an der Kommunikation und Koordination zu arbeiten. Man kann die Pflegenden auch mit seltenen, aber potenziell lebensgefährdenden Situationen konfrontieren und sie so darauf vorbereiten, auf optimale und koordinierte Art und Weise zu reagieren, um die künftige Entwicklung des Patienten zu verbessern.

Weshalb ist beschlossen worden, ein Simulationszentrum zu eröffnen?

Weil ein Simulationszentrum ermöglicht:

  • die Pflegequalität zu fördern,
  • zu garantieren, dass unsere Teams jederzeit bereit sind,die täglichen Herausforderungen im Spital zu meistern,
  • in einer medizinischen Welt, die sich ständig verändert, ein hohes Kompetenzniveauaufrechtzuerhalten,
  • unter den Pflegenden einen Zusammenhalt zu schaffen (unentbehrliches Element für eine gute Koordination bei der Versorgung unserer Patienten),
  • mit der Schulung durch medizinische Simulation der Attraktivität unseres Spitalseine neue Dimension zu verleihen.

Das Spital Wallis muss in dieser pädagogischen Entwicklung eine Schlüsselposition einnehmen.

Wie sehen die Vorteile aus?

Die medizinische Simulation generiert durch die Analyse des Individual- und Teamverhaltens nicht nur Wissen, sondern auch technisches Können, Kommunikations- und Interaktionsfähigkeiten in der Gruppe. Es handelt sich um den Transfer von theoretischen Kenntnissen in die alltägliche Praxis.

Dieser Lernprozess findet in einem Umfeld statt, das eine psychologische Sicherheit bietet. Vertrauen, Neugierde und gegenseitiger Respekt sind Schlüsselelemente dieser psychologischen Sicherheit. Diese Lernumgebung ermöglicht den Pflegenden, Risiken einzugehen, aus ihrer Komfortzone zu treten, ihre Praxis in Frage zu stellen und Unstimmigkeiten in Stärke zu transformieren. Diese Möglichkeiten fördern den Lernprozess. Im Rahmen der Simulation ist es möglich, sich zu irren und aus seinen Fehlern zu lernen. Dieser Prozess ist notwendig, um ein hohes Kompetenzniveau zu erreichen und die gute Praxis zu verstärken. Man lernt nämlich aus seinen Fehlern, aber auch aus der gut ausgeführten Arbeit. Man wird nicht als Meister geboren, aber… durch die Praxis wird man zum Meister. Wenn die Pflegeperson ihren ersten Patienten versorgt, ist sie bereits kompetent. Das «erste Mal» am Patienten gibt es nicht mehr!

Indem man die einzelnen Personen mit realitätsnahen klinischen Krisensituationen konfrontiert, schafft man einen starken emotionalen Kontext, der das Gedächtnis fordert und ermöglicht, die Kenntnisse länger aufrechtzuerhalten.

Einer der stärksten und wichtigsten Momente der Simulation : die Nachbesprechung

Aber eine Simulationspuppe reagiert doch nicht gleich wie ein Patient, oder?

Es besteht tatsächlich wenig Hoffnung, dass die Simulationspuppe in der Pause mit Ihnen einen Kaffee trinkt … (lacht).  Die aktuellen Simulationspuppen sind jedoch mit elektronischen Systemen ausgestattet, welche die Mehrheit der Veränderungen in Zusammenhang mit einer Pathologie reproduzieren können. Sie werden im Übrigen von einem Ausbildungsexperten ferngesteuert, der sie anhand der von den Lernenden ausgeführten Handlungen reagieren oder sprechen lässt. Man bewegt sich also nahe an der Realität. Es ist sogar schon vorgekommen, dass ein Teilnehmer mit viel Mitgefühl die Hand der Simulationspuppe gehalten hat!

Integration der Familie und/oder des Umfelds des Patienten in bestimmten Szenarien
Management komplexer Pflegesituationen und interprofessionelle Kommunikation zwischen verschiedenen Disziplinen

Gibt es Simulationskurse mit richtigen Personen?

Ja. Die für eine Simulationssitzung benutzte Schnittstelle (Simulationspuppe/Patient, simuliert/real, virtuell/anatomischer Teil) ist abhängig von den festgelegten pädagogischen Zielen. Die Simulationspuppe ist geeignet, um eine komplexe klinische Situation zu simulieren und die Teamarbeit zu analysieren. Eine richtige Person («Simulationspatient» oder «Schauspielpatient» genannt) ist ideal, um die Interaktion Patient-Pflegeperson zu analysieren, wie zum Beispiel im Szenario «Mitteilung einer schlechten Nachricht». Mit einer vorgängigen Schulung und einem gewissen Schauspieltalent können für diese Rolle auch richtige Patienten eingesetzt werden. Hier öffnet sich eine ausserordentliche Verbindung zur Bevölkerung.

Schlechte Nachricht: Übung

Steht dieses Zentrum allen Mitarbeitenden des Spital Wallis offen?

Das Zentrum steht medizinischen, pflegenden und anderen Mitarbeitenden (zum Beispiel unseren Mitarbeitenden am Empfang) offen. Die einzige Voraussetzung für den Zugang zum Simulationszentrum ist die Anwesenheit einer für die Schulung durch Simulation ausgebildeten Betreuung.

Dieses Zentrum ist interdisziplinär, interprofessionell und standortübergreifend und eine treibende Kraft für den Zusammenhalt im Spital Wallis. In Zukunft möchten wir auch mit anderen externen Partnern (z.B. HES, Air-Glaciers, Ambulanzen, …) arbeiten.

Das Simulationszentrum im Spital Siders

Das Simulationszentrum ist am 15. April 2019 im Spital Siders eingeweiht worden. Dieses Projekt verkörpert die fünf Grundwerte der Institution: Nachhaltigkeit, Gemeinschaftsgeist, Verantwortung, Gerechtigkeit und Pflege.

Ein Simulations- und Trainingscenter auch im Spitalzentrum Oberwallis

Das Simulations- und Trainingscenter SZO in Brig wurde im September 2018 eingeweiht. Die modern ausgerüstete Infrastruktur erlaubt pflegerische, medizin-technische und -therapeutische Simulationen und Trainings u.a. in den Bereichen Medizinaltechnik, Clinical Assessment, Reanimation. Das neue Angebot ist ein wichtiger Beitrag, um die Patientensicherheit und die Leistungsqualität kontinuierlich zu verbessern.  

Simulationen und Trainings erlauben es medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Fachpersonen Standardsituationen sowie Situationen mit einer höheren Komplexität in realitätsnahen Übungssituationen durchzuführen und zu analysieren. Diese Trainings haben zum Ziel, die Betreuungsqualität stetig zu verbessern und leisten einen bedeutenden Beitrag zur Sicherheit der Patienten.

Mehr Infos: Simulations- und Trainingscenter Spitalzentrum Oberwallis SZO – Hôpital du Valais (hopitalduvalais.ch)

Andere Art von Schulung im Spital Wallis: Lumbaler Bandscheibenvorfall

Über den Autor/die Autorin

Jessica Salamin

Collaboratrice communication - Spécialisée médias sociaux

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