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Radiologiefachmann/-frau: zwischenmenschlicher Kontakt und Spitzentechnologie

Mir rund 120’000 radiologischen Leistungen an den Standorten Sitten, Siders, Martinach und St-Amé spielen die Radiologiefachleute bei der Patientenversorgung in der Abteilung Radiologie eine wesentliche Rolle. Im Spitalzentrum des französischsprachigen Wallis (CHVR) arbeiten rund 80 dieser Spezialistinnen und Spezialisten für bildgebende Verfahren. Ihr Tätigkeitsbereich umfasst drei Bereiche: diagnostische Radiologie, Nuklearmedizin und Radioonkologie. Dieser relativ unbekannte Beruf hat viel zur Diagnose und zur Versorgung von COVID-19-Patienten beigetragen.

Wir haben mit zwei dieser Fachleute in blauen Kitteln gesprochen, um mehr über den Alltag der in diagnostischer Radiologie spezialisierten Radiologiefachleute zu erfahren und ihre Rolle innerhalb des Spitals, aber auch während der COVID-19-Pandemie kennenzulernen.

Welche Aufgabe haben die Radiologiefachleute (MTRA)?

Die MTRA sind wahre Experten für bildgebende Verfahren. Sie üben einen sogenannten «medizintechnischen» Beruf aus, der technische Leistungen mit zwischenmenschlichen Beziehungen verbindet. Diese Gesundheitsfachpersonen werden in drei Bereichen ausgebildet. Der erste Bereich betrifft die diagnostische Radiologie. In diesem Tätigkeitsfeld setzen die MTRA zahlreiche Techniken und Methoden der medizinischen Bildgebung ein, um die unterschiedlichsten Patienten zu versorgen und Bilder des menschlichen Körpers herzustellen. Diese Bilder werden mit Röntgenstrahlen (Röntgenaufnahmen, Radioskopie, Scanner, Mammographie, usw.), elektromagnetischen Wellen (MRI) oder Ultraschall (Echografie) hergestellt. «Wir unterstützen die ärztliche Diagnose der Radiologen und arbeiten auch mit anderen Fachärzten wie Notfallärzten, Orthopäden, Intensivmedizinern und Onkologen zusammen, die uns häufig mit der Überwachung der Patienten beauftragen», erklärt Laetitia Kohler, Radiologiefachfrau im Spital Martinach.

Laetitia Kohler
MTRA in Martinach

Sie bieten auch den Radiologen und Herzchirurgen eine wertvolle Unterstützung bei therapeutischen Handlungen (Infiltrationen, arterielle periphere oder koronare Dilatation, Biopsie, usw.).

Die Radiologiefachleute werden auch im Bereich der Nuklearmedizin ausgebildet. Auf diesem Gebiet wird mit sehr geringen Mengen an radioaktiven Substanzen (Radioisotope), die den Patienten zum Beispiel bei der Überwachung eines Krebsleidens verabreicht werden, objektiv die Physiologie der Gewebe und der inneren Organe untersucht.

Schliesslich sind sie auch noch Expertinnen und Experten im Bereich der Radioonkologie. Die Besonderheit dieses Tätigkeitsfeldes ist die Behandlung von Krebserkrankungen mit ionisierenden Strahlen (Röntgenstrahlen mit hoher Energie oder Elektronen), welche die Tumorzellen zerstören. Der Pflege- und Behandlungsplan des Patienten wird gemeinsam mit den Radioonkologen und den Medizinphysikern erstellt.

Wie erfolgt die Versorgung eines Patienten in diagnostischer Radiologie?

Die MTRA spielen bei der Versorgung des Patienten eine zentrale Rolle. Sie begleiten den Patienten, bereiten ihn für die Untersuchung vor und erstellen die Bilder, bevor sie ihn wieder zurückbegleiten. Die Spezialistinnen und Spezialisten gewährleisten die Verbindung von zwischenmenschlichen Beziehungen und Technologie und führen medizintechnische Handlungen wie das Verlegen eines Venenkatheters für die Injektion von Kontrastmittel aus.

Valentin Roessli
MTRA, Leiter der Abteilungen diagnostische und interventionelle Bildgebung, Radioonkologie und Nuklearmedizin

Die Bilder werden anschliessend an den Radiologen übermittelt, der eine Diagnose erstellt und einen Bericht für den Auftraggeber verfasst. «Mit zunehmender Erfahrung gewinnen die MTRA an Sachverständnis und ihr Auge wird schärfer. Sie sind jedoch nicht zuständig für die Mitteilung der Diagnose an den Patienten», erläutert Valentin Roessli, MTRA und Abteilungsleiter. «Das ist übrigens eine der Schwierigkeiten unseres Berufs: Manchmal sehen wir beim Patienten sehr auffällige Bilder, dürfen aber keinerlei Emotionen zeigen. Auch wenn wir eine menschliche und mitfühlende Versorgung garantieren, müssen wir eine gewisse Distanz einhalten», betont Laetitia Kohler.

Wie sieht ein Arbeitstag der MTRA aus?

Die Mitarbeitenden werden in verschiedenen Untersuchungsmodalitäten eingeplant.Nachdem sie die Qualitätskontrollen der radiologischen Anlagen durchgeführt haben, sind die MTRA zuständig für das Tagesprogramm der Untersuchungen, das sich ständig ändert. Zum Programm gehören die geplanten ambulanten Termine, die stationären Patienten und diejenigen der Notfallstation. Valentin Roessli vergleicht die Rolle mit derjenigen eines “Fluglotsen”: «Um nach Möglichkeit “tote Zeiten für die Maschinen” oder im Gegenteil eine Überlastung zu vermeiden, müssen die MTRA eine ganz klare Vision der verschiedenen Aufträge für die vorgesehenen Untersuchungen haben.» Dazu können sie sich auf die Radiologen abstützen, um die Untersuchungen gemäss den Kriterien der Dringlichkeitsstufen zu priorisieren.

Welche Kompetenzen brauchen gute MTRA?

«Vorerst sind die menschliche Dimension und die zwischenmenschlichen Qualitäten unverzichtbar», erläutert Valentin Roessli, der zugleich präzisiert, dass es keine abschliessende Liste von Kriterien für eine gute Fachperson gibt. «Die Zeit mit dem Patienten ist relativ kurz. Man muss deshalb rasch ein Vertrauensverhältnis schaffen, um die Untersuchungen unter möglichst guten Bedingungen durchführen zu können», erklärt anschliessend die Technikerin.

Die MTRA müssen sich auf ihr Know-how und auf hohe technische Kompetenzen abstützen können, um ihr Arbeitsumfeld zu beherrschen, dass sich in ständiger Entwicklung befindet. «Sie müssen laufend ihre Kompetenzen weiterentwickeln, um technologisch auf dem neusten Stand zu bleiben. Übrigens haben einige unserer Kolleginnen und Kollegen noch die Entwicklung der Röntgenbilder in den Dunkelkammern erlebt. Heute ist der Herstellungsprozess der Bilder vollständig digitalisiert und greift auf digitale Algorithmen zurück», fügt der MTRA-Chef als Beispiel an.

Ein anderer wichtiger Aspekt betrifft den Strahlenschutz und den Einsatz der Röntgenstrahlen, der nicht ohne Risiko ist und von den Mitarbeitenden ein grosses Verantwortungsbewusstsein erfordert, insbesondere in Bezug auf die Begründung, die Optimierung und die Begrenzung der Röntgenstrahlen, die den Patienten verabreicht werden.

Laetitia Kohler erwähnt zudem die notwendige Flexibilität für einen unterschiedlichen Arbeitsrhythmus sowie für unregelmässige Arbeitszeiten aufgrund des Bereitschaftsdienstes (Nacht, Wochenende, Feiertage) und des Pikettdienstes, da die Abteilung 24/24 Stunden und 7/7 Tage zur Verfügung stehen muss.

Die beiden Spezialisten sind sich einig, dass für die komplexe Patientenversorgung ein gutes Stressmanagement und eine gewisse Gelassenheit notwendig sind.

COVID-19: Thoraxbilder auch im Zentrum der Pandemie

Mit dem Auftreten des Virus sind auch die Kompetenzen der Radiologiefachleute in Anspruch genommen worden. Wie es in anderen Abteilungen der Fall gewesen ist, haben sich auch die Mitarbeitenden der Abteilung Radiologie anpassen und ihre Arbeit neu organisieren müssen. Die erste und die zweite Welle sind in Bezug auf die Versorgung der Patienten, die Untersuchungen und die Organisation der Abteilung recht unterschiedlich verlaufen.

Versorgung der COVID-19-Patienten

Bereits während der ersten Welle haben die Thoraxbilder bei der Versorgung der COVID-19-Patienten eine Rolle gespielt. Zu Beginn der Pandemie ist das bildgebende Verfahren vermehrt für die Überwachung der Pateinten eingesetzt worden, deren Gesundheitszustand sich verschlechtert hat (Nachweis pulmonaler Superinfektion). Anschliessend hat es dazu gedient, die COVID-Diagnose zu bestätigen sowie die Entwicklung der Krankheit und ihrer Komplikationen zu entdecken.

«Auf einem typischen Lungenbild eines COVID-Patienten kann man zum Beispiel weissliche Flecken, sogenannte milchglasartige Infiltrate, erkennen», veranschaulicht die Spezialistin für bildgebende Verfahren.

Der MTRA und Abteilungsleiter pflichtet dieser Aussage bei: «Auf dem Höhepunkt der Krise in unserem Kanton hat sich die Computertomographie des Thoraxbereichs bei symptomatischen Patienten als Screening-Methode aufgedrängt. Täglich sind in der Intensivpflege, im Aufwachzimmer und im Operationstrakt bei nicht mobilisierbaren Patienten ebenfalls rund vierzig Röntgenaufnahmen durchgeführt worden. So sind wir im Kampf gegen diese Epidemie an vorderster Front gestanden, auch wenn wir weiterhin im Dunkeln arbeiten.»

Die Organisation innerhalb der Abteilung

«Während der ersten Welle haben wir unsere ambulante Tätigkeit eingestellt, um uns ausschliesslich den stationären Patienten und den Notfallpatienten zu widmen. Um die Verfügbarkeit unseres medizintechnischen Bereichs zu garantieren, haben wir beschlossen, den Fluss der Covid-Patienten und denjenigen der übrigen Patienten zu trennen. Zudem sind die MTRA an jedem Standort in 2 Teams aufgeteilt worden, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Damals haben wir befürchtet, dass in unseren Teams aufgrund von Covid-bedingten Abwesenheiten Lücken entstehen könnten», erzählt der MTRA-Chef und fährt fort: «Nach der ersten Welle haben wir die aufgeschobenen ambulanten Termine nachholen müssen, was während der Sommermonate zu einer starken Zunahme der Arbeitsbelastung geführt hat. Noch bevor unsere Teams sich erholt haben, ist bereits die zweite Welle angekommen. Diese hat uns durch ihre Intensität und ihre Geschwindigkeit überrascht.» Für Laetitia Kohler ist die zweite Welle schwieriger zu meistern gewesen: «Im Gegensatz zur ersten Welle haben wir die dringlichen ambulanten Untersuchungen wieder durchgeführt (zum Beispiel Bilanzen und Überwachung von Krebs) … und dann sind noch die zahlreichen Untersuchungen für die COVID-Patienten, die Notfälle und die stationären Patienten hinzugekommen.» Hingegen betont sie die geringen Kenntnisse zu Beginn der Pandemie: «Ich erinnere mich, dass wir jungen, sehr schwachen Patienten bei der Mobilisierung helfen mussten.  Zu Beginn hat die Erkrankung Ängste ausgelöst. Mit der Zeit hat sich das alles ein wenig beruhigt.»

«Ich bedanke mich gemeinsam mit den Kadern MTRA bei unseren Kolleginnen und Kollegen, die während der vergangenen Monate einen ausserordentlichen Einsatz geleistet haben. An der Front haben sie sich trotz aller Ungewissheit solidarisch gezeigt.»

Valentin Roessli, MTRA, Abteilungsleiter

Über den Autor/die Autorin

Malika Storelli

Collaboratrice spécialisée en communication

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